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Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller

Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller

Titel: Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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krank. Unglücklich. Depressiv würde man das heute nennen. Damals gab es noch keine Behandlungsmöglichkeit dafür. Nur Pflege unter strenger Bewachung, was mein Vater zum Glück ermöglichen konnte.« Er schüttelte den Kopf. »Er hat sein Bestes getan. Pflegerinnen eingestellt, versucht, sie daran zu hindern, sich etwas anzutun. Und dann war sie eines Tages einfach verschwunden. So war das damals. Krankheit, besonders Geisteskrankheit, Tod. Sie hielten es für das Beste, darüber hinwegzugehen und über unangenehme Dinge nicht zu reden. Aber wissen Sie, in Wirklichkeit ist das sehr schlecht. Mein Vater …« Er wandte den Blick ab, ohne den Satz zu vollenden. »Als kleiner Junge hatte ich Angst, auf den Speicher zu gehen. Ich hatte Alpträume deswegen. Ich glaubte, sie sei immer noch dort oben und wartete auf mich, um mich aufzufressen. Es wäre so viel besser gewesen, wenn sie meinem
Bruder und mir einfach gesagt hätten, was mit ihr geschehen war.«
    Er warf Ivy einen durchdringenden Blick zu. »Geheimnisse können wie Gift sein«, fuhr er fort. »Die Wahrheit ist nur selten so entsetzlich oder erschreckend wie das, was man sich ausmalt.«

11
    Dann hatte ihr Makler das also missverstanden, dachte Ivy, als sie die gewundene Straße zum Highway zurückfuhr. Das Schlafzimmer auf dem Speicher war für Paul Vlaskovics Mutter und nicht für seinen Bruder ausgebaut worden. Geschichten aus der Vergangenheit, die von einem zum anderen weitergegeben wurden, wurden oft verdreht. Emilia Vlaskovic hatte jene Tagebucheintragungen geschrieben, als sie mit ihrem ersten Kind, Stephan, schwanger war, zu Beginn ihres Absturzes in eine Depression, aus der sie nie wieder auftauchen sollte.
    War sie in ein Irrenhaus gebracht worden? War sie krank geworden und gestorben? Hatte sie Selbstmord begangen? Was auch immer geschehen war, war es weniger entsetzlich oder erschreckend gewesen als das, was ihr kleiner Sohn Paul sich vorgestellt hatte?
    Menschen verschwanden nicht einfach. Oder doch? Ivy drückte einen Finger in ihre Halsgrube, wo eigentlich das silberne Amulett ihrer Großmutter hängen sollte.
    Sie fuhr auf den Highway. Die Fernsehstation am Rand der Straße mit ihren riesigen Satellitenschüsseln auf dem Dach erinnerte sie an die arrogante Reporterin, die am Abend zuvor von ihrem Vorgarten aus so aufgeregt berichtet hatte. Eine Frau aus der Gegend wird zu dieser Stunde noch vermisst . In der Hoffnung, etwas Neues zu erfahren, schaltete Ivy die Radionachrichten ein.

    Sie befand sich schon an der Ausfahrt nach Brush Hills, als ihr die Begrüßungsparty für das Baby einfiel. Verdammt. Es war schon drei Uhr. Die Gäste würden bereits eintreffen.
    Ivy beschleunigte ihre Fahrt und bremste nur vor der Tempofalle ab, die die Polizei von Brush Hills aufgebaut hatte, um Pendler zu schnappen, die auf dieser Abkürzung durch die Stadt fuhren. Sie bog in die Seitenstraße eines Viertels ein, in dem wohlhabende Familien schon seit Generationen in schönen alten Häusern lebten.
    Die Straße führte abwärts zur breiten Mündung des Neponset River. Weiter unten, wo früher einmal Sümpfe und später landwirtschaftlich genutzte Flächen gewesen waren, stand ein Dutzend verlassener Fertigbauhäuser in unterschiedlichen Stadien der Vollendung. Dem Bauunternehmer war das Geld ausgegangen, weil er keine Käufer für die Häuser hatte finden können, und die Bautätigkeit war eingestellt worden.
    An einem schön geschnitzten Hinweisschild, auf dem in vergoldeten Buchstaben ROSE GARTENBAU UND LANDSCHAFTSGÄRTNEREI stand, bog Ivy ab. Sie fuhr eine ungeteerte Allee entlang zu einer der wenigen noch nicht bebauten Flächen der Stadt. Offiziell hatte David das Grundstück von seiner Mutter gepachtet, deren Familie hier um 1800 eine Farm betrieben hatte.
    Davids Vater hatte fast einen Schlaganfall erlitten, als David schon im ersten Studienjahr das Boston College verlassen hatte, um seine Firma Rose Gardens zu gründen. Er hatte das Undenkbare getan und sein Studium trotz seines Stipendiums abgebrochen. Die Footballmannschaft
der Universität war Mr Roses größter Wunschtraum gewesen, der in seinem Kopf für nichts anderes Raum ließ. Seinen MBA zu machen und leitender Angestellter einer Firma zu werden - das war die Vision, die Davids Vater für die glorreiche Zukunft seines Sohnes hatte. Was David selbst sich wünschte, war, so viel Zeit wie möglich im Freien zu verbringen und mit den Händen zu arbeiten.
    Die Männer der Familie Rose

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