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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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als zukünftiger Offizier gehofft, dass mein Vater mich in ihre Runde mit einbeziehen würde. Aber er hatte es nicht getan. In solchen Dingen ließ er nicht mit sich diskutieren, und sogar beim Abendessen hatte er kaum ein Wort über den Kundschafter verloren, außer dass Vaxton jetzt in Gettys diente und fand, dass die Fleck weit schwieriger zu infiltrieren seien, als es die Flachlandnomaden einst gewesen seien.
    Rosse und mein Vater hatten sich nach dem Abende s sen ins Arbeitszimmer meines Vaters zurückgezogen, zu Weinbrand und Zigarren. Ich machte missmutig einen Verdauungsspaziergang im Garten. Als ich an den Fe n stern des Arbeitszimmers vorbeikam, die an diesem lauen Sommerabend geöffnet waren, hörte ich meinen Vater sagen: »Wenn sie sich in schmutzigen Praktiken üben, dann verdienen sie es, daran zugrunde zu gehen. So ei n fach ist das, Rosse, und es ist der Wille des gütigen Go t tes.«
    Der Ekel in der Stimme meines Vaters ließ mich inn e halten. Mein Vater war ein besonnener Mann, ein Mann, der mit seinem Leben zufrieden war, der sein Land und seine Tätigkeit als Gutsbesitzer liebte. Er hatte seine ha r ten Zeiten als Soldatensohn und Kavallaoffizier überlebt, war zu einem von König Trovens neuen Edlen aufgesti e gen und trug den Lehnsherrenmantel mit Würde. Ich hö r te selten, dass er sich über etwas ereiferte, und noch se l tener war es, ihn so zutiefst entrüstet und angewidert zu erleben. Ich ging näher zum Fenster, bis ich direkt unter den sanft im Wind sich bauschenden Gardinen stand und lauschte. Ich wusste, dass sich das nicht gehörte, aber meine Neugier war größer als meine Angst, entdeckt zu werden und mir einen schweren Rüffel einzuhandeln.
    Die laue Abendluft um mich herum war erfüllt vom Gezirpe der Grillen auf den Feldern.
    »Dann glaubst du also, die Gerüchte sind wahr? Dass die Seuche vom Geschlechtsverkehr mit den Fleck he r rührt?« Mein Bruder, der normalerweise so ein stiller, ruhiger Bursche war, klang entsetzt. Ich ertappte mich dabei, dass ich mich noch dichter an das Fenster drückte und mich auf die Zehenspitzen stellte. In diesem Alter hatte ich noch keine persönliche Erfahrung mit dem Ve r kehr zwischen den Geschlechtern. Ich war schockiert, meinen Vater und meinen Bruder unverblümt über solche Verirrungen wie die Paarung mit einer minderen Rasse sprechen zu hören. Wie es wohl jeder Junge in meinem Alter getan hätte, platzte ich fast vor Neugier. Ich hielt den Atem an und lauschte.
    »Woher sonst?«, fragte mein Vater mit schwerer Stimme. »Die Fleck sind ein von Ungeziefer befallenes Volk, das in den tiefen Schatten unter den Bäumen des Waldes haust, bis seine Haut aus Mangel an Licht fleckig und fahl wird wie schimmeliger Käse. Dreh einen fl a chen Stein in einem Sumpf um, und du findest bessere Lebensbedingungen als die, in denen die Fleck sich he i misch fühlen. Dennoch können ihre Frauen, solange sie noch jung sind, durchaus ansehnlich sein und auf Sold a ten von geringem Intellekt und niederer Herkunft verfü h rerisch und exotisch wirken. Als ich noch am Rande der Wildnis stationiert war, wurde Geschlechtsverkehr mit Fleck-Weibern mit Auspeitschen geahndet. Man hielt Abstand, und wir hatten keine Probleme mit anstecke n den Krankheiten.
    Doch seit General Brodg den Posten des Kommanda n ten im Osten innehat, ist die Disziplin dort merklich laxer geworden. Er ist ein guter Soldat, Rosse, ein verdammt guter Soldat, aber das Blut und die Zucht haben sich in seiner Abstammungslinie ausgedünnt. Er hat sich seinen Rang auf ehrliche Weise erworben, und ich neide ihm seinen Erfolg nicht, aber nicht wenige sind der Meinung, der König habe Soldatensöhne von edlem Geblüt vor den Kopf gestoßen, als er einen gemeinen Soldaten in den Rang eines Generals erhob. Ich sage, der König hat das gute Recht, zu befördern, wen er will, und Brodg dient ihm ebenso gut wie jeder andere, der für den Posten in Frage gekommen wäre. Aber anders als ein zum Offizier Geborener hat er, der aus dem Mannschaftsstand hervo r gegangen ist, viel zu wenig Abstand zum gemeinen So l daten und viel zu viel Mitgefühl mit ihm. Ich verm u te, er scheut sich, angemessene Strafen für Vergehen zu ve r hängen, die er früher womöglich selbst begangen hat.«
    Mein Bruder erwiderte darauf etwas, das ich nicht ve r stehen konnte. Aber am Ton meines Vaters erkannte ich, dass er anderer Meinung war. »Natürlich kann man Mi t gefühl mit dem gemeinen Soldaten haben; schließlich macht

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