Never tell a lie - Lügen können töten - Psychothriller
hatten, als sie wieder aufwachten. Der muss gigantisch gewesen sein.«
Theo stieg aus dem Auto. Ivy blieb sitzen, bis er um den Wagen zur Beifahrerseite gegangen war. Sie fühlte sich, als habe ihr jemand einen Sandsack in den Rücken geschlagen. Ja, David hatte ihr von Melindas Zusammenbruch auf dem Speicher erzählt, aber er hatte ihr sicher nicht alles gesagt. Er hatte Melindas Anschuldigungen beschönigt, genau wie Theo sie jetzt beschönigte.
Theo öffnete die Beifahrertür für sie. Es hatte aufgehört, zu regnen.
»Weißt du, was ich zuerst gedacht habe, als ich hörte, dass sie eine Leiche gefunden haben?«, fragte er. Ivy unterdrückte ihren Widerwillen, griff nach Theos ausgestreckter Hand und wuchtete sich aus dem Wagen. »Dass es Melinda wäre und dass sie Selbstmord begangen hätte. Und ich sage dir noch etwas. Ich hoffe, dass sie tatsächlich tot ist. Denn wenn das nicht der Fall ist, hat sie den Verstand verloren, und das wäre ein großes Problem.«
Für wen? Was wäre, wenn Melinda lebendig und gesund wieder auftauchen und darauf brennen würde, der Polizei zu erzählen, was bei Kezey’s passiert war? Natürlich ihre Version der Ereignisse. Selbst wenn die Sache inzwischen verjährt und es zu spät war, noch Anklage zu erheben, würde die ganze Geschichte herauskommen. David würde sich plötzlich im Mittelpunkt eines Skandals
wiederfinden. Es würden Fragen über Theos Rolle gestellt werden. Das Ansehen des Möchtegern-Senators wäre durch Unterstellungen ruiniert, die er niemals widerlegen könnte. Seine politische Karriere wäre vorbei, bevor sie begonnen hätte.
Jody kam die Einfahrt hinunter auf Ivy zu. »Ich habe die Seitentür aufgesperrt und den Schlüssel in die Küche gelegt. Ist alles okay mit dir? Keine Wehen mehr?«
»Kein bisschen«, erwiderte Ivy. »Es geht mir gut.«
»So siehst du aber nicht aus. Möchtest du, dass wir noch eine Weile mit reinkommen, bevor Theo mich nach Hause fährt?«
Ivy hob die Hände, um alle weiteren Angebote abzuwehren. »Nein, danke.« Über Jodys Gesellschaft hätte sie sich sicher gefreut, aber das Letzte, was sie wollte, war, auch nur noch eine Minute mit Theo zu verbringen. »Wirklich. Ich habe nur den Wunsch, ins Haus zu gehen und ein bisschen zu schlafen.«
Sie ging die Einfahrt hinauf.
»Ich lasse mein Handy eingeschaltet«, rief Jody ihr nach.
Ivy wollte gerade die Stufen zum Seiteneingang betreten, als das Bellen eines Hundes hinter Mrs Bindels Haus sie erstarren ließ. Lieber Gott, sie hatte den verdammten Hund schon wieder vergessen.
»Jody«, rief sie und wandte sich um.
Jody trottete die Einfahrt wieder hoch. »Soll ich dich ins Bett bringen?«
»Könntest du mir noch einen Gefallen tun und den großen Sack Hundefutter aus meinem Auto ins Haus
tragen? Stell ihn in die Küche. Ich habe versprochen, mich um Mrs Bindels Hund Phoebe zu kümmern.«
Ivy lief in den Nachbargarten. Bei ihrem Anblick hörte Phoebe auf zu bellen und begann jämmerlich zu winseln. Die Hündin hatte sich in dem Seil verheddert, mit dem sie an dem Pfosten der Wäscheleine festgebunden war. Sie hatte nicht einmal die Wanne mit dem Wasser erreichen können, die Ivy für sie hinterlassen hatte.
Ivy löste das Seil vom Pfosten, setzte sich mit gekreuzten Beinen neben die Wanne und wartete, bis die Hündin zu ihr kam.
Phoebe wedelte so heftig mit dem Stummelschwanz, dass ihr ganzes Hinterteil wackelte. Sie leckte Ivy über das Gesicht, schlabberte ein bisschen Wasser und begann wieder, Ivys Gesicht abzuschlecken. Ivy entwirrte das Seil, schlang die Arme um Phoebe und vergrub ihr Gesicht im warmen, feuchten Fell des Tieres. Hunde konnten ein wunderbarer Trost sein.
Als Ivy endlich aufstand, versuchte Phoebe, sie zu Mrs Bindels Haus zu zerren. Aber nach kurzem Kräftemessen ergab sie sich in ihr Schicksal und ließ sich von Ivy zu deren Haus führen. Innen löste Ivy die Leine von Phoebes Halsband und ließ sie um den Türknauf im Vorraum gewickelt hängen. Sie warf ihre Handtasche auf die Küchentheke neben den Hausschlüssel, den Jody dort hinterlassen hatte. Der Sack mit dem Hundefutter stand auf dem Boden.
Während Phoebe in der Küche herumschnüffelte, öffnete Ivy den Futtersack und schüttete ein paar Pellets in eine Schüssel. Sie hatte keine Ahnung, ob sie Wasser
darübergießen sollte oder nicht, aber sie tat es und rührte kräftig um. Dann stellte sie die Schüssel auf den Boden.
Phoebe kam augenblicklich angelaufen und begann zu fressen. Nach
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