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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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von dem Hotel entfernt sein konnte, in dem Prior sie untergebracht hatte, denn sie sah das verrückte Gebäude, das mit dem Wasserfall in der Berglandschaft.
    Es standen nicht viele Autos hier oben, und die wenigen waren total eingeschneit, als wären sie schon lange nicht mehr benutzt worden. Außer den beiden Typen in dem Kabuff an der Einfahrt schien kein Mensch im Gebäude zu sein. Da war sie nun mitten unter all den vielen Menschen in der größten Stadt der Welt und hockte mutterseelenallein auf dem Rücksitz eines Autos. Und sollte warten.
    Auf dem Weg von Baltimore hierher hatte die Frau nicht viel gesagt, nur ab und zu ein paar Fragen gestellt, aber das Wiz hatte es Mona nahezu unmöglich gemacht, den Schnabel zu halten. Sie hatte von Cleveland erzählt, von Florida und von Eddy und Prior.
    Dann waren sie hier raufgefahren und hatten geparkt.

    Jetzt war diese Molly mindestens schon eine Stunde weg, wenn nicht länger. Sie hatte einen Koffer mitgenommen. Mona hatte lediglich aus ihr rausbekommen, dass sie Gerald seit langem kannte, was Prior nicht gewusst hatte.
    Da es im Wagen wieder kalt wurde, kletterte Mona nach vorn und machte die Heizung an. Sie konnte sie nicht ständig laufen lassen, weil sich die Batterie dann vielleicht irgendwann verabschiedete, und wenn das passierte, hatte Molly gesagt, säßen sie echt in der Scheiße. »Wenn ich zurückkomme, müssen wir nämlich schleunigst verschwinden.« Dann hatte sie Mona den Schlafsack unterm Fahrersitz gezeigt.
    Sie drehte die Heizung voll auf und hielt die Hände vors Gebläse. Dann fummelte sie an den kleinen Knöpfen des Fernsehers am Armaturenbrett rum und bekam eine Nachrichtensendung rein. Der König von England war krank; er war schon sehr alt. In Singapur war eine neue Krankheit ausgebrochen; noch war niemand daran gestorben, aber man wusste nicht, wie man sie bekam und wie man sie heilen konnte. Es wurde gemunkelt, in Japan sei ein Machtkampf zwischen zwei Yakuzagruppen im Gange, die sich gegenseitig ausschalten wollten, aber niemand wusste was Genaueres. Yakuza – über die hatte Eddy immer gern irgendwelche Märchen erzählt. Dann gingen diese Türen auf, und da war Angie am Arm eines unglaublichen Schwarzen. Dies sei live, sagte die Stimme im Fernsehen; nach ihrer Therapie in einer privaten Entziehungsanstalt und einem anschließenden Kurzurlaub in ihrem Haus in Malibu sei sie soeben im Sprawl eingetroffen …
    Angie sah einfach hinreißend aus in dem dicken Pelz, aber dann war der Clip auch schon zu Ende. Mona fiel wieder ein, was Gerald gemacht hatte; sie betastete ihr Gesicht.
    Sie schaltete den Fernseher und die Heizung aus und kletterte wieder auf den Rücksitz. Putzte mit einem Schlafsackzipfel die von ihrem Atem beschlagene Scheibe blank. Schaute zu
dem hell erleuchteten Gebäude mit der Berglandschaft jenseits des ausgebeulten Maschendrahtzauns am Rand des obersten Parkdecks hinauf. Als ob das da oben ein komplettes Land wäre, Colorado oder so – wie in dem Stim, in dem Angie nach Aspen ging und diesen jungen Mann kennenlernte, nur dass dann – wie fast immer – Robin aufkreuzte.
    Was sie jedoch nicht kapierte, war das mit der Klinik. Der Barkeeper hatte behauptet, Angie sei da hingegangen, weil sie abhängig sei, und der Nachrichtensprecher hatte das gerade eben auch gesagt, also musste es wohl stimmen. Aber warum sollte jemand wie Angie, die ein so tolles Leben hatte und mit Robin Lanier zusammen war, zu Drogen greifen?
    Mona schaute zu dem Gebäude hinüber, schüttelte den Kopf und war froh, dass sie nicht abhängig war.
    Sie dachte an Lanette und musste wohl einen Moment lang weggetreten sein, denn als sie wieder hinsah, hing ein Hubschrauber über dem Berghaus in der Luft, ein großer, schwarzer, glitzernder Hubschrauber. Er sah super aus, richtig großstädtisch.
    In Cleveland hatte sie ein paar knallharte Frauen gekannt, mit denen sich keiner anlegte, aber diese Molly war ein ganz anderes Kaliber. Sie sah Prior wieder durch die Tür fliegen, hörte wieder seine Schreie … Sie fragte sich, was er zuletzt gestanden haben mochte, denn sie hatte ihn reden hören, und danach hatte Molly ihn nicht mehr geschlagen.
    Als sie gingen, war er immer noch an den Stuhl gefesselt gewesen, und Mona hatte Molly gefragt, ob sie glaube, dass er sich befreien könne. Entweder das, hatte Molly geantwortet, oder jemand findet ihn oder er wird Dörrobst.
    Der Helikopter ging runter und verschwand. Ein Mordsgerät, so einer mit einem Drehding

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