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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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sie gezündet worden war. Turner hatte den Hang selber bestiegen, mit blutverschmierter Kleidung, hatte das Nest aus niedergedrücktem Gestrüpp, wo die Mörder gewartet hatten, sowie den Messerschalter und die rostige Autobatterie gesehen und die Stummel selbstgedrehter Zigaretten neben dem neuen, blitzenden Kronkorken einer Flasche Bohemia-Bier gefunden.
    Die Serie musste eingestellt werden, und der Krisenstab leistete treue Dienste und organisierte den Heimtransport der Leichen und die Rückkehr der überlebenden Schauspieler und Crewmitglieder. Turner nahm die letzte Maschine, und nachdem er acht Gläser Scotch in der Flughafenbar von Acapulco gekippt hatte, wanderte er ziellos durch die Abflughalle und lief dort einem leitenden Techniker von Sense/Net Los Angeles namens Buschel über den Weg. Buschel war blass unter seiner L. A.-Bräune. Sein leichter Leinenanzug war schlapp vom Schweiß. Er trug einen schlichten Aluminiumkoffer, eine Art Kamerakoffer, dessen Seitenflächen von Kondenswasser mattiert waren. Turner starrte den Mann und den schwitzenden Koffer mit den rotweißen Warnzeichen und den umfangreichen Aufklebern mit Hinweisen zum sachgerechten Transport von kryogenisch gekühltem Material an.
    »O Gott«, sagte Buschel, als er ihn bemerkte. »Turner. Tut mir leid, Mann. Bin heute früh runtergekommen. Verdammt üble Geschichte.« Er zog ein klitschnasses Taschentuch aus der Jackentasche und wischte sich das Gesicht ab. »Ganz mieser Job. Hab so was bis jetzt noch nie machen müssen …«
    »Was ist in dem Koffer, Buschel?« Er war jetzt viel näher bei ihm, obwohl er sich nicht erinnerte, dichter an ihn herangetreten zu sein. Er konnte die Poren in Buschels gebräuntem Gesicht sehen.
    »Alles in Ordnung, Mann?« Buschel wich einen Schritt zurück. »Sie sehen schlecht aus.«

    »Was ist in dem Koffer, Buschel?« Leinen ballte sich in seiner Hand; die Knöchel wurden weiß und zitterten.
    »Verdammt nochmal, Turner.« Der Mann riss sich los. Er hielt den Griff des Koffers jetzt mit beiden Händen umklammert. »Die sind nicht beschädigt. Nur eine kleine Abschürfung an einer Hornhaut. Sie gehören Sense/Net. Stand in ihrem Vertrag, Turner.«
    Und er hatte sich abgewandt, die Gedärme um acht Gläser Scotch pur zusammengekrampft, und gegen die Übelkeit angekämpft. Unaufhörlich, neun Jahre lang, bis die Erinnerung daran auf der Flucht vor dem Holländer in London, Heathrow über ihn hereingebrochen, auf ihn herabgestürzt war, so dass er sich vorgebeugt und, ohne seinen Weg durch die schier endlosen Korridore zu unterbrechen, in den blauen Plastikmülleimer gekotzt hatte.
    »Na los, Turner«, sagte Webber, »streng dich mal’n bisschen an. Zeig uns, wie man’s macht!« Im Teergeruch der Wüstenpflanzen rollte das Modul mühsam wieder an.
     
    »Alles klar hier«, sagte Ramirez. Seine Stimme klang kühl und ruhig.
    Turner berührte das Kehlkopfmikro. »Du kriegst gleich Gesellschaft.« Er ließ das Mikro los. »Nathan, es wird Zeit. Du und Davis, ab zum Bunker!«
    Davis war verantwortlich für das Funkgerät, ihre einzige matrixunabhängige Verbindung zu Hosaka. Nathan war der Bastler vom Dienst. Lynch rollte die letzten beiden Speichenräder ins Gestrüpp hinter dem Parkplatz. Webber und Compton knieten neben dem Modul und steckten das Kabel ein, das Hosakas Chirurgen mit dem Sony-Biomonitor im Befehlsstand verband. Nachdem die Räder entfernt waren und das Modul waagrecht auf vier Böcke abgesenkt war, erinnerte die transportable Neurochirurgie Turner wieder an seinen französischen
Feriencamper. Das war eine viel spätere Urlaubsreise gewesen, vier Jahre nach seiner Anwerbung durch Conroy in Los Angeles.
    »Wie läuft’s?«, fragte Sutcliffe über Funk.
    »Gut.« Turner berührte von neuem das Mikro.
    »Einsam hier draußen«, sagte Sutcliffe.
    »Compton«, sagte Turner, »Sutcliffe braucht Hilfe, um die Umgebung zu überwachen. Lynch geht auch mit.«
    »Schade«, meinte Lynch aus dem Dunkeln. »Ich hatte gehofft, ich könnte hier mitmischen.«
    Turners Hand lag am Griff der Smith & Wesson im Halfter unter dem Parka. »Na los, Lynch.« Wenn Lynch Conroys Spitzel war, dann würde er hierbleiben oder im Bunker sein wollen.
    »Scheiße«, sagte Lynch. »Da ist niemand, das weißt du ganz genau. Wenn du mich hier nicht dabeihaben willst, geh ich eben rein und schau Ramirez zu.«
    »Alles klar«, sagte Turner und zog die Kanone, wobei er den Stift drückte, der den Xenon-Projektor aktivierte. Der erste

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