Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
die ‹Gruppe der 77› die zentralasiatischen Republiken aufmischen könnte?»
    «Vielleicht», sagte Wolfgang. «Es gibt jemand, der uns eine Menge darüber sagen könnte, denn er kennt diese Leute gut. Er wollte sich mit uns zum Mittagessen treffen. Hoffentlich wartet er auf uns. Es war sehr schwierig, ihn zu diesem Treffen zu bewegen. Er ist alt und halsstarrig und wollte nur mit dir über diese Sache sprechen. Deshalb war es so wichtig, den Flug ab Idaho nicht zu verpassen. Weißt du, die Vorbereitungen für diese Reise haben jeden von uns einige Mühe gekostet.»
    «So sieht es tatsächlich aus», sagte ich. Ich hatte keine Ahnung, was hier lief. Der Nebel war dichter geworden. Wolfgangs Stimme klang wie aus weiter Ferne, und ich fing nur die letzten Worte auf.
    «… aus Paris gestern abend. Er wollte dich unbedingt persönlich sprechen.»
    «Wer kam gestern abend aus Paris?» fragte ich. «Dein Großvater. Wir werden ihn gleich treffen», antwortete
    Wolfgang.
    «Das ist unmöglich. Hieronymus Behn ist seit dreißig Jahren tot.»
    «Ich meine nicht den Mann, den du für deinen Großvater hältst», sagte Wolfgang. «Ich meine den, der deinen Vater Augustus mit deiner Großmutter Pandora gezeugt hat und der vielleicht der einzige Mann war, den sie je geliebt hat.»
    Vielleicht lag es am Nebel oder an zu wenig Schlaf und Essen, daß mir plötzlich schwindlig wurde. Wolfgang nahm meinen Arm, als wollte er mich stützen, aber er redete weiter.
    «Ich war mir nicht sicher, wieviel ich dir schon vorher sagen sollte. Aber das war der eigentliche Grund, warum ich nach Idaho kam», erklärte er mir. «Wie ich dir schon an jenem ersten Tag auf dem Berg erklärt habe, dürfen die Dokumente, die du geerbt hast, nicht in die falschen Hände geraten. Der Mann, den wir jetzt treffen wollen, weiß einiges über das Geheimnis, das dahintersteckt. Aber ich wollte dich erst ein wenig vorbereiten, denn du könntest – nun, er hat etwas an sich, das schwer zu beschreiben ist. Er wirkt wie eine Gestalt aus uralter Zeit, wie ein Zauberer. Aber vielleicht errätst du bereits, wer dieser Mann ist. Sein Name ist Dacian Bassarides.

    Magus leitet sich her von Maja, dem Spiegel, in dem Brahma nach der indischen Mythologie seit Ewigkeit sich sowie seine Allmacht und seine Wunder sieht. Auch Worte unserer Sprachen wie Magie, Image, Imagination gehen darauf zurück, und sie alle beinhalten das Festhalten in einer Form… die Kräfte der urzeitlichen, gestaltlosen lebendigen Materie. Deshalb ist der Magus jemand, der das Wirken des Ewigen Lebens studiert.

    C HARLES W ILLIAM H ECKETHORNE , The Secret Societies

    Der Mensch steht über den Sternen, wenn ihm die Kraft der höheren Weisheit innewohnt. Ein solcher Mensch, der Herr über Himmel und Erde ist kraft seines Willens, ist ein Magus. Und Magie ist keine Hexerei, sondern höchste Weisheit.
    P ARACELSUS
    Das Café Central war vor kurzem renoviert worden. Im Hintergrund wurde offensichtlich noch immer gebaut, worauf ein paar Staubspuren und das gelegentliche Aufheulen einer Säge schließen ließen. Aber die dunkle Täfelung, die alten Tapeten und schäbigen Wandleuchten, an die ich mich von meinem letzten Besuch her erinnerte, waren verschwunden, jetzt war das Lokal hell und geräumig.
    Als wir eintraten, hatte sich draußen der Nebel etwas gelichtet. Fahles Licht fiel durch die großen Fenster und schimmerte auf den Truhen aus Glas und Messing, in denen die Kuchen und Torten ausgestellt waren. Die Gäste saßen auf ungepolsterten Stühlen an kleinen Marmortischen und lasen Zeitungen, die an lackierten Stöcken befestigt waren und so frisch aussahen, als hätte man sie gewaschen und gebügelt. Die bemalte Gipsfigur eines Wieners mittleren Alters saß allein an einem Tisch neben der Tür, vor sich auf einem Tablett eine gipserne Kaffeetasse.
    Wolfgang und ich gingen zu dem eine Stufe höher liegenden Restaurantbereich im Hintergrund des Lokals. Der Oberkellner führte uns zu einer der nur nach einen Seiten hin offenen Nischen. Der Tisch war weiß gedeckt, das Silber glänzte, und eine Vase mit frischen Blumen erinnerte an den Frühling. Das «Reserviert»-Schildchen wurde entfernt, und wir bestellten Wein und Mineralwasser. Als die Getränke kamen, sagte Wolfgang: «Ich habe gehofft, er würde schon hier sein.»
    Der Wein tat mir gut. Ich entspannte mich, aber Wolfgang war mit seinen Gedanken woanders. Er trank einen Schluck Wein, dann sah er sich im Lokal um, faltete seine Serviette

Weitere Kostenlose Bücher