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Never Knowing - Endlose Angst

Never Knowing - Endlose Angst

Titel: Never Knowing - Endlose Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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gewöhnlich blieb Billy tagsüber im Haus, was meiner Beziehung nicht gerade guttat. Ein paarmal tauchte Evan auf, wenn ich Billy gerade wegen des Falls in der Mangel hatte oder ihn zu seinen Theorien über John ausquetschte, und jedes Mal zog Evan ein Gesicht. Eines Abends, nachdem er bereits ins Bett gegangen war, blieben Billy und ich noch wach und unterhielten uns über verschiedene Fälle, an denen er gearbeitet hatte. Als ich schließlich zu Evan ins Bett kroch, drehte er sich um und kehrte mir den Rücken zu. Ich fragte ihn, was los sei – zweimal –, und er sagte: »Es gefällt mir nicht, wie freundschaftlich du mit Billy umgehst.«
    »Hm, er wohnt gerade in unserem Haus. Was soll ich denn machen, ihn ignorieren?«
    »Er ist ein Cop. Er sollte sich professionell benehmen und nicht meine Verlobte anbaggern.«
    »Das meinst du doch wohl nicht ernst. Wir haben über alte Fälle geredet.«
    »Ich mag den Kerl nicht.«
    »Das merkt man – beim Abendessen warst du ziemlich unhöflich zu ihm.«
    »Gut. Vielleicht hat er den Wink verstanden und setzt sich ab jetzt in den verdammten Streifenwagen.«
    »Mein Gott, stell dich doch nicht so an. Er ist wie ein
Bruder
für mich, Evan.«
    »Schlaf einfach, Sara.«
    Dieses Mal drehte ich ihm den Rücken zu.
     
    Zum Teil kann ich Evans Standpunkt nachvollziehen – ich kann nicht behaupten, dass es mir gefiele, wenn er die ganze Zeit mit Sandy rumhängen würde. Aber ich habe es ernst gemeint: Billy ist zu einem älteren Bruder für mich geworden, ein
richtig
großer Bruder, der mich beschützt und eine Waffe trägt. Einmal, als ich mit ihm auf dem Revier verabredet war, sah ich, wie er eine Frau zu ihrem Auto brachte. Als sie einstieg, erhaschte ich einen Blick auf ihr zerschlagenes Gesicht. Ich fragte Billy nach ihr, aber er schüttelte nur den Kopf. »Mal wieder ein prügelnder Ehemann auf Sauftour.«
    »Hat sie eine einstweilige Verfügung beantragt?«
    Er schnaubte. »Ja, aber das ist nichts als Papierverschwendung. Die Hälfte der prügelnden Männer stellen den Frauen trotzdem nach. Und normalerweise kommen sie damit durch.« Er starrte dem davonfahrenden Wagen der Frau nach. »Nächstes Mal landet sie im Krankenhaus. Ihr Mann bräuchte eine Portion seiner eigenen Medizin.«
    Irgendetwas in seinem Tonfall trieb mich dazu, ihn zu fragen: »Haben Sie das schon mal getan? Die Dinge in die eigene Hand genommen?«
    Mit ernster Miene drehte er sich zu mir um. »Fragen Sie mich, ob ich das Gesetz gebrochen habe?«
    Ich versuchte, über meine impulsive Frage zu lachen, doch dann sagte ich: »Ich weiß nicht, ich kann Sie mir gut als maskierten Rächer vorstellen.«
    Er sah erneut die Straße hinunter. »›Der erfahrene Stratege folgt dem Weg und achtet das Gesetz, folglich ist er Herr über Sieg und Niederlage.‹« Er wandte sich zu mir um. »Kommen Sie, wir holen uns einen Kaffee.«
    Obwohl Billy die Frage mit einem weiteren Zitat beiseitegewischt hatte, hatte ich das Gefühl, dass er möglicherweise hier und da ein wenig Selbstjustiz geübt hat. Falls es stimmt, ist es mir egal. Im Gegenteil, es gefällt mir. Das ist genau die Sorte Mensch, die ich an meiner Seite haben will. Einmal hat er mir erzählt, dass er immer noch engen Kontakt zu einigen Opfern hat und dass für ihn »ein Fall erst abgeschlossen ist, wenn jemand hinter Gittern sitzt oder tot ist«. Ich hoffe, dass das auch in Johns Fall gilt – in beiderlei Hinsicht.
    An diesem Morgen klingelte mein Handy, aber nur zweimal, und dann war Schluss. Aber ich wäre ohnehin nicht rangegangen. Ich hatte Sandy bereits gesagt, dass ich auf Johns Anrufe nicht mehr reagieren werde. Ich hatte gedacht, sie würden mir die Hölle heißmachen, aber sie behielten beide ihre Gedanken für sich. Wahrscheinlich glauben sie, ich würde meine Meinung noch einmal ändern. Keine Chance. Die Nummer heute Morgen gehörte zu einem Münztelefon in der Nähe von Williams Lake, so dass es aussah, als sei er von der Insel runter. Vielleicht habe ich ihn dieses Mal ja wirklich restlos erzürnt und werde nie wieder etwas von ihm hören. Wie das wohl wäre, nach so langer Zeit? Werde ich für den Rest meines Lebens ständig über meine Schulter blicken? Darauf warten, dass das Telefon klingelt? Kann so etwas tatsächlich jemals vorbei sein?

15. Sitzung
    Als ich nach der letzten Sitzung nach Hause kam, erklärte Evan mir, er habe beschlossen, übers Wochenende zu bleiben. Ich fragte mich, ob seine Entscheidung eher mit Billy als mit

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