Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neverwake

Neverwake

Titel: Neverwake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meissner
Vom Netzwerk:
verrückt, und Esch verlor nur deshalb lediglich drei Leben, weil er sich von der Videoaufzeichnung her noch daran eri n nern konnte, daß es hier keine gute Idee war, angreifende Gegner zu zerschießen.
    Er fand einen Ausgang, der halb verschüttet war, zwängte den Gleiter hindurch und betrat mit der Dreiundzwanzig das erste Level, das weder kartographiert noch video-erkundet war. Die Einblendung gleich nach Durchflug des Start-Tores lautete diesmal: Bonus-Ship-Mode-disabled, und ließ Esch regelrecht zusammenzucken. Soeben hatte er schlicht und einfach durch das Passieren einer unsichtbaren Schranke 38 Schiffe verloren und hatte jetzt nur noch das eine, mit dem er gerade unterwegs war. Ein einziger dummer Fehler, ein einziges Sich-Anlegen mit einem Gegner, der zu stark war, oder ein einziger Fluch t flug in eine Sackgasse, und das Spiel war vorüber. Esch fluchte wieder laut, konzentrierte sich dann aber darauf, mindestens so gut zu spielen, als sei dies hier die Liga.
    Er bewältigte die Dreiundzwanzig, wo Räume wie Zeitschle i fen waren und ihn mehrmals mit Echo-Bildern seines früheren Passierens kollidieren ließen.
    Er durcheilte die Vierundzwanzig, die nichts weiter war als ein riesiger leerer Kubus. Was immer hier einmal drin gewesen war – Tader hatte es entfernt.
    Esch kämpfte sich auch durch die Fünfundzwanzig durch, in der die Gegner so winzig klein waren, daß man sie kaum sehen konnte. Mit einem eroberten Energie-Speicher im Rücken versengte Esch in vorsichtigen Exkursionen die umliegenden Gänge so lange, bis die geschmolzenen Plankton-Gegner sich als nachglühende Schlacke über alle Konturen legten.
    In der Sechsundzwanzig, die wie ein Bergwerk aussah, wurde Esch schließlich überrumpelt. Zwei vollkommen unsichtbare Panzerfahrzeuge nahmen ihn in die Zange und bombardierten seine Stellung so lange, bis die detailvernarrt berechneten Trümmerteile der Stollendecke seinen Gleiter bewegungsunf ä hig festklemmten. Esch kam nicht mehr vor und nicht mehr zurück, und seine verzweifelten Bemühungen, den Gleiter freizuschießen, resultierten darin, daß ihm die Munition au s ging.
    Er wollte schon aufgeben und sich das Headset vom Kopf streifen, als er bemerkte, daß ihm eine Option aus Level 8 wieder zur Verfügung stand: Er konnte mit einem kleinen computergenerierten Männchen den Gleiter verlassen, sich an den Panzern vorbeischleichen und noch ein bißchen auf Erku n dung gehen, bis irgendein Roboter aufmerksam werden und das schutzlose Männlein lässig ausmerzen würde.
    Eine Zeitlang streifte Esch so herum, aber Spaß machte es schon längst nicht mehr. Viel zu groß die Gefahr, durch einen einzigen Streustrahl oder eine automatische Selbstschussanlage ins › Game-over ‹ -Nirwana geblasen zu werden. Viel zu hof f nungslos die Suche nach Tader ohne Tracer-Funktion, die natürlich im zurückgelassenen Gleiter festmontiert war. Viel zu niederschmetternd die Erkenntnis, daß es Esch nicht einmal gelungen war, in Taders Windschatten mit diesem Schritt zu halten.
    Schließlich wurde er von Robot-Wächtern entdeckt, die wie Weberknechte zitternd in schmalen Gängen hingen und dort auf unvorsichtige Beute lauerten. Die beiden waren nicht besonders schnell, deswegen konnte Esch ein paar Minuten lang vor ihnen davonrennen, aber er rannte natürlich immer in unbekanntes Gelände, und die Wahrscheinlichkeit, daß er dort die Aufmerksamkeit weiterer Roboter auf sich zog oder einfach auf eine Mine trat, stieg ins Unerträgliche. Als sein Männchen auf dem Hosenboden über eine schräge Ebene in eine Art unterirdische Basilika schlieferte, und sich dort ein groteskes vielgliedriges Mecha-Ding in seine Richtung hin umwandte, gab Esch einfach auf. Er ließ sein Männchen sich aufrappeln und erwartete den Fangschuß.
    Doch der krabbenartige Battlemech schoß nicht. Hinter Esch purzelten seine beiden spirligen Verfolger aus der Öffnung, und jetzt verlagerte der Mech leicht sein Kampfgewicht und schoß die beiden Roboter mit präzisen Partikelstößen in Fe t zen. Anschließend öffnete sich im Oberteil seines Rumpfes eine Luke, und der Oberkörper eines Männchens, das genauso dargestellt war wie Eschs, tauchte auf.
    Ein anderer Spieler! Tader!
    Esch zögerte nicht und sprintete los. Über halb zerstörte Le i tern und Gelenkvorsprünge erreichte er die Decksluke der beinahe hausgroßen Metallkrabbe und schlüpfte hindurch. Das andere Männchen verschloß die Luke, nahm wieder im Pil o tensitz des

Weitere Kostenlose Bücher