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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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mal eine Minute entspannen?«
    Die Hand, in der Isobel das Telefon hielt, zitterte vor Wut. »Nein!«, brodelte sie, »ich werde mich nicht entspannen!«
    »Ich muss -«
    »Du musst einfach tot umfallen, okay?«
    »Isobel, hör zu -«
    Hatte er gerade wirklich ihren Namen ausgesprochen? Zum allerersten Mal? Sie schob den Gedanken beiseite. »Nein!«, schrie sie, »du hörst jetzt mal zu! Du bist ein solcher Heuchler!«
    Schweigen. War er überhaupt noch dran?
    Zornig sprach sie weiter, ihr war alles egal. »Was ist? Schockiert es dich etwa, dass der Wortschatz dieser dämlichen blonden Cheerleaderin tatsächlich über >Los jetzt, Team< hinausgeht?«
    Er ging in die Defensive. »Ich habe nie -«
    »Das Einzige, was du getan hast, war, mich zu erniedrigen. dabei habe ich mich für dich eingesetzt! Und nach allem, was du gestern getan hast, glaubst du, du kannst mir einfach kleine Nachrichten hinterlassen und mich anrufen und sagen: >Hey, wir müssen redenNa klar!    »Isobel -«
    »Nein, Varen. Ruf mich nicht mehr an. Du kannst dieses blöde Projekt allein machen.«
    »Ich habe dich nicht wegen des Projekts angerufen.«
    »Da fühle ich mich aber geschmeichelt.« Sie schaffte es nicht, das Beben in ihre Stimme zu verbergen. Sie zögerte den Bruchteil einer Sekunde, dann legte sie auf.

 
     
    Die andere Hälfte
     
    Isobel kam nur ihrer Mutter zuliebe zum Abendessen nach unten. Sie war überhaupt nicht hungrig, ihr war sogar ein bisschen übel. Unter den forschenden Blicken ihrer Eltern hob sie die Gabel, nahm einen weiteren Bissen Reis und kaute.
    »Fühlst du dich etwas besser?«, fragte ihr Vater besorgt und brach damit das Schweigen.
    Isobel sah, wie ihre Mutter ihm einen vorsichtigen Blick zuwarf. Anscheinend hatten sie darüber gesprochen, ob sie sie zum Arzt bringen sollten, während sie oben in ihrem Zimmer gewesen war. »Ja«, sagte sie, »ein bisschen.«
    Ihre Mutter stand vom Tisch auf. »Bist du fertig, Schatz?« Isobel nickte dankbar und legte die Gabel ab.
    »Denkst du, dass du morgen wieder in die Schule gehen kannst?« Ihr Vater war ein Sportfreak und sah es gar nicht gern, wenn sie das Cheerleadertraining verpasste. Zu dumm, dass das der Fall sein würde.
    Isobel antwortete mit einem Nicken. Sie sank in ihren Stuhl und dachte darüber nach, wie sie es ihren Eltern schonend beibringen konnte, dass sie nicht mehr im Team war.
    »Na, das ist doch gut«, meinte ihr Vater und stocherte mit der Gabel in den welken Blättern seines Salats herum.
    Isobel blickte auf das leere Tischset vor sich und fuhr das Blumenmuster darauf mit dem Finger nach. Sie öffnete den Mund und holte tief Luft. Sie würde es jetzt einfach hinter sich bringen. Ihre Eltern würden sicher nachsichtig reagieren, denn sie war ja schließlich krank gewesen, richtig?
    In der Küche klingelte das Telefon.
    Blitzartig richtete Isobel sich auf.
    »Hallo?«, sagte ihre Mutter.
    Isobel saß kerzengerade auf ihrem Stuhl und hoffte, dass es jemand war, der sich verwählt hatte, oder Dannys Pfadfinder-Gruppenleiter oder der Chef ihres Vaters oder Trainerin Anne.
    »Erwartest du einen Anruf?«, wollte ihr Vater wissen.
    Isobels Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf ihren Dad, der sie neugierig anblickte und seltsam grinste. Oh Gott, dachte sie und wusste ganz genau, was dieser Gesichtsausdruck zu bedeuten hatte. Er dachte, dass er genau wusste, was los war, und dass es um Brad ging.
    »Isobel«, sagte ihre Mutter und steckte den Kopf aus der Küche. »Telefon.«
    Das würde er nicht wagen, dachte sie. Sie stand auf, nahm den Hörer und zog sich damit in die Küche zurück. »Hallo?«, sagte sie leise, mit einem warnenden Unter ton.
    »Oh, gut«, sagte eine schroffe, abgehackte Mädchenstimme, »du bist nicht tot.«
    »Was? Wer ist da?«
    »Hier ist Gwen.«
    »Gwen? Gwen wer?«
    »Gwen Daniels. Unsere Spinde liegen nebeneinander. Lass mich raten, du wusstest nicht, wie ich heiße, oder? Und schon wieder bin ich nicht überrascht.«
    »Ah, woher hast du meine Nummer?«
    »Ich habe sie im Internet gefunden.«
    »Und das geht so einfach?«, fragte Isobel mit leichtem Unbehagen.
    »Telefonbuch online. Wo denn sonst? Was zum Teufel ist los mit dir? Geht es dir gut? Die halbe Schule denkt, dass du dich umgebracht hast.« Es entstand eine Pause, bevor Gwen hin zufügte: »Die andere Hälfte denkt, dass ihr beide zusammen durchgebrannt seid, du und

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