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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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Lichtstrahls. Verschmorter Beton unter seinen dünnen Sohlen.
    Ihre weißen Turnschuhe blitzten auf, jetzt dicht an der runden Wand. Wieder stach der gespenstische Laserstrahl durch sein Blickfeld; er tanzte vor seinen Augen, während er rannte. Jemand stellte ihm ein Bein. Er schürfte sich die Hände am Beton auf.
    Er rollte herum, stieß mit dem Fuß, traf nicht. Ein schmächtiger Junge, im Gegenlicht einen regenbogenfarbenen Heiligenschein über dem stachligen Blondschopf, beugte sich über ihn. Über der Bühne wandte sich eine Gestalt mit erhobenem Messer der jubelnden Menge zu. Der Junge lächelte und zog etwas aus dem Ärmel. Ein Rasiermesser, das glutrot aufblitzte, als ein dritter Strahl an ihnen vorbei ins Dunkel schoss. Case sah, dass sich das Rasiermesser wie eine Wünschelrute auf seine Kehle senkte.
    Das Gesicht löste sich in einer brausenden Wolke mikroskopischer Explosionen auf. Mollys Pfeile, zwanzig pro Sekunde. Der Junge hustete krampfhaft und plumpste Case auf die Beine.

    Er ging zu den Buden, ins Dunkel. Er sah nach unten, erwartete, die rubinrote Nadel in der Brust stecken zu sehen. Nichts. Er fand Linda. Sie lag am Fuß eines Betonpfeilers, wo sie zu Boden gestreckt worden war. Ihre Augen waren geschlossen. Es roch nach versengtem Fleisch. Die Menge grölte im Sprechchor den Namen des Siegers. Ein Bierverkäufer polierte seine Zapfhähne mit einem dunklen Lappen. Ein weißer Turnschuh war irgendwie abgegangen und lag neben ihrem Kopf.
    An der Wand entlang. Betonkurve. Hände in den Taschen. Weitergehen. An Gesichtern vorbei, die nichts sahen, weil alle Augen auf dem Bild des Siegers über dem Ring ruhten. Einmal tanzte das zerfurchte Gesicht eines Europäers im Schein eines Streichholzes. Die Lippen wölbten sich um den kurzen Stiel einer Metallpfeife. Haschischgeruch. Case ging weiter. Er fühlte nichts.
    »Case.« Ihre Linsen tauchten aus der Finsternis auf. »Alles okay?«
    Etwas quäkte und gurgelte im Dunkeln hinter ihr.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Der Kampf ist aus, Case. Gehn wir nach Hause.«
    Er versuchte, an ihr vorbeizugehen, zurück ins Dunkel, wo etwas starb. Sie hielt ihm die Hand vor die Brust, um ihn zu stoppen. »Freunde deines engen Freunds. Haben dein Mädchen umgebracht. Was Freunde angeht, hast du keine glückliche Hand gehabt in dieser Stadt, wie? Wir haben ein partielles Profil von dem alten Schwein erstellt, als wir mit dir beschäftigt waren. Für ein paar Neue würde der jeden in die Pfanne hauen. Der Kerl da hinten hat gesagt, sie haben sich auf ihre Fährte gesetzt, als sie dein RAM verhökern wollte. War einfach billiger für sie, die Frau kaltzumachen und die Ware einzusacken. Bisschen was sparen … Hab ich aus dem Kerl mit dem Laser rausgeholt. Zufall, dass wir hier waren, aber das musste
ich nachchecken.« Ihr Mund war hart; die Lippen waren ein dünner Strich.
    Case hatte das Gefühl, sein Verstand sei blockiert. »Wer?«, fragte er, »wer hat sie geschickt?«
    Sie reichte ihm eine blutbesudelte Tüte mit kandiertem Ingwer. Er sah, dass auch an ihren Händen Blut klebte. Hinten im Dunkeln röchelte jemand sabbernd und starb.
    Im Anschluss an die Nachuntersuchung in der Klinik brachte Molly ihn zum Hafen. Armitage wartete schon. Er hatte ein Hovercraft gechartert. Das Letzte, was Case von Chiba sah, waren die dunklen, kantigen Umrisse der Arcologien. Dann legte sich Nebel über das dunkle Wasser und die treibenden Unratmassen.

ZWEITER TEIL
    Die Shopping-Expedition

3
    Daheim. Daheim war BAMA, das Sprawl, die Boston-Atlanta-Metropolenachse.
    Man programmiere eine Karte darauf, die Frequenz des Datenaustauschs anzuzeigen – jeweils tausend Megabyte ein Pixel auf einem sehr großen Bildschirm. Manhattan und Atlanta leuchten grellweiß. Dann beginnen sie zu pulsieren, weil der Datenverkehr die Simulation zu überlasten droht. Der Karte blüht eine Nova. Also kühlt man sie ab: hoch mit dem Raster. Jedes Pixel eine Million Megabyte. Bei hundert Millionen Megabyte pro Sekunde kann man allmählich bestimmte Häuserblöcke in Midtown Manhattan ausmachen, Umrisse von hundertjährigen Industrieparks, die den alten Kern von Atlanta umschließen …
     
    Case erwachte aus einem Traum von Flughäfen, von Mollys schwarzer Lederkluft vor ihm auf dem Weg durch die Hallen von Narita, Schiphol, Orly … Er sah sich an einem Kiosk eine flache Plastikflasche dänischen Wodka kaufen, eine Stunde vor Sonnenaufgang.
    Irgendwo tief in den Stahlbetonfundamenten des Sprawl schob

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