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Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller

Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller

Titel: Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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starren.

10
    Bei Tagesanbruch war Ivy erschöpft. Eingehüllt in warme Steppdecken, hatte sie nicht das geringste Bedürfnis, das Bett zu verlassen. Aber es war unvermeidlich. Sie musste schon wieder pinkeln.
    Sie zog eine Steppdecke hinter sich her ins Badezimmer. Als sie sich wieder hinlegte, fiel sie endlich in den tiefen Schlaf, auf den sie die ganze Nacht über vergeblich gehofft hatte. Es war neun Uhr vorbei, als sie wieder aufwachte.
    Sie ging die Treppe hinunter und spähte durch die Glasscheibe neben der Haustür. Gehsteig und Straße sahen verlassen aus.
    Auf der Küchentheke lag das Adressbuch. David hatte es auf der Seite mit Mr Vlaskovics neuer Adresse und Telefonnummer aufgeschlagen. Außerdem hatte er einen Schreibblock auf ihre Lieblingskaffeetasse gelegt und eine Nachricht für sie auf die erste Seite gekritzelt. » 15:00 Uhr Babyparty! «
    Ivy schüttete den Kaffeerest weg, den David in der Kaffeemaschine hinterlassen hatte, und ließ eine Scheibe Weißbrot in den Toaster fallen. Die Zeitung lag auf dem Küchentisch. Auf der der ersten Seite des Regionalteils prangten das Foto von Melinda und die Schlagzeile: SCHWANGERE FRAU AUS BRUSH HILLS VERSCHWUNDEN.

    Ivy überflog den Artikel. Offenbar hatte die Polizei bei ihrer Suche kaum Fortschritte gemacht. Wenigstens wurden Ivy und David nicht erwähnt.
    Die Toastscheibe sprang aus dem Toaster, und Ivy goss sich ein Glas Milch ein. Sie setzte sich an den Tisch und las die Fortsetzung des Artikels auf der nächsten Seite. Dort stand, dass Melinda in einem Apartment in Brush Hills wohnte. Vor mehr als einem Jahr hatte sie den Beruf gewechselt und ihren Job als Labortechnikerin an der Neponset Klinik gekündigt. Seitdem arbeitete sie für ein Maklerbüro in South Boston.
    Ivy biss von ihrem Toast ab und zwang sich zu kauen. Dann trank sie einen Schluck Milch.
    Neponset Klinik. Das war das Krankenhaus, in das David und sie für die Geburtsvorbereitungskurse gegangen waren und wohin sie sich begeben würde, wenn ihr Sprössling zu erkennen gab, dass sie bereit war, das Licht der Welt zu erblicken. In derselben Klinik hatte sich Ivy auch durch ihre letzte Fehlgeburt gequält.
    Im Sommer vor anderthalb Jahren. In der zwanzigsten Woche, als das Baby, wenn man den Büchern glauben durfte, offiziell lebensfähig war und als sie gerade aufgehört hatte, ständig auf alles gefasst zu sein, hatten plötzlich Krämpfe und anfangs leichte, dann starke Blutungen eingesetzt. Sie hatte entsetzliche Schmerzen gehabt, und alles war voller Blut gewesen. David hatte hilflos und mit aschfahlem Gesicht bei ihr gesessen und ihre Hand gehalten.
    Ivy schob die Zeitung fort.
    Das winzige Baby war vollkommen gesund gewesen,
und Dr. Shapiro hatte keine Erklärung dafür gehabt. Die Fehlgeburt war einfach nur eines von den »schlimmen Dingen, die guten Menschen passieren«, hatte sie gesagt, und Ivy hatte gewusst, dass die Plattitüde tröstlich gemeint war.
    Hinterher hatte sie sich an David geklammert und hemmungslos geweint. Monatelang hatte sie sich wie ausgehöhlt gefühlt, als wäre es nur ihr Schatten, der zur Arbeit ging und nach Hause zurückkehrte und an ihrer Stelle alle Notwendigkeiten des Lebens erledigte.
    Dann war sie wieder schwanger geworden. Neun Monate lang hatte sie das Gefühl gehabt, am Rand eines Abgrunds entlangzuwandern, in den sie jeden Augenblick hinabstürzen konnte. Sie hatte David und Jody verpflichtet, ihre Schwangerschaft geheim zu halten, und hatte niemandem davon erzählt, bis sie ihren Mantel nicht mehr zuknöpfen konnte. Sie hatte selbst nicht daran geglaubt, bis ihr Nabel aus ihrem Bauch herausragte wie das Bratthermometer aus einem Huhn in der Bratröhre.
    Diesmal würde alles anders sein. Es musste einfach anders sein. Sie blickte an sich hinunter und berührte ihren Bauch. Er war fest und hart.
    Dieses kleine Mädchen würde voll ausgetragen und gesund geboren werden.
     
    Es war fast zwölf Uhr Mittags, als Mr Vlaskovic endlich auf Ivys Anruf reagierte. Er versicherte ihr, dass er sich sehr freuen würde, sie zu sehen - und ob es ihr jetzt sofort passte.

    Die Zeit reichte gerade noch aus, ihm einen Besuch abzustatten und um drei Uhr zur Babyparty bei Rose Gardens zu sein.
    Ivy fuhr auf der I-95 nach Süden und hielt sich auf der rechten Fahrbahn. Etwa die Hälfte der Bäume, die am Rand des Highways wuchsen, war kahl. Die Blätter, die noch an den Ästen saßen, waren braun und lederartig, und nur wenige leuchteten noch rot oder gelb - eine

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