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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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Verletzungen, doch Varen griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. Er beugte sich so tief zu ihr hinunter, dass seine dunklen Haarspitzen zart über Isobels Gesicht strichen und sich in ihren Wimpern verfingen. Ihr blieb gerade noch genug Zeit, um einmal tief durchzuatmen, zu blinzeln und ihre Lippen leicht zu öffnen, bevor er sie zwischen seine nahm.
    Die Zeit blieb stehen. Isobels Herzschlag setzte aus. Ihre Augen fielen zu.
    Der kleine, kühle Metallring drückte leicht gegen ihre Haut, als Varen sie küsste. Fordernd. Sanft. So unendlich langsam.
    Süße, weiche Zerstörung.
    Er schmeckte nach Nelken und Kaffee. Und nach noch etwas anderem. Ein weit entfernter Duft, vertraut und irgendwie fremd zugleich. Irgendetwas Vertrocknetes und Ausgedörrtes. Ein bisschen wie Rauch. Ein bisschen wie Verfall.
    Asche.
    Ein winziger, erschreckter Aufschrei entfuhr Isobel. Sie wich zurück.
    Varen hielt sie aber immer noch fest und zog sie wieder zu sich heran. Dachte er denn, dass sie ihm entwischen oder verschwinden würde? Oder befürchtete er, dass er sich in Luft auflösen würde? Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und drückte ihre Lippen auf seine. Es war so, als ob sie diesen Augenblick gestohlen hätten, so als ob jede Sekunde zählte, so als wäre dieser erste Kuss dazu verdammt, ihr letzter zu sein.
    Wie schreckliche Skelette bäumten sich diese Gedanken in Isobel auf und verdarben ihr diesen Augenblick. Sie ängstigte sie so sehr, dass sie sich ihm erneut entzog. Und diesmal ließ Varen es zu.
    Ein sanftes Brennen glitt über Isobels Lippen, so als ob sie gerade mit der Ladung einer Batterie in Berührung gekommen wären.
    Das Mädchen auf der Bühne sang mit schmachtender Stimme sehnsüchtig weiter. Die Musik schwoll an und verschluckte ihren Gesang und raste einmal mehr auf das sichere Chaos zu.
    »Ich habe dich gefunden«, flüsterte Isobel.
    Ein schmerzerfüllter Ausdruck glitt über sein Gesicht. Varen umfasste ihren Nacken und drückte ihre Stirn an seine. Sein weiches Haar fiel um sie herum und schirmte sie vor neugierigen Blicken ab. »Du solltest nicht hier sein.«
    Ihre Lippen öffneten sich, um zu antworten, doch Varen ließ sie los, nahm ihr seine Maske aus der Hand und setzte sie wieder auf. Verwirrt beobachtete sie ihn, als er sich umdrehte und die Gestalten hinter ihnen musterte. Er legte seine Hand um Isobels und drückte sie. Dann machte er kehrt und schon bald folgte sie ihm durch die dicht gedrängten Reihen kostümierter Körper.
    Wohin führte er sie? Was meinte er damit, dass sie nicht hier sein sollte? Hatte er sie denn nicht gebeten, hierherzukommen? Mit ihm?
    Genährt von einem neuen harten Aufbrausen des Schlagzeugs verwandelte sich das Tanzen in wildes Herumspringen und die kostümierten Körper drängten sich immer näher aneinander und machten es Isobel fast unmöglich, Varens Hand festzuhalten als er sie durch das Gewühl aus Ghulen, Teufeln, dunklen Feen und Vampiren steuerte.
    Endlich ließen sie die Menge dicht gedrängter Körper hinter sich Varen führte Isobel zu der gegenüberliegenden Wand, wo mehrere Partygäste mit bemalten Gesichtern standen und sie mit finsterem, apathischem Blick anstarrten. Varen zog Isobel weiter, wurde schneller.
    Sie zerrte an ihm und versuchte, ihn zu bremsen. Sie war es leid, im Dunkeln zu tappen und von Schatten und unheilvollen Gestalten umringt zu sein, die stets mehr wussten als sie. Sie wollte endlich Antworten auf ihre Fragen. Isobel versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen, doch er packte sie nur noch fester. Als sie erneut versuchte, ihm ihre Hand zu entreißen, drehte Varen sich schließlich um.
    »Sag mir endlich, was los ist!«
    »Nicht hier.«
    Er griff nach ihrem Handgelenk und schon setzten sie sich wieder in Bewegung. Varen bahnte sich einen Weg durch eine Gruppe von Jack-the-Ripper-Doppelgängern und Isobel konnte vor ihnen eine Tür in einer dunklen Nische ausmachen.
    Sie umrundeten ein gepierctes Paar, das eng umschlungen an einer Wand stand, in einen innigen Kuss versunken. Varen öffnete die Tür. Er führte sie hindurch, zog an einem Faden, um das Licht einzuschalten, und schloss die Tür hinter ihnen.
    Sie befanden sich in einem winzig kleinen Raum, der ein Büro zu sein schien. Zumindest hatte er vermutlich einmal als Büro gedient. Es roch nach Sägemehl und schalem Tabak. In einer Ecke stand ein improvisierter Schreibtisch, über dem eine krumme Korkplatte an einem Nagel an der Wand hing. Ein paar vergilbte und altersspröde

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