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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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auf Nikki - aber das machte die Sache auch nicht besser. Im Grunde machte es sie sogar noch schlimmer.
    Sobald das Training zu Ende war, zog Isobel die blaue Jogginghose über ihre Shorts und warf ihr gelbes Trenton-T-Shirt über. Sie schnappte sich ihre Sporttasche und ihren Rucksack und stürmte zur Tür hinaus, hielt jedoch inne - es war niemand da. Wieder beschlich sie dieses seltsame Gefühl, das sie auch schon im Hof gespürt hatte.
    Sie hörte das Geräusch von knirschendem Kies und drehte sich zu dem Fleckchen warmen Sonnenlichts um, das durch die Tür, die zum Parkplatz führte und offen stand, strömte. Eine kühle Brise zog durch den Flur und ein paar tote Blätter wirbelten herein und taumelten vor Isobels Füßen zu Boden.
    Der Lichtfleck flackerte. Ein flüchtiger Schatten durchzuckte ihn. Isobels Kopf schnellte hoch, mit weit aufgerissenen Augen blickte sie auf die Tür. Sie glaubte, von draußen ein unterdrücktes Lachen zu hören.
    Isobel stellte sich in den Türrahmen. »Brad?«
    »Rate noch mal«, ertönte eine Stimme hinter ihr.
    Sie drehte sich um. Varen lehnte mit dem Rücken an der Wand Ihr erstauntes Gesicht spiegelte sich in den Gläsern seiner Sonnenbrille.
    »Uff, hast du mich erschreckt«, war das Einzige, was sie herausbrachte, während sie versuchte, ihre Atmung wieder in Gang zu bekommen.
    »Ja, das passiert mir öfter«, sagte er in seiner trockenen Art.
    Isobel kam ein Gedanke. »Bist du etwa nach dem Unterricht noch dageblieben?«
    Er legte seinen Kopf in den Nacken und stützte ihn an der Wand ab. »Ich mache so was. Manchmal.«
    Isobel konnte sich das leichte Lächeln nicht verkneifen, das ihren Mund umspielte. »Äh, wie lange bist du schon hier draußen?«
    Varen steckte die Hände in die Taschen seiner Jacke.
    »Moment mal.« Isobels Augen wurden zu Schlitzen. »Du hast doch nicht etwa … Hast du mich beobachtet?«
    Es dauerte etwas, bis er antwortete. »Ich … bevorzuge den Begriff zusehen «, sagte er. »Die Konnotationen sind wesentlich weniger voyeuristisch.«
    »Aha, jetzt sprichst du also französisch?«
    Das brachte ihm zum Grinsen.
    »Aaaalso … was gibt’s?«, wollte sie wissen.
    Er sagte eine ganze Weile lang nichts, sondern starrte sie nur durch seine Sonnenbrille hindurch an. Dahinter versteckten sich seine Augen, die ihr vielleicht etwas mehr Aufschluss hätten geben können. Schließlich drückte Varen sich von der Wand ab und ging zur Tür. »Ich dachte, du kannst vielleicht eine Mitfahrgelegenheit gebrauchen.«
    Sie tat ihr Bestes, um ein Grinsen zu unterdrückten, und folgte ihm.

 
     
    In Liebe von uns gegangen
     
    »Woher wusstest du überhaupt, dass ich beim Training bin?«, fragte Isobel, als Varen den Kofferraum öffnete. »Ich hatte dir doch erzählt, dass ich aufgehört habe.«
    Er griff nach ihrer Sporttasche, warf sie hinein und nahm ihr dann den Rucksack ab.
    Der Kofferraum war erstaunlich aufgeräumt, stellte Isobel fest. Neben ihren Taschen lagen da nur ein paar sauber aufgewickelte Starthilfekabel und eine CD-Box, die er gerade gegen seine Schultasche austauschte.
    Sie warf ihm verstohlene Blicke zu, während sie darauf wartete, dass er etwas sagte. Ohne Sonnenbrille war es ja schon schwierig gewesen zu wissen, was in ihm vorging. Aber mit Sonnenbrille war es, als ob man versuchte, die Gedanken eines Steinblocks zu erraten.
    Varen griff in seine Schultasche und nahm die Tupperbox vom Mittagessen heraus. Er hielt sie hoch. »Ein Vögelchen hat es mir gezwitschert.«
    Gwen. Isobel musste unwillkürlich lächeln bei dem Gedanken an ihre neue, etwas merkwürdige Freundin, als sie sich auf den Beifahrersitz fallen ließ.
    Varen setzte sich auf den Fahrersitz, schob die Ketten an seinem Portemonnaie zur Seite und drehte den Zündschlüssel. Der Cougar erwachte knurrend zum Leben und der tragbare CD-Player zwischen ihnen begann sich zu drehen. Ein rasender Beat ertönte samt elektrischen Gitarren, krachendem Schlagzeug und jemandem, der schreiend um die Rettung seiner Seele flehte, aus den Autolautsprechern.
    Isobel nahm den Discman in die Hand und musterte das zerkratzte Gehäuse und das schwarze Klebeband, das alles zusammenhielt. »Wie kommt es, dass du noch eins von diesen alten Dingern hast?«
    »Weil ich mein Auto abzahlen muss«, antwortete Varen. »Anschnallen, bitte.«
    »Oh.« Isobel beschloss, die Fragestunde abzubrechen. Sie zog den altmodischen Sicherheitsgurt über ihren Schoß und ließ ihn einschnappen.
    Varen reichte ihr die CD-Box

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