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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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von einem transparenten Gummiband zusammengehalten. »Ich möchte bar zahlen.«
    »O je.« Mr. Paläologos streckte eine rosige Fingerkuppe aus und berührte den obersten Schein, als erwartete er, das ganze Bündel würde sich jeden Moment in Luft auflösen. »Ich verstehe. Nun, wissen Sie, normalerweise mache ich so etwas nicht … Aber ich denke, da ließe sich etwas arrangieren …«
    »Schnell«, sagte sie, »sehr schnell.«
    Er schaute sie an. »Ich verstehe. Dann sagen Sie mir doch bitte« – seine Finger begannen sich über die Tasten des Laptops zu bewegen – »unter welchem Namen möchten Sie reisen?«

21
    Auf dem Highway
    Als Turner wach wurde, war es still im Haus. Vögel zwitscherten in den Apfelbäumen im verwilderten Obstgarten. Er hatte auf dem kaputten Sofa geschlafen, das Rudy in der Küche stehen hatte. Er füllte einen Topf mit Kaffeewasser, das durch die Plastikrohre vom Dachtank gurgelte, stellte den Topf auf den Propangasherd und ging auf die Veranda hinaus.
    Tau lag auf Rudys acht Fahrzeugen, die in Reih und Glied auf dem Kieshof standen. Einer der aufgerüsteten Wachhunde trabte durchs offene Tor, als Turner die Stufen hinunterging; seine schwarze Haube klickte leise in der Morgenstille. Das Tier blieb sabbernd stehen, drehte den entstellten Kopf hin und her, trottete weiter und verschwand um die Ecke der Veranda.
    Turner blieb neben der Motorhaube eines schmutzigbraunen Suzuki-Jeeps mit Wasserstoffzelle stehen. Sicher hatte Rudy das Ding selber umgebaut. Vierradantrieb, große Reifen mit geländegängigem Stollenprofil, die mit hellem, trockenem Flussschlamm überkrustet waren. Klein, langsam, zuverlässig, nicht das Richtige für die Straße …
    Er ging an zwei identischen, rostigen Honda-Limousinen vorbei, gleiches Modell, gleiches Baujahr. Rudy würde eine ausschlachten und die andere damit herrichten; fahrbereit waren sie wohl beide nicht. Er lächelte gedankenverloren, als er die makellose, ockergelb-braune Lackierung des 1949er Chevrolet-Vans sah und sich an das rostige Wrack erinnerte, das Rudy auf einem gemieteten Tieflader von Arkansas hergeschafft hatte. Das Ding lief noch mit Benzin; die Innenflächen des Motors waren wahrscheinlich genauso blitzblank wie die handpolierten, schokoladebraunen Kotflügel.
    Weiter ging’s mit einem halben Luftkissenfahrzeug von Dornier, das mit grauen Plastikplanen abgedeckt war, und
einer wespenartigen, schwarzen Suzuki, einer Rennmaschine auf einem selbstgebauten Anhänger. Er fragte sich, wann Rudy wohl sein letztes richtiges Rennen gefahren haben mochte. Unter einer weiteren Plane gleich neben dem Hänger steckte ein altes Schneemobil. Und zuletzt kam das fleckige graue Hovercraft, das noch aus dem Krieg stammte, ein kompaktes, keilförmiges Panzerstahlgefährt, das nach dem Kerosin roch, mit dem die Turbine betrieben wurde. Die mit Streckmetall verstärkte Luftkissenschürze lag schlaff im Kies. Die schmalen Fensterschlitze waren aus dickem, hochschlag festem Kunststoff. An die rammbockähnlichen Stoßstangen waren Nummernschilder aus Ohio geschraubt. Sie waren gültig. »Ich seh dir an, was du denkst«, sagte Sally. Als er sich umdrehte, sah er sie mit der dampfenden Kaffeekanne am Verandageländer. »Rudy sagt, wo’s nicht drüber kommt, da fährt es durch.«
    »Ist es schnell?« Er berührte die gepanzerte Seite.
    »Sicher, aber nach’ner Stunde Fahrt brauchst du’ne neue Wirbelsäule.«
    »Zugelassen?«
    »Von der Optik her gefällt’s ihnen zwar nicht, aber es ist für die Straße zugelassen. Gibt kein Gesetz gegen Panzerung, soweit ich weiß.«
     
    »Angie geht’s schon wieder besser«, sagte Sally, als er ihr durch die Küchentür ins Haus folgte. »Stimmt’s, mein Schatz?«
    Mitchells Tochter blickte vom Küchentisch auf. Die Blutergüsse hatten sich wie bei Turner zu zwei fetten Kommata zurückgebildet, die wie aufgemalte schwarzblaue Tränen aussahen.
    »Mein Freund hier ist Arzt«, sagte Turner. »Er hat dich untersucht, als du bewusstlos warst. Er sagt, es ist alles okay.«
    »Dein Bruder. Und kein Arzt.«

    »Tut mir leid, Turner«, sagte Sally vom Herd aus. »Ich red immer frei von der Leber weg.«
    »Na ja, er ist kein Arzt«, sagte er, »aber er ist’n schlauer Bursche. Wir haben uns Sorgen gemacht, dass Maas irgendwas mit dir angestellt haben könnte, damit’s dir schlecht geht, wenn du Arizona verlässt.«
    »Wie eine Kortikalbombe?« Sie löffelte kalt angerührte Getreideflocken aus einer Schüssel mit

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