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Neva

Neva

Titel: Neva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Grant
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Nummer  1134 .
    »Wollen Sie denn nicht unsere Namen wissen?«, fragt die Jüngste von uns. »Ich bin Crystal.«
    »Hi, Crystal«, sagt Dr. Jefferson, schreibt aber 1135 auf ihren Arm. Er kommt wieder nach vorne. »Ich möchte Sie nur um eines bitten, und wir werden blendend miteinander auskommen. Bitte befolgen Sie die Anweisungen von mir, Dr. Ann und Dr. Beth. Und denken Sie immer daran, dass es nur zu Ihrem Besten ist und Heimatland dient. Gehen Sie nun mit Dr. Ann und Dr. Beth, und wir sehen uns später.« Er zwinkert uns zu und verschwindet im Flur.
    Die Ärztinnen gehen voran, und wir folgen ihnen mit ein wenig tapsigen Schritten. Meine Füße fühlen sich an, als wären sie einzementiert worden. Die beiden Frauen führen uns zu einem großen Waschraum, wie wir ihn in der Schule hatten. »Meine Damen, Sie müssen jetzt duschen«, sagt die eine und deutet auf eine Reihe von Brauseköpfen am Ende des großen Raumes, aber keine von uns bewegt sich.
    Ich betrachte Nummer 1132 , 1134 und 1135 . Ihre Lider sind halb geschlossen, und auch ich fühle mich plötzlich sehr müde. Meine Haut juckt. Ich kratze mich am Unterarm und stelle fest, dass 1134 dasselbe tut. Sie müssen uns irgendwelche Drogen verabreicht haben. Mein Gehirn schaltet auf Panik, doch mein Körper empfindet sie nicht.
    »Auf geht’s, Mädels«, fordert eine der Ärztinnen uns auf. »Es ist nicht angenehm, aber es muss sein.«
    Das Mädchen neben mir fängt gehorsam an, sich auszuziehen. Sie streift das T-Shirt ab. Ihre großen Brüste hängen in einem schlechtsitzenden BH . »Na ja, immer noch besser als ein Arbeitslager«, murmelt sie.
    Ich wende mich von den Ärztinnen ab und nestele an meinen Knöpfen. Meine Finger fühlen sich übergroß an. »Arbeitslager?«, frage ich leise. Von Gemeindefarmen habe ich schon gehört, aber noch nicht von Arbeitslagern.
    »Da willst du nicht hin«, gibt sie zurück und zieht sich die Hose über die Hüften. Ihre graue Unterwäsche ist löchrig. Auch die anderen Mädchen entkleiden sich nun. Alle Nummern wenden den Blick ab. Ich schüttele die Schuhe von meinen Füßen und hüpfe jeweils auf einem Bein, um die Socken auszuziehen. Noch tragen alle neuen Rekrutinnen ihre Unterwäsche.
    »Alles, Ladys«, sagt eine Ärztin beinahe entschuldigend. »Bringen wir es hinter uns.«
    Ich kann mich nicht regen. Die größere der beiden Frauen kommt zu uns und zieht einem Mädchen ein Armband vom Handgelenk. Ich bin froh, dass Braydon darauf bestanden hat, meinen Schneeflockenanhänger an sich zu nehmen. Jetzt steht sie vor mir. Deutet mit dem Kopf auf meine Unterwäsche. Der Gedanke, mich hier komplett auszuziehen, ist mir unerträglich. Mein Slip und der BH sind schon so oft getragen worden, dass sie kaum mehr als ein Hauch von Stoff auf meiner karamellfarbenen Haut sind. Sie greift nach hinten und öffnet meinen BH . Ich zwinge mich, den letzten Fetzen Kleidung mit meiner Würde abzulegen. Instinktiv bedecke ich mich, doch vorher erhascht die Ärztin einen Blick auf die Stelle zwischen Bauchnabel und Schambein. Die Tätowierung. Ich kreuze die Beine und spreize die Finger, um ihr die Sicht zu versperren. Tränen brennen in meinen Augen.
    Ich höre Wasser rauschen, als die Mädchen die Duschen voll aufdrehen. Die zweite Ärztin drückt uns körnige Seifenstücke in die Hände. Das Wasser ist eiskalt, aber ich spüre es kaum. Das Gefühl, schmutzig zu sein, überkommt mich plötzlich, und ich habe das starke Bedürfnis, mich zu waschen. Es liegt nicht nur am Frauen-Motivationszentrum. Es liegt auch an dem, was ich vergangene Nacht mit Braydon getan habe. Langsam kommt es mir vor, als sei das hier meine Strafe. Ich habe Schlimmeres verdient als eine eisige Dusche. Ich bin hier, um Sanna zu retten und Buße zu tun.
    Ich schäume mich ein und reibe mit den Händen über meinen Körper, um etwas Wärme zu erzeugen. Ich zittere. Als ich über die Nummer auf meinem Arm rubbele, wedelt die eine Ärztin mahnend mit dem Finger. »Abspülen«, sagt sie.
    Ich wickele mich in ein steifes Handtuch, das sich nicht recht anschmiegen will. Meine Zähne klappern. Man führt uns zu einer Bank, auf der Kämme und Bürsten liegen. Gehorsam bringen wir Ordnung in die zerzausten Strähnen. Ich streiche mir mein Haar aus dem Gesicht. Wir bekommen Hemden wie im Krankenhaus: Die Ärmel reichen nicht bis zum Ellenbogen, der Saum nicht bis zum Knie. Vorne wird es mit Bändern geschlossen, und ich ziehe es vor meiner Brust eng zusammen, um die

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