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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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was ihr Vater nach ihrem ersten Treffen mit Varen auf der Heimfahrt von der Bibliothek gesagt hatte. »Dad, willst du wirklich helfen? So richtig?«
    Sein Blick wurde sanft und seine Augenbrauen senkten sich Isobels Augen hingegen wurden kreisrund vor Aufregung.
    »Ja, Izzy«, sagte er und nickte, fast schon erleichtert. »Das will ich wirklich, so richtig.«
    »Oh mein Gott.« Isobel schoss von ihrem Stuhl hoch und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Eine wahre Flut von Ideen sprudelte durch ihren Kopf. Sie schüttelte den Arm ihres Vaters, ließ ihn dann abrupt los und stürmte in den Flur, um seine Autoschlüssel vom Haken zu nehmen. »Ich habe eine Idee! Walmart!«, rief sie. »Wir müssen zu Walmart, sofort!«
    »Okay, Tochter, okay. Wir fahren zu Walmart.« Ihr Dad stand auf, Zweifel standen ihm ins Gesicht geschrieben.
    Isobel stürmte auf ihn zu, umarmte ihn und drückte ihm die Autoschlüssel in die Hand.
    Fragend breitete er die Arme aus. »Und, willst du mir denn nicht erzählen, was du vorhast?«
    Isobel riss die Tür zur Garage auf, rannte die Treppe hinunter und öffnete die Beifahrertür des Sedan. »Erklär ich dir auf dem Weg. Steig ein.«
     
    Am nächsten Morgen kam Isobel zu spät zur Schule und verpasste zwei volle Stunden. Allerdings nahm am Tag eines großen Spiels keiner den Unterricht besonders ernst (keiner außer Mr Swanson natürlich) und sie bezweifelte, dass sie etwas Wichtiges verpasst hatte.
    Mit ihrem Gettoblaster im Schlepptau zog sie durch die mit Postern und blauen und gelben Luftballons geschmückten Flure, lugte auf gut Glück in Klassenzimmer hinein und hoffte, irgendwo silberne Ketten oder schwarze Stiefel zu erblicken. Sie hatte keine Ahnung, wie Varens Stundenplan, abgesehen von Englisch in der vierten Stunde, aussah, aber zu wissen, dass er sich zumindest im Gebäude befand, wäre eine Riesenerleichterung. Sie wollte ihm sagen, dass sie jetzt wenigstens einen Plan hatten, und ihn auf den neuesten Stand bringen. Vor allem aber wollte sie ihn unbedingt sehen. Sie musste unbedingt mit ihm sprechen.
    Doch all das würde warten müssen.
    Als sie sich dem Klassenzimmer näherte, in dem sie gleich Amerikanische Geschichte hatte, entschied Isobel, dass sie nicht noch mehr Zeit mit Suchen vergeuden konnte. An allen Highschools des Bezirks galt dieselbe Regel: Man musste mindestens den halben Tag im Unterricht gewesen sein, um an einer Veranstaltung teilnehmen zu dürfen. Das betraf unter anderem Theaterstücke, Klubtreffen und ganz besonders Footballspiele. Sie würde es nicht darauf ankommen lassen und sich erst in der vierten Stunde im Unterricht blicken lassen. In der letzten Stunde hatte sie nämlich ein Trainingsspiel und sie war sich nicht sicher, ob das als Unterricht zählte oder nicht.
    Isobel rückte ihren Rucksack zurecht, griff nach dem Türknauf und ging mit ihrem zusammengeknüllten gelben Entschuldigungszettel in der Hand in den Klassenraum.
    Sie erstarrte auf der Türschwelle, als plötzlich ein Schwall aus Rufen, Brüllen und rhythmischem Tischklopfen losbrach.
    Oh Gott, dachte sie, was denn jetzt noch?
    Doch dann stand jemand aus den hinteren Reihen auf, legte die Hände trichterförmig um den Mund und rief: »Los geht’s, Trenton!« Ein Gefühl der Erleichterung durchlief sie. Balsam für ihre Cheerleaderseele.
    Sie strahlte, posierte (wenn auch etwas ungelenk, da sie noch immer den Gettoblaster in der Hand hatte) und streckte eine Faust hoch in die Luft. Sogar Mr Fredenburg legte seine Kreide ab, um zu applaudieren. Isobel hatte ganz vergessen, dass sie heute Morgen ihre Cheerleaderuniform angezogen hatte: einen blauen Rock mit gelben Falten über einer blauen Trenton-Trainingshose und einen gelben Rolli unter ihrem blau-gelb gestreiften, ärmellosen Oberteil, auf dem vorne ein gelbes H wie Hawks prangte.
    Das ist ganz normal, sagte sie sich, als sie durch die jubelnde Menge zu ihrem Platz ging. Normal, normal, wie sehr sie das doch liebte. Sie war immer noch Isobel, die Cheerleaderin. Isobel, der Flyer. Das war es, worum es letztendlich ging.
    Auch wenn sie vielleicht das Projekt verpatzte und auch wenn es vielleicht das letzte Mal war: Heute Abend erwartete sie ihr Kaleidoskop aus Lichtern, ihr Gefühl der Schwerelosigkeit und ihre ehrfürchtigen Zuschauer - heute Abend würde sie fliegen.
     
    Die Geschichtsstunde verging wie im Flug und der Pausengong ertönte fast zu früh. Schon bewegte Isobel sich durch das enthusiastische blau-goldene

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