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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bruder des Meisters, und zu Simon Petrus, um ihnen mitzuteilen, er habe die Absicht, ein Führer unserer Kirche zu werden. Sie ließen ihn abblitzen, wie ich gehört habe, und deshalb wandte er sich an Onkel Barnabas, den unabhängigen Führer der nördlichen Gemeinde.
    Erinnerst du Dich, wie vor acht oder neun Jahren, nicht lang nach dem Tod des Meisters, Miriam von Magdali auf die dringende Bitte von Josef von Arimathäa vorbeikam und jeden von uns aufforderte, zu erzählen, was wir über die letzte Woche des Meisters auf der Erde wissen? Sogar ich wurde gefragt, obwohl ich noch ein Kind war – und wie es scheint, erwies sich das als Glück.
    Erst im vergangenen Jahr erhielt ich einen Brief von Miriam. Sie schrieb mir, kurz bevor sie Ephesus verließ, um zu ihrem Bruder und ihrer Schwester in die Mission nach Gallien zu gehen. In diesem Brief berichtete mir Miriam, sie habe viele Schriftrollen dieser Augenzeugenberichte in Tonbehältern versiegelt und durch Jakob Zebedäus an Josef von Arimathäa in Britannien geschickt. Der Rest ihres Briefes sagte mir zunächst wenig. Erst als Saul von Tarsus erkennen ließ, er wisse von diesen Dokumenten, und anfing, Fragen zu stellen, sah ich mir ihren Brief noch einmal genauer an.
    Miriam schrieb, sie habe daraufhin von Josef erfahren, daß es ihm die Dokumente zusammen mit dem von ihm selbst gesammelten Wissen ermöglicht hatten, sich ein wesentlich weitreichenderes Bild zu machen, als ihm das kurz nach dem Tod des Meisters möglich gewesen war. Einzelheiten wollte ihr Josef erst mitteilen, wenn sie in den keltischen Ländern sein würde; aber so viel konnte sie mir bereits jetzt verraten: Es scheint, daß ich in meiner Rolle als Wasserträger an jenem letzten Passah-Abendmahl möglicherweise etwas gesehen oder gehört oder sogar getan habe, das dazu beigetragen hat, dieses Bild zu erweitern. Das Geheimnis, das ich erst verstanden habe, als ich diesen Brief von Miriam erhielt, betrifft die letzten Anweisungen, die mir der Meister an jenem schicksalhaften Abend vor genau zehn Jahren gegeben hat, und was sie in Wirklichkeit bedeuteten.
    Er sagte mir, ich solle mit einem großen Krug zum Schlangenteich gehen, und wenn die anderen kommen und mir folgen würden, solle ich durch das Essenertor gehen und zu unserem Haus auf dem Zionberg. Den anderen sei gesagt worden: Folgt dem Wasserträger. Aber was ich nicht erkannt habe, bis mich Miriam darauf aufmerksam machte, ist die Tatsache, daß der Wasserträger auch ein Sternbild ist und auch das Symbol des Weltzeitalters, das diesem folgt. «Denn ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende», hatte der Meister gesagt. Meinte er damit Anfang und Ende des jetzigen Äons?
    Diese Frage, Mutter, bringt mich wieder auf Saul von Tarsus. Obwohl ich ihn seit fast einem Jahr tagtäglich sehe, bleibt mir dieser Mann ein Rätsel. Aber jetzt hat sich etwas getan, das vielleicht ein Schlüssel zu diesem Rätsel sein könnte: Saul nennt sich jetzt Paulus. Einige denken, er wollte damit nur den Meister nachahmen, der allen seinen Jüngern Spitznamen gab. Aber ich denke, ich habe die Wahrheit herausgefunden – daß es nämlich mit der Leidenschaft des Meisters für die geomatria zu tun hat, mit seiner Suche nach einer in den Zahlen verborgenen Bedeutung. Ich habe einmal selbst versucht, welche verborgene Bedeutung durch eine solche Namensänderung herauskommen würde.
    Der numerische Wert von «Saul» in hebräischen Buchstaben ergibt 90. Den gleichen Wert hat der Buchstabe tzaddi, der auch für das Sternzeichen Wassermann steht. Aber «Paul» hat in der hebräischen Zahlenmystik den Wert 110, qoph-yod, und steht für die Sternzeichen Fische und Jungfrau – das heißt, für das neue Zeitalter der Fische und der Jungfrau, in das wir eben eingetreten sind.
    In der griechischen Zahlenmystik haben die Buchstaben etwa dieselbe Bedeutung. «Saulos» mit dem Wert 901 bezeichnet Iakkhos – Bacchus oder Dionysos –, den Wasserträger, der nicht dieses Zeitalter hervorbringt, sondern das danach, während «Paulos», 780 und 81, einerseits Sophia oder Jungfrau und andererseits Ophis, die Schlange oder das Seeungeheuer, also Fische symbolisiert.
    Deshalb Mutter, glaube ich zu wissen, was Saul von Tarsus mit diesem Buchstabentausch von Saul zu Paul beabsichtigt: Er will sich selbst und nicht den Meister als Avatar des kommenden Zeitalters verkünden.
    An: Miriam von Magdali
    zu Massilia, röm. Gallien
    Von: Maria Markus
    zu Jerusalem, röm.

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