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Neva

Neva

Titel: Neva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Grant
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Stillen.
    »Ich lasse dich nicht gehen«, ruft er mir nach.
    Ich bleibe stehen. Es hat sich angehört, als wüsste er von der Einladung meiner Großmutter, aber das kann ja nicht sein. Ich setze mich wieder in Bewegung.
    »Ich liebe dich, Neva!«, brüllt er. Seine Worte treffen mich mit der Wucht von Steinen. Nie hätte ich gedacht, dass ich jemandem so weh tun kann. Ich möchte ihn trösten, doch das ist unmöglich. Ich bin der Grund für seinen Schmerz.
    Ich laufe auf einen wartenden Zug zu und steige ein. Mir ist egal, wohin er fährt. Ich muss hier einfach nur weg.

[home]
    23 . Kapitel
    A ls ich nach Hause komme, ist es dunkel im Wohnzimmer. Ich kann die Gestalt auf dem Sofa, die die Form von Mom hat, kaum erkennen.
    »Mom, was machst du denn da?« Ich schalte das Licht an. Ihre Augen sind rot gerändert. Ein paar matte Haarsträhnen hängen ihr ins Gesicht. Über ihrer Schulter liegt ein Küchentuch. Ihr beigefarbenes Oberteil sieht aus wie eine mit Farbe bespritzte Leinwand. In der Mitte prangt ein großer bräunlicher Fleck, der von kleineren, helleren Flecken umgeben ist. »Was ist los?«
    Mom zieht mich in die Arme und drückt mich so fest an sich, dass ich kaum atmen kann. »Wo bist du gewesen?«, fragt sie und macht sich plötzlich von mir los.
    »Was?« Mein Verstand muss noch verarbeiten, was heute alles geschehen ist. Vielleicht kann ich entkommen. Vielleicht kann ich meine Großmutter wiedersehen. Vier Tage. Ihre Einladung hat einen inneren Countdown gestartet.
    Tränen strömen über Moms Wangen. Sie hält sich das Geschirrtuch vors Gesicht. Als ich die Hand auf meinen Bauch lege, spüre ich den Rand des Umschlags. »Ich …«, beginnt sie und schluchzt so heftig, dass sie immer nur ein Wort herausbekommt. »Dachte.« Sie ringt nach Luft. »Du.« Ihr Schluchzen erinnert nun eher an die winselnden Laute eines verwundeten Tiers. »Wärst.« Sie hält den Atem an und stößt hervor: »Weg!«
    »Oh, Mom, wie kommst du denn darauf?« Aber ich hätte so leicht ausgelöscht werden können. Wie Thomas.
    »Du weißt nicht, was hier vor sich geht. Du weißt nicht, was mit jungen Mädchen wie dir passieren kann. Ich habe Sanna gesehen.«
    »Was ist mit Sanna?«
    »Ich habe sie heute gesehen – allein. Sonst bist du immer mit ihr zusammen. Ich hatte solche Angst …«
    Hat Sanna etwas zu ihr gesagt? »Mom, Sanna und ich haben uns gestern Abend gestritten. Sie spricht im Augenblick nicht mit mir. Vielleicht nie wieder.«
    »Oh, Gott sei Dank.« Sie wirft ihre Arme um mich.
    Nicht unbedingt die Reaktion, die ich erwartet hätte.
    »Als die Polizei sie abgeführt hat …«
    »Was?« Ich mache mich los.
    »Bei der Sache auf dem Platz.«
    »Du warst da?«
    »Aber du bist in Sicherheit, und das ist das Wichtigste.« Erneut umarmt sie mich, doch ich will jetzt gerade nicht umarmt werden.
    Ich packe sie an beiden Oberarmen. »Mom, was ist mit Sanna? Wo hat man sie hingebracht? Ich muss sie unbedingt retten.« Sanna ist weg!
    »Ich weiß, wie hart das ist, Neva, aber du kannst nichts tun. Du darfst dich nicht einmischen. Du weißt nicht, was auf dem Spiel steht. Beim letzten Mal hast du verdammtes Glück gehabt. Dein Vater hat jede Menge Hebel in Bewegung setzen müssen und musste praktisch darum betteln, dass sie dich noch einmal gehen lassen. Wenn du wieder in eine solche Sache hineingerätst …«
    »Mom, hier geht es um Sanna. Ich kann doch nicht …« Was? Was kann ich nicht? Ich habe sie mit ihrem Freund betrogen. Und eigentlich hatte ich gedacht, dass es nicht schlimmer kommen könnte.
    »Sie werden sie vermutlich verhören wie dich.«
    Ich habe ihr noch nichts von Nicoline erzählt. Sie werden Sanna wegbringen, ich weiß es. »Ich muss etwas tun.« Ich lasse sie los.
    »Also gut, ich werde sehen, was ich herausfinden kann.« Mit beiden Händen umfasst sie mein Gesicht, so dass ich ihr in die blutunterlaufenen Augen sehen muss. »Dafür versprichst du mir, dass du dich still verhältst. Ich weiß nicht, was Sanna und du getrieben habt, aber du musst damit aufhören.«
    »Okay.«
    Mom greift nach ihrem Mantel und verlässt das Haus durch die Eingangstür. Trotzdem kann ich nicht einfach tatenlos hier herumstehen und gar nichts tun. Ich beschließe, einen Anruf zu machen. Vielleicht ist Sanna bereits zu Hause. Sie wird zwar nicht mit mir reden, aber wenn ich ihre Stimme höre, weiß ich, ob alles in Ordnung ist oder nicht.
    Eine tiefe Stimme meldet sich. »Jones.«
    »Hi, Mr. Jones. Hier ist Neva Adams. Kann

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