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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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war’s nicht. Doch was macht das schon? Was spielt das schon für eine Rolle für Mr. Case? Hör auf, dir was vorzumachen! Ich kenne deine Linda, Mann. Ich kenne alle Lindas. Die Gattung Linda ist ein Produkt meiner Arbeit. Weißt du, warum sie dich beklaut hat? Aus Liebe. Damit sie dir scheißegal ist. Liebe? Willst du über Liebe reden? Sie hat dich geliebt. Das weiß ich. Auch wenn sie nicht viel getaugt hat, sie hat dich geliebt. Damit konntest du nicht umgehen. Und jetzt ist sie tot.«
    Cases Faust prallte von der Scheibe ab.

    »Versau dir nicht die Hände, Mann! Musst bald in die Tasten hauen.«
    Zone verschwand, ersetzt durch Freeside bei Nacht und die Lichter der Wohnanlagen. Der Braun schaltete sich ab.
    Auf dem Bett piepte stetig das Telefon.
    »Case?« Die Flatline wartete. »Wo warst du? Ich hab’s, aber es ist nicht viel.« Die Konstruktion rasselte eine Adresse herunter. »Für’nen Nightclub hatte der Laden’n komisches Eis. Das ist alles, was ich rauskriegen konnte, ohne’ne Visitenkarte zu hinterlassen.«
    »Okay. Der Hosaka soll Maelcum Bescheid sagen, dass er das Modem abnehmen kann. Danke, Dix.«
    »War mir’n Vergnügen.«
    Er saß lange auf dem Bett und genoss das neue, das kostbare Gefühl.
    Zorn.
     
    »Hallo, Lupus. He, Cath, es ist dein Freund Lupus.« Bruce stand nackt in der Tür. Er war tropfnass und hatte geweitete Pupillen. »Aber wir duschen gerade. Willst du warten? Oder mitduschen?«
    »Nein, danke. Ich brauch Hilfe.« Er schob die Arme des Jungen beiseite und trat ein.
    »He, echt, Mann, wir …«
    »… helfen dir gern. Ihr freut euch riesig, mich zu sehen. Weil wir Freunde sind, stimmt’s? Oder etwa nicht?«
    Bruce blinzelte. »Klar.«
    Case nannte die Adresse, die er von der Flatline bekommen hatte.
    »Wusste ich’s doch, er ist’n Gangster«, rief Cath fröhlich aus der Dusche.
    »Ich hab’ne Honda-Trike«, sagte Bruce mit einem leeren Grinsen.
    »Gehn wir«, sagte Case.

    »In dem Stockwerk sind die Kabinen«, sagte Bruce, nachdem er sich die Adresse von Case zum achten Mal hatte wiederholen lassen. Er stieg wieder auf die Honda. Kondenswasser tropfte vom Auspuff der Wasserstoffzelle, als das rote Fiberglas-Chassis auf den verchromten Stoßdämpfern schaukelte. »Dauert das lange?«
    »Weiß ich nicht. Aber ihr wartet.«
    »Wir warten, klar.« Bruce kratzte sich die nackte Brust. »Der letzte Teil der Adresse ist’ne Kabinennummer, glaub ich. Dreiundvierzig.«
    »Wirst du erwartet, Lupus?« Cath reckte den Hals und schaute Bruce über die Schulter. Ihr Haar war unterwegs getrocknet.
    »Eigentlich nicht«, sagte Case. »Ist das schlimm?«
    »Geh einfach ins unterste Stockwerk und such die Kabine deiner Freundin. Wenn sie dich reinlassen, alles klar. Wenn nicht …« Sie zuckte mit den Achseln.
    Case wandte sich ab und stieg eine schmiedeeiserne Wendeltreppe mit Blumenornamenten hinunter. Nach sechs Runden kam er in einen Nightclub. Er blieb stehen, steckte sich eine Yeheyuan an und ließ den Blick über die Tische schweifen. Auf einmal ergab Freeside für ihn einen Sinn: Geschäft. Die Luft knisterte förmlich davon. Hier lief die Action. Das war nicht die Hochglanzfassade der Rue Jules Verne, sondern das Echte, das Wahre. Deals aller Art. Der Reigen. Das gemischte Publikum bestand etwa zur Hälfte aus Touristen, zur anderen Hälfte aus Inselbewohnern.
    »Wo geht’s nach unten?«, fragte er einen vorbeikommenden Kellner. »Ich will runter.« Er zeigte seinen Freeside-Chip vor. Der Mann deutete in den hinteren Teil des Clubs.
    Er ging rasch an den vollbesetzten Tischen vorbei und hörte Gesprächsfetzen in einem halben Dutzend europäischer Sprachen.

    »Ich will’ne Kabine«, sagte er zu dem Mädchen, das am niedrigen Tisch saß und ein Terminal auf dem Schoß hatte. »Im Untergeschoss.« Er reichte ihr seinen Chip.
    »Geschlechtspräferenz?« Sie strich mit dem Chip über eine Glasplatte an der Frontseite des Terminals.
    »Weiblich«, sagte er automatisch.
    »Nummer fünfunddreißig. Rufen Sie an, wenn Sie nicht zufrieden sind. Sie können sich im Voraus ansehen, was wir Kunden mit Sonderwünschen zu bieten haben, wenn Sie möchten.« Lächelnd gab sie ihm den Chip zurück.
    Hinter ihr ging ein Lift auf.
    Der Korridor war blau beleuchtet. Case trat aus dem Lift und entschied sich aufs Geratewohl für eine Richtung. Numerierte Türen. Stille wie auf den Fluren einer teuren Klinik.
    Er fand seine Kabine, während er nach der von Molly suchte. Verwirrt hob er seinen

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