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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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vorne und hinten.
    Nun hockte sie also hier rum und wartete und hatte keinen blassen Schimmer, was sie sonst machen sollte.

    Von Lanette hatte sie gelernt, dass man hin und wieder seine Aktiva – Aktiva waren die positiven Dinge – auflisten und den anderen Kram einfach vergessen musste. Okay. Sie war nicht mehr in Florida. Sie war in Manhattan. Sie sah aus wie Angie … Dieser Gedanke ließ sie innehalten. War das was Positives? Also gut, anders ausgedrückt, hatte sie gerade eine kosmetische Operation gratis gekriegt, die ein Vermögen gekostet hätte, und nun hatte sie absolut perfekte Zähne . Tja, so gesehen, war’s gar nicht so schlecht. Denk nur an die Fliegen in der Bude! Ja. Wenn sie ihr restliches Geld in eine neue Frisur und Make-up investierte, konnte sie sich bestimmt einen Look zulegen, in dem sie keine allzu große Ähnlichkeit mit Angie hatte, was wahrscheinlich ganz gut war – denn was, wenn jemand nach ihr suchte?
    Da war der Hubschrauber wieder. Er hob ab.
    He!
    Etwa zwei Blocks entfernt und fünfzig Stockwerke höher drehte das Ding die Nase zu ihr, senkte sie … Das ist das Wiz. Es schwankte ein bisschen, dann kam es herunter … Wiz. Das passiert nicht wirklich. Immer tiefer, direkt auf sie zu. Wurde größer. Hielt auf sie zu. Ist doch nur das Wiz, oder? Dann war es hinter einem anderen Gebäude verschwunden, also kam’s doch vom Wiz …
    Der Hubschrauber schoss um eine Ecke, noch immer fünf Stockwerke über dem Dach des Parkhauses, und kam weiter herunter, und es war doch nicht das Wiz, er war direkt über ihr, ein scharf umrissener Scheinwerferkegel stach in die Dunkelheit und suchte nach dem grauen Wagen, und Mona riss die Tür auf und warf sich hinaus in den Schnee, in den Schatten des Wagens, umhüllt vom Getöse der Rotorblätter, der Motoren; Prior oder seine Auftraggeber, und sie waren hinter ihr her. Dann erlosch der Scheinwerfer, der Klang der Rotoren änderte sich, und das Ding kam schnell runter, viel zu schnell.
Prallte mit den Landekufen auf und federte noch mal hoch. Krachte erneut runter, und dann erstarben die Motoren, blaue Flammen speiend.
    Mona kam neben der hinteren Stoßstange auf Hände und Knie hoch, rutschte aus, als sie aufzustehen versuchte.
    Ein Knall wie von einem Schuss. Ein quadratisches Stück des Hubschrauberrumpfs flog explosionsartig heraus und schlitterte über den streusalzfleckigen Beton des Parkdecks. Eine fünf Meter lange, leuchtend orangene Notrutsche quoll hervor und blähte sich wie ein aufblasbares Gummitier. Mona stand vorsichtiger auf, stützte sich am Kotflügel des grauen Wagens ab. Eine dunkle, vermummte Gestalt schwang die Beine heraus und rutschte im Sitzen herunter, wie ein Kind auf dem Spielplatz. Eine zweite Gestalt in einer übergroßen Jacke mit Kapuze im gleichen Orange wie die Rutsche folgte ihr.
    Mona durchlief ein Schauer, als die Gestalt in Orange die andere über das Parkdeck zu ihr herüberführte, weg von dem schwarzen Hubschrauber. Es war … Sie war es!
    »Hinten rein, alle beide«, sagte Molly und machte die Fahrertür auf.
    »Du bist es«, stammelte Mona ins berühmteste Gesicht der Welt.
    »Ja«, sagte Angie, ihren Blick auf Monas Gesicht gerichtet. »Ich … glaub’s zumindest.«
    »Na los«, sagte Molly, die Hand auf der Schulter des Stars. »Rein mit dir. Dein schwarzer Marsmensch wird jeden Moment aufwachen.« Sie schaute zum Hubschrauber zurück. Er sah wie ein Riesenspielzeug aus, wie er dort stand, ohne Licht, als hätte ein Riesenkind ihn da hingestellt und vergessen.
    »Hoffentlich«, sagte Angie, während sie hinten einstieg.
    »Du auch, Schätzchen.« Molly schubste Mona zur offenen Tür.

    »Aber … ich meine …«
    »Wird’s bald!« Mona kletterte hinein, roch Angies Parfüm, und ihr Handgelenk streifte den unirdisch weichen, dicken Pelz. »Ich hab dich gesehn«, hörte sie sich sagen. »Im Fernsehen.«
    Angie schwieg.
    Molly setzte sich hinters Lenkrad, knallte die Tür zu und ließ den Motor an. Die orangene Kapuze war fest zugezogen, ihr Gesicht eine weiße Maske mit ausdruckslosen, silbernen Augen. Sie rollten zu der geschützten Rampe und bogen um die erste Kurve. In einer engen Spirale ging es fünf Geschosse hinunter, dann bog Molly in einen Bereich mit größeren Fahrzeugen unter matten, diagonalen, grünen Lichtbändern ab.
    »Gleitschirme«, sagte Molly zu Angie. »Schon mal Gleitschirme gesehn oben auf dem Envoy?«
    »Nein«, antwortete Angie.
    »Wenn der Net-Sicherheitsdienst welche hat,

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