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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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Sicherheitsgurt, zog ihn über sich und versuchte mit fahrigen Fingern, ihn zu schließen. Sie sah, wie Varen das Radio auf volle Lautstärke drehte und sich seine Miene etwas verfinsterte, als die wütende Musik durch den vorderen Teil des Autos dröhnte.
    Er bog erneut ab. Isobel kreischte auf.
    Sie rasten die Straße entlang und wechselten ruckartig von der linken auf die rechte Spur, als das Auto vor ihnen an einer Ampel, die gerade von Gelb auf Rot sprang, abbremste. Sie schossen über die Kreuzung.
    »Varen.« Isobel versuchte bestimmt und so laut wie möglich zu sprechen, um die Musik zu übertönen. Sie hielt sich an ihrem Sitz fest. »Fahr. Langsamer.«
    Der Motor brummte. Varen beschleunigte.
    »Varen, halt an! Du machst mir Angst!«
    Er ignorierte sie und die Reifen quietschten, als sie einmal mehr scharf abbogen. Isobel suchte nach etwas, an dem sie sich festhalten konnte. Doch da war nichts.
    Gebäude und Lichter verwischten im Vorbeifliegen. Straßenschilder rasten an ihnen vorbei. Isobel drehte den Kopf hin und her, konnte jedoch nicht erkennen, in welcher Gegend sie sich gerade befanden. Um sie herum verschwamm die Welt zu einem einzigen langen Streifen.
    Irgendjemand brüllte sie vom Gehweg aus an. Das Auto grollte wie ein wildes Tier.
    Die Kombination aus Musik und Geschwindigkeit gab Isobel das Gefühl, dass ihr Gehirn kurz davor war, entweder zu schmelzen oder zu zerspringen.
    Das Lied zischte und schwirrte, als sie durch eine Unterführung schossen. Die Leuchtanzeigen auf dem Armaturenbrett wurden schwächer und flackerten. Rauschen legte sich über die Musik, während die Nadel der Geschwindigkeitsanzeige nach oben kletterte, schlaff herunterfiel und dann anfing, wie wild hin und her zu springen. Eine leise, trockene Stimme, eingebettet in einen flüsternden Chor, durchbrach das Rauschen des Radios. Das unverständliche Murmeln schwoll zu einem kollektiven Zischen an.
    »Haut ab«, knurrte Varen mit zusammengebissenen Zähnen.
    Auf seinen Befehl hin bröckelte das Rauschen und brach dann ab Die Musik dröhnte jetzt wieder in voller Lautstärke und die Lichter auf dem Armaturenbrett nahmen wieder ihren schwachen roten Schimmer an.
    Das pulsierende Blut in Isobels Adern gefror zu Eis. Lähmende Angst kroch in ihr hoch. Ihr Blick glitt vom Radio über das Armaturenbrett hinüber zu Varen. Mit wem sprach er da? »Varen -?«
    Er unterbrach sie, indem er wieder abbog. Isobel prallte mit der Schulter gegen die Beifahrertür und stützte sich mit einer Hand an der Scheibe ab. Sie kniff die Augen zusammen und schrie: »Du wirst uns noch umbringen!«
    Er hörte nicht auf sie.
    Sie spürte, wie das vibrierende Gefühl der Geschwindigkeit durch ihren Sitz lief und ihren Körper durchzog. Sie hasste es, keine Kontrolle zu haben. Genau das war es, was sie auch gehasst hatte, wenn sie unterwegs gewesen war mit -
    Isobel öffnete die Augen. Sie schlug mit der Hand gegen das Radio und schaltete die Musik aus. »Hältst du vielleicht endlich mal an?«, schrie sie. »Du fährst schon genau wie Brad!«
    Sie sah, wie Varens Hände das Lenkrad umklammerten, und hatte keine Zeit, das Gesagte zu bereuen, bevor sein Fuß mit voller Kraft auf die Bremse trat. Reifen quietschten. Die Welt aus Gebäuden, Straßen, Autos, Lichtern und Menschen holte sie wieder ein und gewann nach und nach an Schärfe, als das Auto kreischend und schlingernd zum Stehen kam.
    Isobel wurde nach vorne geschleudert und dann durch den Rückstoß wieder nach hinten in ihren Sitz gepresst. Der Aufprall nahm ihr die Luft zum Atmen. Um sie herum ertönte wildes Gehupe, Autos wichen aus und zischten an ihnen vorbei. Autofahrer brüllten sie an.
    Stille.
    Schwer atmend starrte Isobel Varen an. Weiße Frontscheinwerfer bohrten sich durch das Heckfenster und erfüllten das Auto mit ebenso viel Schatten wie gleißendem Licht. Schwarze Formen glitten über Varen hinweg. Sie liefen an ihm hinab und zogen sich in die Ecken und Nischen zurück, als ein Auto an ihnen vorbeifuhr und das Licht mit ihm verschwand. Er starrte geradeaus, beide Hände am Lenkrad. Schweigend saßen sie da, der Motor grummelte noch immer und die Anspannung zwischen ihnen war so groß, dass Isobel dachte, sie würde nie wieder zu Atem kommen.
    Endlich bewegte Varen sich und beugte sich auf seinem Sitz nach vorne, sodass seine Stirn beinahe das Lenkrad berührte. »Tut mir leid«, murmelte er kaum hörbar.
    Isobel senkte den Blick auf ihren Schoß. Ihre Knie zitterten noch immer und sie

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