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Never Knowing - Endlose Angst

Never Knowing - Endlose Angst

Titel: Never Knowing - Endlose Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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nicht. Ich hielt den Atem an.
    Nach einer Weile sagte er: »Ich habe sie getötet, weil ich es tun musste. Ich habe dir doch gesagt, Sara, ich bin kein schlechter Mensch.«
    »Ich weiß, aber genau deswegen verstehe ich nicht, warum du sie töten musstest.«
    Er klang frustriert, als er antwortete: »Das kann ich dir noch nicht sagen.«
    »Kannst du mir sagen, warum du eine Puppe aus ihren Kleidern gemacht hast? Ich interessiere mich wirklich für deine …« Wie sollte ich es nennen? »… Methode.«
    »Auf diese Weise bleibt sie länger bei mir.«
    »Und das ist wichtig? Dass sie bei dir bleibt?«
    »Es hilft.«
    »Wobei hilft es?«
    »Es hilft einfach, okay? Ein anderes Mal reden wir mehr darüber. Wusstest du, dass Bergkiefernkäfer das Holz blau machen?«
    Ich hatte nicht das Gefühl, dass er das Thema wechselte, um einem anderen auszuweichen. Eher so, als sei ihm plötzlich ein neuer Gedanke gekommen, den er weiterverfolgte. Es war schrecklich, wie sehr mich das an mich selbst erinnerte.
    »Ich habe davon gelesen, aber ich habe noch nie damit gearbeitet.«
    »Es ist nicht der Käfer, der die Bäume tötet, verstehst du. Es ist der Pilz, den sie einschleppen.« Er machte eine Pause, aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte, und so fuhr er fort: »Ich habe über verschiedene Hölzer und Werkzeuge gelesen, damit wir etwas haben, über das wir reden können. Ich möchte alles über dich wissen.«
    Ich erschauderte. »Und ich über dich. Was ist mit dir? Bastelst du noch andere Dinge außer Puppen?«
    »Ich arbeite gerne mit unterschiedlichen Materialien.«
    »Aber für Metall hast du offensichtlich ein besonderes Talent. Bist du Schweißer?«
    »Ich kann alles Mögliche.« Es war keine direkte Antwort, also wollte ich gerade die Frage wiederholen, als er sagte: »Ich muss jetzt Schluss machen, aber ich möchte dich etwas fragen.«
    »Okay. Klar.«
    »Wie nennt man eine Kreuzung aus einem Igel und einem Bären?«
    »Äh … keine Ahnung.«
    »Stachelbär.«
     
    Er hatte aus Kamloops angerufen, einer der größeren Ortschaften im Landesinneren, mehr als fünf Stunden von der letzten Stelle entfernt. Aber die Tatsache, dass er sich in einem dichter besiedelten Gebiet aufhielt, nützte uns gar nichts – es fand gerade ein dreitägiges Rodeo statt, und er war mittendrin gewesen, als er angerufen hatte. Zuversichtlich erklärte Billy mir, dass sie die Menge durchsuchten, aber ich hörte den unterschwelligen Ärger aus seinem knappen Tonfall, den abgehackten Sätzen.
    Am nächsten Morgen rief John dreimal hintereinander an. Zuerst fragte er, wo die Puppen waren und was ich mit ihnen gemacht hätte. Seine Stimme klang so angespannt, dass ich rasch sagte: »Ich habe in meiner Werkstatt ein Regal für sie gebaut – dort verbringe ich die meiste Zeit.«
    »Okay, das ist gut.« Doch dann sagte er: »Bist du sicher, dass ihnen da nichts passiert? Was ist mit dem Sägestaub? Oder Chemikalien? Arbeitest du mit Chemikalien?«
    Ich sagte das Erstbeste, was mir in den Sinn kam. »Es ist eine abgeschlossene Vitrine, sie sind hinter dem Glas geschützt.« John sagte nichts, aber ich hörte Verkehrslärm. Ich sagte: »Möchtest du sie zurückhaben? Ich kann es verstehen, falls du …«
    »Nein. Ich muss Schluss machen.«
    Zwanzig Minuten später rief er erneut an, fragte wieder, ob mir die Puppen gefielen. Nach zehn Minuten meldete er sich ein drittes Mal. Mit jedem Anruf klang er unruhiger. Schließlich sagte er, er müsse Schluss machen, er fühle sich nicht wohl.
    Ich fühlte mich auch nicht gerade großartig. Seit er angefangen hatte, mir Pakete zu schicken, schlief ich kaum noch. Wenn ich es tat, wurde ich in meinen Träumen von schreienden Frauen heimgesucht, die von Metallfiguren gehetzt wurden. Ich hatte gehofft, an diesem Morgen ausschlafen zu können, denn es war Samstag und Ally musste nicht zur Schule, aber nach Johns Anrufen konnte ich das vergessen. Billy rief direkt danach an, um mir zu sagen, dass die letzten Anrufe aus der Gegend um Kamloops gekommen waren und dass jeder verfügbare Beamte in dem Gebiet die Straßen kontrollierte. Ally und ich stritten uns den ganzen Morgen – ich schwöre, dass sie spürt, wenn mein Geduldsfaden gerade extrem dünn ist und sich genau diesen Moment aussucht, um
alles
im Schneckentempo zu erledigen. Je mehr ich versuchte, sie anzutreiben, desto verstimmter wurde sie. Sie riss mir sogar das Handy aus der Hand und schleuderte es quer durch das Wohnzimmer. Gott sei Dank

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