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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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nehme an, mit >der Böse< beziehst du dich auf den Roten Tod, was bedeutet, dass Prospero der Gute ist?«
    Isobel schob das Kinn vor, als sie darüber nachdachte. Sie verstand, worauf er hinauswollte, verdrehte die Augen zur Decke klimperte mit den Wimpern und seufzte. »Okay, er hat also alle kranken Leute ausgesperrt und eine große Party für seine reichen Freunde geschmissen. Nicht cool, schon verstanden. Aber davon mal abgesehen, warum würde Poe eine Geschichte über einen luxuriösen Palast schreiben und so viel Zeit darauf verwenden, all diese Räume zu beschreiben, und diesen ganzen Kram über eine um Mitternacht schlagende Standuhr und einen klugsinnigen Prinzen und seine Saufkumpane erfinden, wenn er am Ende doch nur alle sterben lässt?«
    »Weil«, sagte Varen, »am Ende immer der Tod gewinnt.«
    Isobel lehnte sich nach hinten, nahm die Hände vom Tisch, legte sie in den Schoß und zog die Schultern hoch. »Weißt du«, sagte sie, »das ist jetzt nicht böse gemeint, aber genau weil du solche Sachen sagst, haben die Leute Angst vor dir.«
    Seine Miene verfinsterte sich.
    Isobel zuckte innerlich zusammen. Sie hatte nicht so direkt sein wollen. Er starrte sie an und sie konnte diesem kajalgerahmten Blick nicht standhalten, der teilweise von seinem Haar verdeckt wurde und dennoch in der Lage war, sie quasi zu durchbohren.
    »Ich meine …«, setzte sie an und gestikulierte wild mit den Händen, so als könnte sie damit irgendetwas gutmachen.
    »Und«, sagte er, »hast du denn Angst vor mir?«
    Er sah sie mit todernstem Blick an und wieder einmal hatte sie das Gefühl, wie ein wehrloser Fisch am Haken zu zappeln.
    Meinte er das ernst? Oder machte er sich wieder nur über sie lustig?
    Er blinzelte und wartete ganz offensichtlich auf eine Antwort.
    »Ähm …«
    Ein dumpfes Knarren rettete sie. Varen wurde abgelenkt. Sie folgte seinem Blick und ihr wurde klar, dass das Geräusch von der Tür unten gekommen sein musste.
    »Kommt da jemand?«, fragte sie.
    »Nur Bess«, murmelte er. »Wie spät ist es?«
    Isobel spürte wieder dieses Krabbeln hinten im Nacken, nur war es diesmal nicht so einfach abzuschütteln. Die Spinnenbeine kehrten zurück und krabbelten elektrisch kalt ihren Rücken hinunter. Noch immer nervös griff sie nach ihrem Rucksack und tastete nach ihrer herzförmigen silbernen Taschenuhr. »Oh nein.« Sie spürte, wie ihr das Herz in die Hose rutschte. »Ich muss los.« Ihr Stuhl kratzte hörbar über die Dielenbretter, als sie aufstand. Sie nahm ihren Rucksack und ging zur Treppe.
    »Warte!«, rief er. Sie hörte, wie sein Stift auf den Tisch fiel.
    »Geht nicht«, sagte sie. »Tut mir leid.« Sie wusste, dass er wieder mal sauer auf sie war, beschloss aber, dass sie das jetzt nicht ändern konnte. Sollte er es doch einfach auf seine (zweifellos ohnehin schon lange) Liste von Dingen setzen, über die er nachgrübelte.
    Sie lief hastig die Treppe hinunter, durch das Hinterzimmer in die Buchhandlung und an Bruce vorbei, der in seinen Sessel versunken dasaß. Sein Glasauge war weit aufgerissen und schien ihr zu folgen. Isobel drückte die Ladentür auf und die Glöckchen klirrten laut, als sie die Tür hinter sich zufallen ließ. Draußen war die Temperatur so stark gefallen, dass Isobel ihren Atem sehen konnte. Neben ihr ging eine Straßenlaterne an.
    In dem Moment fiel ihr ein, dass sie das Poe-Buch vergessen hatte.
    Missmutig brummend machte sie auf dem Absatz kehrt ging zurück in den Laden und eilte an dem schnarchenden Bruce vorbei in den hinteren Teil des Geschäfts. Sie stutzte, als sie die Vorsicht vor Bess -Tür geschlossen vorfand. Schon wieder.
    Sie griff nach dem Türknauf, hielt jedoch inne, als sie Stimmen hörte - eine tief und gedämpft, die andere sanft und lieblich. Mit wem sprach er? Hatte sich jemand dort oben versteckt während sie gearbeitet hatten? Lacy kam ihr in den Sinn. Isobel öffnete die Tür, stieg die Treppe nach oben und rief: »Ich habe was vergessen —«
    Varen war verschwunden. Und sein schwarzes Buch ebenfalls. Doch sein Schreibblock lag noch auf dem Tisch neben seinem Discman und dem Poe-Buch. Isobel drehte sich im Kreis, doch es war weit und breit nichts von ihm oder irgendjemand anderem zu sehen. Aber wie konnte das sein? Wie konnte er so schnell gegangen sein?
    Sie suchte noch einmal mit den Augen den Raum ab, um sich zu vergewissern, dass es keine weiteren Türen oder Schränke gab, in denen er sich hätte verstecken können.
    Wessen Stimmen hatte sie dann

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