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nevermore

Titel: nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike
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Zeit. Wenn du auch nur einen von ihnen retten willst, dann musst du jetzt sofort handeln. Du musst den Traum verändern, Isobel! Hier in dieser Welt hast du die Macht, über deine Umgebung zu bestimmen, solange du nicht zulässt, dass sie über dich bestimmt. Dieses Grab da, du hättest dich ganz allein daraus befreien können.«
    Ungläubig starrte Isobel auf das eingesunkene Erdreich.
    »Komm«, sagte Reynolds und ließ sie los. »Wir müssen uns zu den Wäldern aufmachen.« Er setzte sich in Bewegung und folgte der Blutspur.
    »Warte!«, rief Isobel ihm nach und drückte Varens Jacke an sich. »Sag mir zuerst, warum du zurückgekommen bist. Warum hast du es dir anders überlegt?«
    »Das habe ich nicht«, antwortete Reynolds, ohne sich umzudrehen. »Das warst du.«
    Sie machte einen wackeligen Schritt hinter ihm her. »Aber du hast doch gesagt... Woher weiß ich denn, dass ich dir vertrauen kann?«
    Ohne stehen zu bleiben, rief er ihr zu: »Genau wie mir keine andere Wahl blieb, als mein Vertrauen in dich zu setzen, Isobel, sieht es jetzt so aus, als hättest auch du keine andere Wahl, als mir zu vertrauen.«
    Wütend starrte sie ihm nach und ein Schauer durchlief sie. Ständig sprach er in Rätseln und warf mehr Fragen auf, als er Antworten gab. Es brachte sie auf die Palme! Sie wollte ihn am liebsten anschreien und eine einfache, eindeutige Ja-oder-Nein-Antwort verlangen.
    Doch im Grunde wusste Isobel, dass er recht hatte. Die Zeit war abgelaufen. Sie war ihr zwischen den Fingern zerronnen wie Sand und ließ ihr keine andere Wahl, als ihm zu vertrauen. Dieser fremden Person, über die sie rein gar nichts wusste, und die sie auf der anderen Seite doch gut genug kannte, um sie als Freund zu bezeichnen. Er hatte sie von Anfang an gewarnt. Er hatte sie gerettet. Er hatte versucht, Edgar zu retten. Und jetzt versuchte er, ihr dabei zu helfen, Varen zu retten.
    Sie setzte sich in Bewegung und folgte ihm. Ihre Beine zitterten unsicher und ihre Knie fühlten sich schwach an. Sie blieb stehen, um ihre schmutzigen Arme durch die Ärmel von Varens Jacke zu stecken. Sie zog den rauen Stoff eng um sich und stellte den Kragen hoch, so wie sie es bei Varen gesehen hatte. Augenblicklich hüllte sein Duft sie ein und verdrängte den bitteren Geschmack von Erde und den kupferartigen Geruch von Blut aus ihrem Kopf. Jetzt hatten sie beide etwas vom anderen bei sich. Etwas, das sie zurückgeben mussten. Ein doppeltes Versprechen. Eine Garantie dafür, dass es noch Hoffnung gab. Dass sie sich Wiedersehen würden, wenn dieser Albtraum endlich ein Ende hatte.
    Wenn sie ihm ein Ende bereitete.
    Reynolds drehte sich um und wartete auf sie. Sein schwarzes Cape umwehte ihn, als er sie durch den Vorhang aus herabfallender Asche beobachtete.
    Sie rannte los, um zu ihm aufzuschließen. Ihr Tritt war jetzt wieder sicher und fest.

 
     
Eine Tür
     
    Die Flügeltür, die in den Palast führte, stand weit offen und eine verschmierte, lange Blutspur zog sich bis in das erste Zimmer - das blaue Zimmer. Kristallene Schneeflocken hingen von der gewölbten Decke und wiegten sich ganz sachte in der unheimlichen Stille, die an die Stelle des fiebrigen Maskenballchaos getreten war, hin und her.
    Die Ballgäste hatten sich an den Rand der Tanzfläche zurückgezogen. Sie bildeten eine vielköpfige Masse aus Verwirrung und Angst, hatten ihre Masken abgenommen und blickten zu den offenen Türen, die in den violetten Raum führten.
    Isobel blieb Reynolds dicht auf den Fersen und folgte ihm in das Zimmer. Oder vielmehr an den Ort, an dem sich das violette Zimmer hätte befinden sollen. Stattdessen war sie auf einmal wieder in dem Lagerhaus von The Grim Facade . Tobende Goth-musik dröhnte in voller Lautstärke durch das Gebäude und der plötzliche Lärm überraschte Isobel so sehr, dass sie den Bruchteil einer Sekunde lang davon überzeugt war, die Welt sei untergegangen.
    Verwirrt drehte Isobel sich um und warf einen Blick zurück. Der Torbogen befand sich noch immer an derselben Stelle, schwebte jetzt jedoch in der Luft - die Gesichter der Höflinge die sie beobachteten, waren ebenso sprachlos wie sie selbst.
    Isobel blickte nach unten. Ein langer, nasser Blutfleck entstellten den Boden zwischen ihren Füßen. Sie folgte der Blutspur mit den Augen und ihr Blick blieb am Saum eines Gewandes mit scharlachroten Flecken hängen. Der Rote Tod. gr schritt zwischen den anderen Gästen - Goths und Traumballgäste - umher. Die beiden Welten fingen gerade an,

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