Never Knowing - Endlose Angst
dass er noch jungenhafter aussah als sonst. Ich schob mein Gesicht nah an seins.
»Was machst du da?«, murmelte er.
»Mich einschmeicheln.«
Er knurrte im Dunkeln, schlang seinen Arm um meine Schultern und zog mich hoch, bis mein Kopf auf seiner Brust lag.
»Du warst nicht besonders nett.«
»Ich weiß. Es tut mir leid. Aber du hast total das Alphamännchen raushängen lassen.«
»Ich
bin
das Alphamännchen. Du musst das einfach nur einsehen.« Ich hörte das Lächeln in seiner Stimme.
Er grummelte an meinem Hals. Ich grummelte zurück. Es war lange her, seit wir das zuletzt gemacht hatten. Ich lächelte, den Mund an seiner Wange. Er schob seine Linke nach unten und packte meinen Hintern.
»Du könntest es wiedergutmachen …«
Ich kicherte an seiner Schulter. »Evan?«
»Ja, Schatz?«
»Ich treffe mich nicht mit ihm, okay?«
»Gut. Weil ich nämlich am Morgen zurück zur Lodge muss, und ich will mir keine Sorgen um dich machen müssen.«
»Ich werde morgen als Erstes alle Nummern ändern lassen.«
Er zog mich fest an sich und gab mir einen Kuss, dann entspannten sich unsere Körper aneinander. Mein Kopf ruhte auf seiner Schulter, seine Arme lagen locker auf meinem Rücken, während er langsam einschlummerte.
Nachdem Evan am nächsten Morgen aufgebrochen war, ließ ich die Nummern für mein Handy und das Festnetztelefon ändern. Meine Familie würde sich wundern, also erklärte ich ihnen, dass ich, seit dieser Artikel erschienen war, ständig Anrufe von Zeitungen und Spinnern bekäme. Als ich mit Melanie sprach, sagte sie: »Ich habe gehört, Evan war zu Hause?«
»Ja, ein paar Tage.«
»Was hält er von der CD ?«
»Äh …« Ehe ich mir eine Ausrede ausdenken konnte, sagte Melanie: »Du bist echt unglaublich. Tolle Schwester«, und legte auf.
Als ich versuchte, sie zurückzurufen und mich zu entschuldigen, ließ sie das Telefon klingeln. Dann verwandelte sich mein Schuldgefühl in Ärger – ich konnte diesen Mist echt nicht gebrauchen. Ein Serienmörder pfuschte gerade in meinem Leben herum. Okay, davon wusste sie nichts, aber sie könnte sich zur Abwechslung einmal gedulden.
Seit ich meine Telefonnummern geändert habe, hat John nicht mehr angerufen. Die ersten paar Tage waren hart – ich überprüfte ständig die Schlösser und die Alarmanlage, aber als nichts geschah, wurde ich allmählich ruhiger. Evan hatte recht. Ich hätte das schon vor langer Zeit machen sollen. Kein Hochschrecken mehr, keine Überprüfung des Handys alle zehn Sekunden. Ich habe auch keine Nachrichten mehr geschaut oder irgendetwas gegoogelt. Ich habe mich sogar auf ein paar Projekte gestürzt – gestern habe ich tonnenweise E-Mail-Anfragen beantwortet und Angebote abgegeben. Es ist, als wäre ich von irgendeiner schrecklichen Droge abhängig gewesen, und jetzt, wo ich wieder clean bin, kann ich kaum glauben, wie sehr sie mein Leben bestimmt hat. Aber das war’s. Ich habe für immer damit aufgehört.
16. Sitzung
Wissen Sie, was mich richtig nervt? Von außen betrachtet glaubt jeder, Evan wäre der Ruhige, Vernünftige und ich die Durchgeknallte. Das bestreite ich ja auch gar nicht. Ich denke:
O Mann, ich hätte nicht so ausflippen sollen, warum muss ich immer so überreagieren?
Erst später, wenn ich die Sache zurückverfolge und versuche herauszufinden, warum ich explodiert bin, stelle ich fest, dass Evan mir ein kleines Streichholz vor die Füße geworfen hat, obwohl er genau wusste, dass ich bereits in einer Benzinpfütze stand.
Wie heute Morgen. Ich versuche, Ally für die Schule fertigzumachen, und sie geht ihre sämtlichen Klamotten durch und versucht sich zu entscheiden, was sie anziehen soll. Schließlich sucht sie ein rotes Hemd aus, aber dann macht sie sich Sorgen, dass ihr Haarband nicht dazupassen könnte, also muss sie noch einmal ihren gesamten Kleiderschrank durchsuchen. Dann Elch, der beschlossen hat, dass es genau der richtige Zeitpunkt ist, um sich irgendeine bakterielle Infektion einzufangen, gegen die er dreimal täglich Antibiotika schlucken muss, und der nichts frisst, in dem sich eine Tablette befindet, egal, wie gut sie versteckt ist. Also jage ich ihn quer durch die Küche und versuche, ihm das Ding in die Schnauze zu stopfen, während Ally brüllt: »Du tust ihm weh!« Das Fressen landet auf mir, auf dem Hund, auf dem Kind und dem Boden. Dann spaziert Evan, mein lieber, freundlicher,
vernünftiger
Verlobter, herein, sieht sich die Sauerei an und sagt: »Ich hoffe nur, du
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