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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hat. Sie … Sie sagt …« Er entfaltete den Brief und zitierte aus ihm. ›»Ich weiß nicht, mit wem er um die Macht über seine Seele kämpft, aber ich will nicht, dass er ihr allein gegenüberstellte Das sind ihre Worte. Und sie schickt mir eine lange Liste mit Büchern, die sie sucht, Bücher, an die sie nicht so leicht hera n kommt. Sie bittet mich, in der Akademiebibliothek nach ihnen zu schauen. Die meisten davon sind anthropolog i sche Studien über die Flachländer und Abhandlungen über ihre Religionen und Glaubenslehren. Sie ist übe r zeugt, dass eine Flachländerin dich mit irgendeiner Art von Fluch belegt hat und versucht, dich mit ihrer Magie ihrem Willen zu unterwerfen.« Er hielt inne und schluc k te, und dann schaute er mich aus d em Augenwinkel an, als widerstrebe es ihm zuzugeben, dass er ein albernes Spielchen gespielt hatte. »Sie sagt … sie schreibt, dass ein Teil deiner Aura in Fesseln gelegt worden sei und in einer anderen Welt wandle. Dass du möglicherweise nicht einmal weißt, dass du nicht mehr vollständig dir selbst gehörst, sondern ein Teil von dir von dieser, dieser ›anderen spirituellen Entität‹ beherrscht wird. So nennt sie das.«
    »Das ist Unsinn!«, versetzte ich hitzig, zugleich pei n lich berührt und von plötzlicher Furcht gepackt. Dann bemerkte ich, dass der andere Kadett wütend in unsere Richtung schaute. Ich senkte meine Stimme zu einem Flüstern. »Epiny spielt bloß ein Spiel, Spink, um sich bei dir in ein interessantes Licht zu setzen. Das ist alles nur Getue. Und ich würde meine Pflichten als Vetter ve r nachlässigen, wenn ich nicht mit meinem Onkel darüber spreche. Sie ist immer noch kaum mehr als ein Kind, und meine Tante sollte sie nicht solchen Dingen aussetzen. Das Unangenehme für mich ist, dass es eigentlich die Schuld meiner Tante ist, dass Epiny sich überhaupt mit derlei Unfug befassen darf.«
    »Ich kann dich nicht daran hindern, deinem Onkel zu schreiben«, sagte Spink leise. »Ebenso wie ich dich nur darum bitten kann, ihm nicht zu erzählen, dass Epiny mir schreibt. Wenn du dich besser fühlst, gebe ich gern zu, dass wir bisher noch keine Möglichkeit gefunden haben, wie ich ihre eine Antwort zukommen lassen kann. Ich habe ihr noch nicht zurückgeschrieben. Du weißt, dass meine Absichten bezüglich ihrer Person ganz und gar ehrenhaft sind. Ich habe bereits meine Mutter und me i nen Bruder gebeten, an deinen Onkel heranzutreten und Fürsprache für mich einzulegen.«
    Für einen Moment war ich sprachlos. Es musste ihn unglaublichen Mut gekostet haben, sich mit dem Wunsch an seinen älteren Bruder zu wenden, sich seine Ehefrau selbst aussuchen zu dürfen. Als ich meine Sprache wi e derfand, konnte ich nur eines sagen, und es kam von Herzen: »Du weißt, dass ich in dieser Sache auf deiner Seite stehe, Spink. Ich werde bei jeder Gelegenheit nur gut von dir sprechen. Dennoch bin ich immer noch der Überzeugung, dass du Besseres verdient hättest!«
    Er grinste, doch noch während er dies tat, verengte er die Augen und sagte mit warnender Stimme: »Sprich nur nicht schlecht über meine zukünftige Frau, Vetter, sonst müssen wir uns auf dem Duellplatz treffen!«
    Ich lachte laut, unterdrückte mein Lachen aber sofort, als ich Caulder z wischen zwei Regalreihen hervorko m men sah. Er schaute nicht zu uns herüber und ging schnellen Schritts hinaus. Nur mein plötzliches Ve r stummen und mein Blick machten Spink überhaupt auf seine Anwesenheit aufmerksam. »Glaubst du, er hat mi t gehört?«, fragte er mich besorgt.
    »Das bezweifle ich«, erwiderte ich. »Und wenn, dann sähe es ihm überhaupt nicht ähnlich, einfach zu ve r schwinden. Er würde irgendetwas zum Besten geben müssen.«
    »Ich habe gehört, sein Vater habe ihm gesagt, er solle sich nicht mit den Erstjährlern aus Haus Carneston ei n lassen.«
    »Ach wirklich! Also, das wäre der größte Gefallen, den Stiet uns in diesem Jahr erwiesen hätte.«
    Wir lachten beide – und handelten uns einen bösen Blick und ein unwirsches »Pssst!« von dem Kadetten am Nebentisch ein.
    Die Anforderungen, die unser Studium an uns stellte, wurden immer höher, je weiter das Jahr voranschritt. Der tägliche Trott aus Drill, Unterricht, faden Mahlzeiten und ellenlangen, spätabends im flackernden Schein der Ö l lampen vollendeten Hausaufgaben geleitete uns in den dunklen Korridor des Winters. Der Winter erschien mir hier in der Stadt strenger zu sein, als er es je draußen auf dem guten, sauberen

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