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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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einzige Geräusch.
    Das war seltsam. Isobel runzelte die Stirn. Seit sie den Park betreten hatte, hatte sie so ein komisches Gefühl gehabt. Aber erst jetzt konnte sie sagen, was die Ursache war. Sie wurde etwas langsamer, joggte jetzt nur noch, und lauschte auf das einsame, dumpfe Klopfen ihrer Turnschuhe. Stille.
    Alles um sie herum war vollkommen ruhig und vollkommen… lautlos.
    Der Wind, der ihr vor dem Buchladen ins Gesicht geweht hatte, war verschwunden und als sie jetzt nach oben sah, stellte sie fest, dass die Äste regungslos verharrten, und auch die Blätter sich nicht rührten.
    Waren das überhaupt Blätter?
    Ein schwarzer Schatten bewegte sich in einem der Bäume und Isobel erkannte den Umriss eines riesigen schwarzen Vogels. Er gab keinen Laut von sich, schien sie jedoch von seinem Sitzplatz aus zu beobachten. Ein weiteres Blatt bewegte sich. Noch ein Vogel. Dann entdeckte sie noch einen, der sich aufplusterte, und da, auf der anderen Seite, war noch ein Vogel.
    Einer von ihnen durchbrach mit einem rauen Krächzen die Stille Das Geräusch klang schroff und bedrohlich in Isobels Ohren.
    Erschrocken beschleunigte sie ihren Schritt wieder und war froh dass sie durch das Cheerleading so gut in Form war. Sie war zwar nicht die beste Läuferin der Welt, doch sie konnte durchhalten, wenn sie musste - und jetzt gerade musste sie.
    Sie fragte sich, ob Bess ihr vielleicht gefolgt war, und der Gedanke ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Konnten Poltergeister jemandem folgen? Sich an ihn heften wie ein Parasit?
    Isobel schüttelte das krampfartige Schaudern ab, das ihr über die Schultern kroch. Was für ein blöder Gedanke. Es gab keine Geister. Nur bescheuerte Typen mit makaberen Vorlieben und alte Männer, die gerne mit Türen knallten.
    Vielleicht bildete sie sich die Stille ja auch nur ein. Schließlich war das hier ein Park. Von Parks erwartete man, dass sie friedlich waren. Heiter. Vielleicht vermisste sie ja auch nur die Geräusche des Verkehrs und der Leute und den Schein von künstlichem Licht. Außerdem starb im Herbst sowieso alles ab, oder? All die kleinen Grillen hatten irgendwann Anfang September zum letzten Mal gezirpt.
    Und doch wurde sie das Gefühl nicht los, dass trotzdem irgendwelche Geräusche da sein sollten. Ein bellender Hund, zum Beispiel. Oder ein Futter suchendes Eichhörnchen. Oder ein Kaninchen. Oder einfach irgendwas .
    Wieder wurde Isobel langsamer und blieb stehen, diesmal um Atem zu holen. Sie beugte sich vornüber und umklammerte ihre Knie - ihr Schnaufen hallte in der Stille. Sie blickte über ihre Schulter auf die sich verdunkelnde Wegstrecke hinter sich, die wie ein schwarzes Band aus Tinte dalag. Isobel schaute wieder nach vorne. Sie war sich nicht ganz sicher, aber sie glaubte, dass sie direkt zu ihrem Wohngebiet kam, wenn sie einfach weiter geradeaus lief. Falls sie recht hatte, würde sie in dem Straßen abschnitt hinter ihrem Haus herauskommen und wäre vielleicht sogar ein paar Sekunden zu früh zu Hause.
    Doch plötzlich fühlte sich noch etwas anderes seltsam an nicht nur die Stille.
    Seit sie stehen geblieben war, schien sich die Luft um sie herum irgendwie zusammengepresst zu haben, dichter geworden zu sein. Sie konnte es sich nicht erklären, doch es fühlte sich so an, als würde die Nacht immer näher kommen und sie umzingeln.
    Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Die Haare in ihrem Nacken und auf ihren Armen richteten sich auf.
    Dass man das Gefühl haben kann, beobachtet zu werden - dieser Gedanke war Isobel immer albern vorgekommen. Jetzt aber, als sie die schwarzen Bäume betrachtete, die mit ihren skelettartigen Armen in einen schweigenden Platzkampf verstrickt waren, wurde sie plötzlich das Gefühl nicht los, dass dazwischen irgendetwas war, das sie beobachtete und nur darauf wartete, dass sie sich wieder bewegte.
    Die Vögel waren jetzt verschwunden. Das war auch merkwürdig, sie hatte sie gar nicht auffliegen hören.
    Isobel horchte.
    Nichts. Die Stille wuchs, nährte sich selbst, bis sie in ihren Ohren zu einem dumpfen Grollen wurde.
    Isobel ging weiter, folgte dem Weg in einem ruhigeren Tempo und leiser.
    Gerade als sie dachte, dass nichts schlimmer sein könnte, als diesem unheimlichen Nichts zu lauschen, kam von rechts ein zischendes Geräusch - ein schnelles Wusch .
    Isobel schrak zusammen, die Angst durchbohrte sie wie ein Eispickel. Einen Augenblick lang vergaß sie sogar zu atmen.
    Was auch immer das gewesen war, es musste ziemlich

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