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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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beim Finnen kaufst, weißt du, bei wem du kaufst. Ich steh hinter meinen Produkten, ausnahmslos.«
    Bobby starrte auf das nach oben gekehrte Gesicht des Toten, auf die stumpf gewordenen Augen. Mit der Form des Rumpfes
stimmte was nicht, auch nicht mit der Art, wie der schwarzgewandete Tote dalag. Japanisches Gesicht, ausdruckslos, tote Augen …
    »Und was meint ihr«, fuhr der Finne fort, »wie viele Leute in der ganzen Zeit blöd genug waren, den Versuch zu unternehmen, hier reinzukommen und mich zu erledigen? Keiner! Kein Einziger, bis heute früh, und dann gleich drei . Das heißt« – er warf Bobby einen feindseligen Blick zu – »den kleinen Haufen Scheiße hier nicht mit eingerechnet, aber …« Er zuckte mit den Achseln.
    »Sieht irgendwie verdreht aus«, sagte Bobby mit einem Blick auf den ersten Toten.
    »Weil er innen drin Hundefutter ist.« Der Finne grinste boshaft. »Total zermatscht.«
    »Der Finne sammelt exotische Waffen«, bemerkte Lucas und stupste mit der Spitze seines Stocks das Handgelenk eines zweiten Toten an. »Hast du sie auf Implantate durchleuchtet, Finne?«
    »Klar. Scheißplackerei. Musste sie ins Hinterzimmer runterschaffen. Nichts, nur das Übliche. Ein simples Killer-Kommando.« Der Finne saugte geräuschvoll an den Zähnen. »Warum will mich jemand kaltmachen?«
    »Vielleicht hast du irgendwem ein sündhaft teures Programm verkauft, das nicht funktioniert«, meinte Lucas.
    »Ich hoffe, das soll nicht heißen, dass du sie geschickt hast, Lucas«, sagte der Finne gelassen. »Es sei denn, du willst meine Hundefutternummer am eigenen Leib erleben.«
    »Hab ich etwa behauptet, du hättest uns was verkauft, was nicht funktioniert?«
    »Ihr habt Probleme, hast du gesagt. Und was habt ihr in letzter Zeit sonst von mir gekauft?«
    »Sorry, Finne, aber das sind nicht unsere Leute. Das weißt du selber.«

    »Ja, da hast du wohl Recht. Also, was zum Teufel führt dich zu mir, Lucas? Du weißt, auf das Zeug, das ihr gekauft habt, gab’s nicht die übliche Garantie …«
     
    »Also wirklich«, sagte der Finne, nachdem er sich Bobbys Geschichte von seinem gescheiterten Cyberspace-Run angehört hatte, »ist schon’ne komische Scheiße da draußen.« Er schüttelte langsam den schmalen, seltsam gestreckten Kopf. »War früher nicht so.« Er blickte zu Lucas. »Ihr wisst Bescheid, was?«
    Sie saßen an einem quadratischen weißen Tisch in einem weißen Zimmer des Erdgeschosses hinter dem mit allem möglichen Plunder gefüllten Laden. Der Boden bestand aus abgenutzten Krankenhausfliesen mit rutschfestem Belag; die Wände waren mit schmuddeligen weißen Plastikplatten verkleidet, hinter denen sich dicht an dicht Schichten von Anti-Abhörelektronik verbargen. Verglichen mit dem Ladenraum war das Hinterzimmer antiseptisch sauber. Mehrere mit Sensoren und Scanner-Geräten bestückte Metallstative standen wie abstrakte Skulpturen um den Tisch herum.
    »Wir wissen was?«, fragte Bobby. Mit jeder Wiederholung seiner Geschichte fühlte er sich weniger wie ein Wilson. Wichtig. Er fühlte sich wichtig.
    »Du doch nicht, du Flachwichser«, sagte der Finne müde. »Er. Der große Mr. Hoodoo. Der weiß es. Weiß, dass es nicht mehr so ist wie früher … Schon lange nicht mehr. Ich bin schon seit’ner Ewigkeit im Geschäft. War schon damals dabei. Vorm Krieg, als es noch keine Matrix gab, das heißt, als die Leute noch nicht wussten, dass es eine gab.« Er sah jetzt Bobby an. »Ich hab’n paar Schuhe, die sind älter als du, also was zum Teufel sollst du schon groß wissen? Es gibt Cowboys, seit es Computer gibt. Die ersten Computer wurden gebaut, um
deutsches Eis zu knacken, stimmt’s? Codeknacker. Also gab’s das Eis vor den Computern, wenn man’s so sieht.« Er steckte sich seine fünfzehnte Zigarette an diesem Abend an, und Rauch breitete sich langsam im Zimmer aus. »Lucas weiß es, klar. In den letzten sieben, acht Jahren gab’s komische Geschichten da auf dem Konsolencowboy-Parkett. Die neuen Jockeys, die machen Deals mit Dingern, stimmt’s, Lucas? Ja, ich weiß Bescheid, da kannst du einen drauf lassen. Sie brauchen nach wie vor die Hard- und die Software und müssen immer noch flinker sein als Schlangen auf Eis, aber alle, jedenfalls die wirklich guten, die wissen, wie man klarkommt, haben Verbündete, stimmt’s, Lucas?«
    Lucas zog seinen goldenen Zahnstocher aus der Tasche und machte sich an einem Backenzahn zu schaffen. Seine Miene war düster und ernst.
    »Throne und Reiche«, sagte der

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