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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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Isobel sich der Sprechtaste.
    Warum rief er sie überhaupt an? Er hatte doch wohl nicht erwartet, dass sie zu ihrem geplanten Treffen in der Eisdiele kam. Er war arrogant und hartherzig, aber unterbelichtet war er nicht.
    Als das Telefon zum dritten Mal klingelte, stand sie auf und warf es vor ihrem Bruder auf den Boden. »Fünf Mäuse, wenn du ihm sagst, dass er falsch verbunden ist.«
    »Eez-oh-bel?«, sagte er mit einem dämlichen Pseudoakzent »Ich nix kennen Eez-oh-bel.«
    Sie drehte sich um und ging schnell in die Küche, wo ihre Mutter am Herd stand und das Abendessen vorbereitete. Sie ignorierte, so gut sie konnte, Dannys »Haaalllooo?« aus dem Zimmer nebenan.
    Doch das Poe-Buch, das auf dem Küchentisch lag, ließ sie wieder kehrtmachen.
    »Isobel«, sagte ihre Mutter und hielt sie auf. »Du bist nicht böse auf mich, oder doch?«
    »Nein, wieso?«
    »Ach, na ja.« Ihre Mutter rührte in etwas herum, das Isobel dem Geruch nach als Reis mit Pilzen (eins ihrer Lieblingsgerichte) identifizierte, und zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, du bist vielleicht verärgert, weil ich heute Morgen dein Zimmer sauber gemacht habe, während du noch geschlafen hast.«
    »Was?«
    »Ich habe nur den Fußboden ein bisschen aufgeräumt. Du musst wirklich müde gewesen sein. Du bist nicht einmal aufgewacht, als ich dir die Schuhe ausgezogen habe. Aber ich wollte trotzdem noch mal sichergehen«, plapperte sie munter weiter. »Vielleicht habe ich irgendwas an den falschen Platz gelegt. Ach, und ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich mir das Buch von deinem Nachttisch ausgeliehen habe. Woher hast du es denn? Ich konnte keinen Bibliothekscode finden. Dein Dad hat gesagt, dass du Poe für die Schule liest.«
    Isobel antwortete nicht. Ihr Blick wanderte wieder zu dem Buch. Sie nahm es vom Tisch und marschierte damit aus der Küche in Richtung Treppe. Es musste an dem Buch liegen, dachte sie. All diese seltsamen Vorfälle hatten erst angefangen, seit sie das Buch hatte. Und jetzt musste sie es loswerden. Sie konnte es natürlich nicht noch einmal wegwerfen. Vielleicht irgendwo vergraben? Oder verbrennen? Auf der anderen Seite, Reynolds hatte gesagt, dass sie es behalten sollte und dass es wichtig war. Aber wer, oder was, war Reynolds überhaupt? Was würde wohl passieren, wenn sie es Varen einfach … zurückgab?
    Dannys Stimme schwappte aus dem Wohnzimmer zu ihr. »Ja, aber das erste Transylvania Wars ist irgendwie oll, findest du nicht?«
    Isobel stoppte vor dem bogenförmigen Eingang zum Wohnzimmer, drehte langsam den Kopf und sah, wie Danny das Telefon zwischen Ohr und Schulter geklemmt hatte, seine Daumen über den Controller flogen und ein virtueller Vampirjäger eine kunstvolle Reihe von Schwerthieben gegen eine Gruppe Untoter ausführte.
    »Okay, ich bin jetzt an der Tür zu Nosferatus Verlies«, hörte sie ihren Bruder sagen. »Wie schafft man es noch mal, dass das Gothica-Tor aufgeht?«
    Isobel spürte, wie ihr die Kinnlade herunterklappte. Unmöglich. Das konnte einfach nicht sein! Sie stakste ins Wohnzimmer und starrte auf den Hinterkopf ihres Bruders. »Mit wem sprichst du da?«
    »Warte kurz.« Er rutschte blitzartig an den Fernseher heran, so nah, dass seine Nase den Schirm berührte. »Ooohh«, sagte er, »jetzt seh ich’s! Oh Mann! Wie hast du das bloß rausbekommen?«
    »Danny, gib mir das Telefon.« Isobel hielt ihre Hand auf. »Und die fünf Mäuse kannst du vergessen.«
    »Ich hatte sowieso vor, nur drei fünfzig von dir zu verlangen«, sagte er und hielt das Telefon außer Reichweite. »Er hat gewusst, dass er nicht die falsche Nummer gewählt hat, also musste ich ihm sagen, dass du auf dem Scheißhaus bist.«
    »Waaas? Danny!« Isobel entriss ihm das Telefon. Ihr Gesicht war mit einem Mal glühend heiß.
    Als sie aus dem Wohnzimmer stürmte, erwog sie, einfach wieder aufzulegen - diesmal, weil es ihr peinlich war. Doch dann wurde ihr klar, dass sie Varen nicht viel länger aus dem Weg gehen konnte, und sie hob den Hörer ans Ohr. »Was ist?«
    Sie klemmte sich das Poe-Buch unter den Arm und stampfte auf jeder einzelnen Stufe auf, als sie die Treppe hinaufging. Sie war auf dem Weg zu dem Ort, an dem sie jetzt am allerwenigsten sein wollte, der aber der einzige war, wo sie allein sein konnte - ihr Zimmer.
    »Dein Bruder …«, sagte die sanfte Stimme am anderen Ende der Leitung mit einem Anflug von Lachen.
    »… ist ein kleines Arschloch«, sagte sie bissig. »Also, was willst du?«
    »Kannst du dich

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