Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller
beschäftigten sich nicht mit Harken und Rasenmähen, hatte sein Vater getobt und seinem Sohn jede Unterstützung verweigert. Als Davids Eltern vor fünf Jahren in den Ruhestand gegangen und nach Park City in Utah gezogen waren, war dies sowohl für David als auch für seinen Vater eine Erleichterung gewesen. Zurzeit befanden sich Davids Eltern auf einem Kreuzfahrtschiff irgendwo weit unten an der Küste Südamerikas.
Anfangs hatte David sein Büro in einem Wohnwagen eingerichtet, der nicht viel mehr als eine Blechbüchse mit Ventilator war. Er hatte sich darauf spezialisiert, umweltfreundliche Gärten mit einheimischen, pflegeleichten Pflanzen und spektakulären Granitbrocken aus nahe gelegenen Steinbrüchen zu gestalten. Seine Geschäftsphilosophie lautete: Es ist unredlich, den Leuten etwas zu verkaufen, das sie nicht haben wollen und nicht pflegen können .
Abgesehen davon war David ein Apfel, der nicht weit vom Stamm seiner Familie gefallen war. »Ihr Mann könnte Mist an einen Zoobesitzer verkaufen«, hatte Lillian Bailiss, die Büromanagerin von Rose Gardens, einmal
zu Ivy gesagt. Aus einem Einmannbetrieb hatte sich Davids Geschäft zu einer Firma mit vier festen Mitarbeitern und einem halben Dutzend regelmäßiger Zeitarbeiter entwickelt, die er während drei Jahreszeiten mit Arbeit versorgte.
Ivy parkte den Wagen vor dem Blockhaus, das vor ein paar Jahren den Wohnwagen ersetzt hatte. Es war in einen luftigen Ausstellungsraum mit großen Glasfenstern auf der Vorderseite und Büros auf der Rückseite eingeteilt. Eine breite, einladende Veranda mit hölzernen Schaukelstühlen erstreckte sich über die ganze Breite des Gebäudes.
Der von einem Geländer begrenzte Parkplatz vor dem Haus war voll. Ivy erkannte den schwarzen Camry, der ihrem Chef Naresh Sharma, dem Verkaufsdirektor bei Mordant Technologies gehörte. Der rote SUV gehörte ihrer Mitarbeiterin Patty-Jo Linehan. Der schwarze Lexus war der von Theo. Der grellgrüne VW gehörte Jody. Davids Truck und die Autos seiner Angestellten waren vermutlich auf der Rückseite des Hauses geparkt.
Ivy musterte ihr Gesicht im Rückspiegel und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Die Tür des Ausstellungsraums öffnete sich, und David streckte ihr die Arme entgegen, als wollte er sagen Wo bleibst du nur .
Als sie eintrat, wurde sie mit Applaus begrüßt. Sechs oder sieben ihrer Kollegen waren da, alle in ihrer Geschäftskleidung, dazu Davids Angestellte in Jeans und Arbeitshemden. Jody winkte ihr durch den Raum entgegen. Der mondgesichtige Riker saß auf ihrer Hüfte und fuchtelte mit einer Laugenstange, als wollte er die Versammlung
dirigieren. Theo, der als Einziger im Raum einen Nadelstreifenanzug trug, lehnte an einer Wand.
Aus dem angrenzenden Gewächshaus wehte ein Duft nach feuchter Erde in den lichtdurchfluteten Raum. In einer Ecke waren die Geschenke für das Baby aufgestapelt.
Beim Anblick all der Freunde und Kollegen, die gekommen waren, um ihnen beiden Glück zu wünschen, war Ivy von plötzlicher Freude erfüllt, aber auch von Stolz auf den schönen Ort, den David geschaffen hatte. Eine Wand war mit »Vorher- und Nachher-Fotos« von Davids Projekten bedeckt, an einer anderen hingen Auszeichnungen und Anerkennungsschreiben von örtlichen Organisationen und Wohltätigkeitsvereinigungen, die David unterstützte.
Lillian Bailiss betrat den Raum. Obwohl sie bereits Ende sechzig war, war sie zäh und sehnig und glich einer Naturgewalt. David hielt es für die intelligenteste Geschäftsentscheidung, die er je getroffen hatte, sie zu überreden, ihren Ruhestand noch einmal zu unterbrechen. Seitdem hatte sie Ordnung in das Chaos gebracht, und die Bilanzen von Rose Gardens hatten sich stetig in den Bereich der schwarzen Zahlen bewegt.
In Lillians Augenwinkeln bildeten sich Lachfältchen vor Freude. »Hallo, mein Schatz.« Sie legte ihre kühle Hand auf Ivys Wange, aber als sie Ivy in die Augen sah, umwölkte sich ihre Miene. »Hast du Probleme?« Ivy wusste, dass sich ihre Frage nicht nur auf die Schwangerschaft bezog.
Sie brachte ein Nicken zustande.
Eine junge Frau, die Ivy nicht kannte, kam lächelnd zu ihr herüber. »Sie sind also Ivy«, sagte sie. Sie hatte eine braungebrannte Himmelfahrtsnase und pfirsichfarbene Wangen. »Ich habe schon so viel von Ihnen gehört.« Ihr Pferdeschwanz wippte, als sie Ivy die Hand entgegenstreckte. »Ich bin Cindy Goodwin.«
Ihr Händedruck war fest, ihre Handflächen schwielig, und die Nägel an ihren
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