Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neuromancer

Neuromancer

Titel: Neuromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
Vom Netzwerk:
Bildung
    von Sommersprossen verhindert.
    »Ein Junkie, Cath.«
    »Welcher Art?«
    »Stimulanzien. Stimulanzien fürs zentrale Nervensystem. Superstarke
    Stimulanzien fürs zentrale Nervensystem.«
    »Nun, hast du welche?« Sie beugte sich näher. Chlorwasser tröpfelte auf sein Hosenbein,.
    »Nein, das ist mein Problem, Cath. Weißt du, wo wir was kriegen können?«
    Cath wippte auf den braunen Fersen und leckte an einer brünetten Haarsträhne, die an ihrem Mund klebte. »Auf was stehst du?«
    »Nicht auf Coke, nicht auf Amphetamin. Muß powern, echt powern.«
    Und das war's dann, dachte er wehmütig, aber lächelte ihretwegen.
    »Betaphenethylamin«, sagte sie. »Kein Problem, aber geht auf deinen
    Chip.«
    »Du spinnst«, sagte Caths Partner und Zimmergenosse, als Case das Besondere an seiner Bauchspeicheldrüse aus Chiba erläuterte. »Ich meine, kannst du sie nicht verklagen oder so? Auf Kunstfehler?« Der Typ hieß Bru-ce und glich Cath wie eine männliche Zwillingsversion bis zur letzten Sommersprosse.
    »Nun«, sagte Case, »das ist halt so'ne Sache, verstehst du? Gewebever—
    träglichkeit und so.« Aber schon wurden die Augen von Bruce dumpf vor
    Langeweile. Hat die Aufmerksamkeitsspanne einer Mücke, dachte Case,
    die braunen Augen studierend.
    Ihr Zimmer war kleiner als das von Molly und Case und lag in einem tie—
    feren Stockwerk. Fünf riesige Chiba-Chromotypien von Tally Isham klebten
    an der gläsernen Balkontür und deuteten auf einen längeren Aufenthalt
    hin.
    »Echt affengeil, was?« fragte Cath, als sie sah, daß er die transparenten Bilder betrachtete. »Von mir. In der S/NPyramide aufgenommen, als wir
131
    das letzte Mal den Schacht runtergingen. War so nahe und lächelte so natürlich. Und es war schlimm dort, Lupus. Am Tag davor hatten die Christkö-
    nig-Terroristen Engel ins Leitungswasser gekippt, weißt du?«
    »Ja«, sagte Case, plötzlich nervös, »schlimme Sache.«
    »So«, fügte Bruce ein, »zum Beta, das du kaufen willst...«
    »Die Frage ist, ob's mein Stoffwechsel umsetzen kann?« Case zog die
    Brauen hoch.
    »Ich sag dir was«, meinte der Typ. »Probier's einfach! Wenn's deine
    Bauchspeicheldrüse durchläßt, geht's auf die Rechnung des Hauses. Das
    erste Mal kostet nichts.«
    »Den Spruch kenn ich«, sagte Case und nahm das hellblaue Derm in
    Empfang, daß ihm Bruce über die schwarze Bettdecke zusteckte.
    »Case?« Molly setzte sich im Bett auf und schüttelte sich die Haare aus
    den Linsen.
    »Wer sonst, Süße?«
    »Was ist in dich gefahren?« Die Linsen folgten ihm durchs Zimmer.
    »Hab vergessen, wie man es ausspricht«, sagte er, während er einen fest
    zusammengerollten, in durchsichtiges Plastik verpackten Streifen blauer
    Derms aus seiner Hemdtasche zog.
    »Herrgott«, sagte sie, »das hat uns gerade noch gefehlt.«
    »Ein selten wahres Wort.«
    »Kaum laß ich dich für zwei Stunden aus den Augen, holst du dir Dope.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich hoffe, du bist bereit für unser großes Dinner mit Armitage heut' abend. In diesem 20. Jahrhundert-Laden. Wir werden auch sehen, wie Riviera seine Action rüberbringt.«
    »Ja«, sagte Case und streckte seinen Rücken. Sein Mund war zur verzückten Grinse erstarrt. »Wunderbar.«
    »Mann«, sagte sie, »falls das Zeug, das du dir reingezogen hast, durch
    die Sperre kommt, die sie dir in Chiba eingebaut haben, wirst du mächtig
    durchhängen, wenn die Wirkung nachläßt.«
    »Motz motz motz«, sagte er und schnallte seinen Gürtel auf. »Horror,
    Terror. Alles, was ich je zu hören kriege.« Er zog seine Jeans aus, das
    Hemd, die Unterhose.
    »Ich finde, du solltest so viel Verstand haben, meinen unnatürlichen Zustand auszunützen.« Er blickte an sich hinab. »Ich meine, sieh dir den unna-türlichen Zustand an!«
132
    Sie lachte. »Wird nicht lange dauern.«
    »Und ob«, sagte er und kletterte auf den sandfarbenen Temperschaum, »
    das ist ja das Unnatürliche daran.«
11
    »Case, was fehlt dir denn?« fragte Armitage, als der Kellner sie an seinen Tisch im Vingtième Siècle führte. Es war das kleinste und teuerste von mehreren schwimmenden Restaurants auf einem kleinen See in der Nähe
    des Intercontinental.
    Case schauderte. Bruce hatte mit keinem Wort Nachwirkungen erwähnt. Er versuchte, ein Glas Eiswasser zu heben, aber seine Hände zitterten zu stark. »Hab vielleicht was Verkehrtes gegessen.«
    »Ich möchte, daß du dich von einem Arzt untersuchen läßt«, sagte Armitage.
    »Nur so 'ne Histaminreaktion«,

Weitere Kostenlose Bücher