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Neuromancer

Neuromancer

Titel: Neuromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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ersten Ashpool zu holen...«
    Der Kopf verstummte.
    »Und?« fragte Case schließlich, der beinahe erwartete, von dem Gebilde eine Antwort zu erhalten.
    »Mehr hat sie nicht geschrieben«, sagte der Finne.
    »Beendete den Aufsatz nicht. War noch'n Kind damals. Das Gebilde ist
    'ne Art zeremonielles Terminal. Molly muß hier rein und zur richtigen Zeit das richtige Wort sagen. Das ist der Clou. Spielt keine Rolle, wie tief du und die Flatline mit dem chinesischen Virus vordringt, wenn dieses Ding das Zauberwort nicht zu hören bekommt.«
    »Und wie lautet das Wort?«
    »Weiß ich nicht. Man könnte sagen, daß ich es nicht weiß, weil ich's
    nicht wissen kann, das ist im Grunde die Definition von mir. Wenn du's 167
    wüßtest, Mann, und mir sagen würdest würd ich's nicht wissen. Festverdrahtet eingebaut. Jemand anders muß es rausfinden und hierher bringen, während du und die Flatline das Eis durchbrecht und das Innenleben durcheinanderbringt.«
    »Was passiert dann?«
    »Ich existiere danach nicht mehr. Aus mit mir.«
    »Dagegen hätt ich nichts«, sagte Case.
    »Sicher. Aber paß lieber auf, Case! Mein... ah... anderer Lappen ist auch im Spiel, wie's scheint. Ein brennender Busch gleicht dem ändern. Und Armitage legt bald los.«
    »Was soll das heißen?«
    Aber der getäfelte Raum faltete sich dutzendfach in unmöglichen Winkeln und purzelte in den Cyberspace davon wie ein Origami-Kranich.
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    »Willste meinen Speicher ruinieren, Mann?« fragte die Flatline. »Warst schon wieder hirntot, für fünf Sekunden.«
    »Halt dich fest!« sagte Case und drückte den Simstim-Schalter.
    Sie kauerte im Dunkeln, die Hände auf rauhem Beton.
    CASE CASE CASE CASE. Die Digitalanzeige blinkte seinen Namen in alphanumerischen Buchstaben. Wintermute machte sie auf die Verbindung aufmerksam.
    »Toll«, sagte sie. Sie ging in die Hocke, rieb sich die Hände und knackte mit den Fingern. »Was hat dich aufgehalten?«
    ZEIT MOLLY ZEIT JETZT.
    Sie drückte die Zunge fest gegen die unteren Vorderzähne. Einer bewegte sich leicht aktivierte ihre Mikrokanal-Verstärker. Der ungeordnete Strom der Photonen durch die Dunkelheit wurde in einen Elektronenfluß
    umgewandelt. Der Beton ringsum zeichnete sich allmählich gespenstisch
    bleich und körnig ab. »Okay, Schätzchen. Fangen wir mit dem Spielchen
    an!«
    Ihr Versteck erwies sich als irgendein Wartungsschacht. Sie krabbelte
    durch eine schmuckvolle Gittertür aus beschlagenem Messing hinaus. Das 168
    wenige, das er von ihren Armen und Händen sah, verriet ihm, daß sie wieder den Polykarbonat-Dress trug. Unter dem Kunststoff fühlte er das vertraute Spannen von dünnem Leder. Es steckte etwas in einem Halfter oder Gurt unter dem Arm. Sie richtete sich auf, öffnete den Reißverschluß des Anzugs und berührte das gewürfelte geriffelte Plastik eines Pistolengriffs.
    »He, Case«, sagte sie, die Silben kaum artikulierend, »hörst du? Erzähl dir 'ne Geschichte... Hatte mal 'nen Freund. Du erinnerst mich irgendwie an ihn...« Sie drehte sich um und warf einen Blick in den Korridor. »Jonny, so hieß der.«
    Den niedrigen, gewölbten Korridor säumten Dutzende von Museumsvi—
    trinen, altertümlichen, braunen Holzschaukästen mit Glasfront. Sie wirkten recht plump vor den organisch geschwungenen Korridorwänden, als wären sie hier einmal zu einem längst vergessenen Zweck aufgestellt worden. Matte Messingleuchter trugen weiße Lampenkugeln in Abständen von zehn Metern. Der Boden war uneben, und als Molly sich durch den
    Gang in Bewegung setzte, stellte Case fest, daß Hunderte kleiner Teppiche und Läufer kunterbunt ausgelegt waren. An manchen Stellen gleich sechsfach, so daß es sich weich auf dem Flickwerk handgewebter Wolle
    ging.
    Molly beachtete die Vitrinen und ihren Inhalt kaum, was ihn störte. Er mußte sich mit ihren gelangweilten Blicken begnügen, die ihm Tonscher—ben offenbarten, alte Waffen, einen dicht mit Nägeln beschlagenen und
    damit nicht erkennbaren Gegenstand, ausgefranste Gobelinfragmente...
    »Mein Johnny, weißt du, der war ein netter, echt heißer Kerl. Fing an als Schwarzhändler in Memory Lane. Hatte Chips im Kopf, auf denen er gegen Bezahlung Daten versteckte. In der Nacht, als ich ihn traf, hatte er den Yak auf dem Hals. Kümmerte mich um seinen Killer. Hatte mehr Glück als sonst was, aber erledigte ihn. Danach wurde es kuschelig, echt süß, Case.«
    Ihre Lippen bewegten sich kaum. Er spürte, wie sie die Wörter formulierte und brauchte sie nicht erst

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