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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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Turner und erhob sich von der Schieferplatte, »er hat Recht. Wenn er sich das Handgelenk verstaucht, sind wir erledigt. Schon eine geringfügige Überanstrengung, die er nicht mal spürt, könnte sein Tempo beeinträchtigen.«
    Webber zuckte mit den Achseln. »Tja. Er hockt im Bunker, badet seine Hände in unserem letzten Wasser und summt munter vor sich hin – also kann eigentlich nichts schiefgehen.«
    Als sie zu der Ambulanz kamen, zählte Turner die Anwesenden automatisch durch. Sieben. Ramirez war im Bunker; Sutcliffe hockte irgendwo in dem Schlackensteinlabyrinth vor den Monitoren der Überwachungsanlage. Lynch hatte sich einen Steiner-Optic-Laser über die rechte Schulter gehängt, ein Kompaktmodell mit ausklappbaren Metallskelettschaft; integrierte Batterien bildeten den dicken Griff unter dem grauen Titangehäuse, das als Lauf diente. Nathan trug einen schwarzen Overall und schwarze, mit einer hellen Staubschicht überzogene Springerstiefel; die gewölbten Ameisenaugengläser eines Bildverstärkers baumelten von einem Riemen unter dem Kinn herab. Turner setzte die mexikanische
Sonnenbrille ab, steckte sie in eine Brusttasche seines blauen Arbeitshemds und knöpfte die Klappe zu.
    »Na, wie sieht’s aus, Teddy?«, fragte er einen stämmigen Einsachtziger mit kurzen braunen Haaren.
    »Alles bestens«, lächelte Teddy und zeigte seine Zahnlücken.
    Turner musterte die restlichen drei Mitglieder des Teams und nickte ihnen der Reihe nach zu: Compton, Costa, Davis.
    »Jetzt geht’s ran an den Speck, was?«, fragte Costa. Er hatte ein volles, feuchtes Gesicht und einen dünnen, sorgfältig gestutzten Bart. Wie Nathan und die anderen trug er Schwarz.
    »Ja, bald«, sagte Turner. »Alles klar so weit?«
    Costa nickte.
    »Schätzungsweise noch dreißig Minuten bis zur Ankunft«, erklärte Turner.
    »Nathan, Davis«, sagte Webber, »montiert den Abfluss ab.« Sie reichte Turner eins der Telefunken-Sets, das sie bereits ausgepackt hatte, setzte selber eins auf, zog die Schutzfolie von dem selbstklebenden Kehlkopfmikro ab und drückte es sich auf den sonnenverbrannten Hals.
    Nathan und Davis hantierten im Dunkeln hinter dem Modul. Turner hörte Davis leise fluchen.
    »Scheiße«, sagte Nathan. »Da ist kein Deckel für das Rohr.« Die anderen lachten.
    »Lasst gut sein«, sagte Webber. »Kümmert euch um die Räder. Lynch und Compton, ihr fahrt die Böcke aus.«
    Lynch zog einen pistolenförmigen, motorgetriebenen Schraubendreher aus dem Gürtel und bückte sich unter den Container. Das Ding schwankte, und die Federn quietschten leise; die Ärzte bewegten sich drinnen. Turner hörte das kurze, hohe Surren irgendeines Geräts im Innern, dann das Rattern von Lynchs Schraubendreher, als er die Stützen fertigmachte.

    Er steckte sich den Hörknopf ins Ohr und klebte sich das Mikro neben den Kehlkopf. »Sutcliffe? Check?«
    »Okay«, sagte der Australier, eine leise Stimme, die von seiner Schädelbasis zu kommen schien.
    »Ramirez?«
    »Laut und deutlich …«
     
    Acht Minuten. Sie rollten das Modul auf seinen zehn dicken Reifen heraus. Turner und Nathan waren am vordersten Paar und lenkten. Nathan hatte seine Gläser auf; Mitchell kam in der Dunkelheit einer mondlosen Nacht. Das Modul war unwahrscheinlich schwer, es ließ sich kaum steuern. »Als ob man’nen Laster auf’n paar Einkaufswagen packen würde«, murmelte Nathan vor sich hin. Turner hatte Kreuzschmerzen. Sein Rücken war seit Neu-Delhi nicht mehr ganz in Ordnung.
    »Halt«, sagte Webber vom dritten Rad links. »Ich häng an so’nem Scheißstein fest.«
    Turner ließ sein Rad los und richtete sich auf. Es waren massenhaft Fledermäuse unterwegs in dieser Nacht; flatternde Schatten vor dem sternenübersäten Wüstenhimmel. Im mexikanischen Dschungel hatte es auch Fledermäuse gegeben, nektarsaugende Fledermäuse, die in den ausladenden Bäumen über dem Zimmerkomplex schliefen, in dem das Sense/ Net-Team untergebracht war. Turner war auf diese Bäume geklettert und hatte unsichtbare monomolekulare Fasern in die überhängenden Äste gespannt, meterlange Rasiermesser, die auf unvorsichtige Eindringlinge warteten. Aber Jane und die anderen hatten trotzdem den Tod gefunden; sie waren an einem Hang in den Bergen von Acapulco in die Luft gesprengt worden. Ärger mit einer Gewerkschaft, hieß es später, aber der Fall blieb ungeklärt. Fest stand nur, dass es sich um eine primitive Claymore-Mine gehandelt hatte; man wusste auch, wo
sie angebracht und von wo aus

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