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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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und Flügen und tiefgreifenden, grundlegenden Änderungen im Turing-Speicher, die es vorzunehmen galt.
    Turing. Er erinnerte sich an schablonierte Haut, die unter einer Himmelsprojektion über ein Eisengeländer gestoßen wurde. An die Desiderata Street.
    Und die Stimme sprach weiter, sang ihn in die Dunkelheit zurück, aber es war seine eigene Dunkelheit, sein Pulsschlag und sein Blut, es war die Dunkelheit, in der er schon immer geschlafen hatte, hinter seinen Augen, seinen eigenen.
    Er erwachte erneut, obwohl er zu träumen glaubte, und sah ein breites, freundliches Lächeln mit goldblitzenden Schneidezähnen: Aerol, der ihn auf der Babylon Rocker in ein g-Netz schnallte.
    Und dann der lange, rhythmische Pulsschlag von Zion-Dub.

SCHLUSS
    Abreise und Ankunft

24
    Sie war weg. Er spürte es sofort, als er die Tür ihrer gemeinsamen Suite im Hyatt öffnete. Schwarze Futons, der Kiefernboden mattglänzend poliert, die Papierwände mit in Jahrhunderten gereifter Sorgfalt platziert. Sie war weg.
    Auf der schwarzlackierten Schrankbar neben der Tür lag eine Nachricht, ein einzelner Briefbogen, einmal gefaltet und mit dem Shuriken beschwert. Er zog ihn unter dem neunzackigen Stern hervor und öffnete ihn.
    HE, IST OKAY, ABER DIE SPANNUNG IST
    RAUS. HAB DIE RECHNUNG SCHON BEZAHLT.
    BIN NUN MAL SO VERANLAGT. PASS AUF
    DICH AUF, JA?
    MOLLY
    Er knüllte das Papier zu einer Kugel zusammen und legte sie neben das Shuriken. Dann nahm er den Stern und ging damit zum Fenster, wobei er ihn in der Hand drehte. In Zion hatte er ihn in seiner Jackentasche gefunden, als sie sich zum Aufbruch zur JAL-Station bereitmachten.
    Er sah ihn sich an. Sie waren an dem Laden vorbeigekommen, wo sie ihm das Ding gekauft hatte, als sie wegen Mollys letzter Operation zusammen nach Chiba geflogen waren. An jenem Abend, als sie in der Klinik lag, war er ins Chatsubo gegangen
und hatte Ratz besucht. Bei ihren fünf früheren Trips hatte ihn etwas von dem Lokal ferngehalten, aber diesmal war ihm danach gewesen, wieder mal reinzuschauen.
    Ratz hatte ihn ohne den geringsten Schimmer des Wiedererkennens bedient.
    »He«, sagte er, »ich bin’s, Case.«
    Die alten Augen musterten ihn aus ihren dunklen, runzligen Höhlen. »Ah«, sagte Ratz schließlich, »der Künstler.« Er zuckte mit den Achseln.
    »Bin wieder da.«
    Der Barkeeper schüttelte den massigen, stoppeligen Kopf. »Night City ist kein Ort, an den man zurückkehrt, Künstler«, sagte er, während er den Tresen vor Case mit einem dreckigen Lappen abwischte. Sein pinkfarbener Greifer surrte.
    Und dann hatte er sich abgewandt, um einen anderen Gast zu bedienen, und Case hatte sein Bier ausgetrunken und war wieder gegangen.
    Jetzt berührte er die Spitzen des Shuriken, eine nach der anderen, wobei er das Ding langsam drehte. Sterne. Schicksal. Hab das verdammte Ding nicht mal benutzt, dachte er.
    Hab nicht mal rausgefunden, was für’ne Farbe ihre Augen haben. Sie hat sie mir nie gezeigt.
    Wintermute hatte gewonnen, war irgendwie mit Neuromancer verschmolzen und etwas anderes geworden, das zu ihnen aus dem Platinkopf gesprochen und ihnen erklärt hatte, es habe die Turing-Aufzeichnungen verändert und alle Beweise für ihr Verbrechen gelöscht. Die Pässe, die Armitage beschafft hatte, waren gültig, und sie bekamen beide eine stattliche Summe auf ein Genfer Nummernkonto überwiesen. Die Marcus Garvey würde irgendwann zurückgegeben werden, und Maelcum und Aerol sollten ihr Geld durch die Bank auf den Bahamas erhalten, die den Zion-Haufen betreute. Auf dem Rückflug in der Babylon Rocker hatte Molly
ihm erzählt, was die Stimme ihr über die Giftsäckchen gesagt hatte.
    »Das hat sich erledigt. Er war irgendwie so tief in deinem Kopf drin, dass er dein Hirn dazu gebracht hat, das Enzym zu produzieren. Jetzt schwimmen sie also frei im Blut rum. Die Zioniten machen dir’nen Blutaustausch und spülen alles raus.«
    Mit dem Stern in der Hand sah er in die kaiserlichen Gärten hinunter und erinnerte sich, wie er blitzartig begriffen hatte, als das Kuang-Programm das Eis unter den Türmen durchdrungen hatte, an den einen kurzen Blick auf das Informationsgefüge, das 3Janes tote Mutter dort entwickelt hatte. In dem Moment hatte er verstanden, ohne dabei jedoch Abscheu zu empfinden, weshalb Wintermute das Nest als Symbol für sich selbst gewählt hatte. Sie hatte die falsche Unsterblichkeit des Kälteschlafs durchschaut; im Gegensatz zu Ashpool und ihren anderen Kindern – mit Ausnahme von 3Jane –

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