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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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in Berührung kommt, entsteht Sauerteig. Gott sagte zu Mose und Aaron, das Volk dürfe «Sauerteig nicht essen, nicht berühren, nicht Vorteil daraus ziehen und auch nicht in den Häusern aufbewahren» -und dies sieben Tage lang, vom 14. des Monats Nisan bis zum Abend des 21. an dem sie Ägypten verlassen würden. Wer nicht gehorchte, wurde für immer von der Gemeinde Israel ausgeschlossen.
    Warum war dieses merkwürdige Gebot so wichtig? Und nachdem das Fest des ungesäuerten Brots älter ist als Moses Auszug aus Ägypten, ist das Ritual der Suche nach Sauerteig älter als die Anerkennung des einen wahren Gottes durch das hebräische Volk. Was bedeutet das?
    Wir zählen fünf Getreidearten, aus denen Sauerteig entsteht. Fünf war für die Griechen eine wichtige Zahl; sie nannten sie die quintessence, den fünften wesentlichen Bestandteil, die höchste Wirklichkeitsebene, nach der alle streben. Der fünfzackige Stern – das Pentagramm mit einem Fünfeck in der Mitte – war das Symbol sowohl von Pythagoras als auch von König Salomo. Es steht für Weisheit und zeigt sich im Apfel, einem natürlichen Gebilde, das dieses Symbol in seinem Kerngehäuse versteckt. Und in diesem Symbol – den wahren Siegel Salomos – befindet sich das Geheimnis der ewigen Flamme.
    Bei der Entstehung von Sauerteig wird etwas auf eine höhere Ebene gehoben und verwandelt. Gott hat den Juden beim ersten Passah irdischen Sauerteig verboten zugunsten einer Verwandlung in einen höheren Zustand, der uns befähigt, jenes himmlische Brot zu erlangen, das Pythagoras den «Ewigen Sauerteig» nannte; eine Nahrung, die wir auch als Manna, Weisheit, sapientia und das Wort Gottes kennen. Es ist mit einem geheimnisvollen unsichtbaren Element verwandt, dem «Äther», der nach der Auffassung der alten Griechen das Universum verband: die Achse.
    Miriam, ich sage Dir, als der Meister diese Geschichte zu Ende erzählt hatte, war es im oberen Zimmer meines Hauses mucksmäuschenstill. Der Meister blickte langsam von einem Jünger zum anderen, und in dieser völligen Stille stellte er eine unvermutete Frage:
    «Weiß jemand, wer ‹die Sulamith› in Wahrheit war?» Und er fügte hinzu: «Ich spreche von der dunklen, schönen und geheimnisvollen Geliebten König Salomos im Hohenlied. Sulamith bedeutet Salemite, denn sie wohnte in einer Stadt, und Salem war einst ein Name für Jerusalem. Als Salomo Gott um ihre Hand bat, war sie vielleicht älter als die Stadt selbst. Wer also war sie wirklich?»
    Alle schwiegen verlegen, bis sich Simon Petrus zu einer Antwort aufraffte.
    «Aber Meister», sagte er, «seit tausend Jahren, seit der Zeit Salomos, haben Rabbis und Priester wegen dieser berühmten Frau hin und her überlegt, die weder eine Königin noch eine offizielle königliche Konkubine war, sondern nur eine Arbeiterin im Weinberg. Aber die weisen Männer sind zu keinem Ergebnis gekommen. Wie sollen dann wir, unwissend wie wir in den gelehrten Dingen der Thora sind, klüger sein?»
    Die Antwort des Meisters, obwohl er sie in sanftem Tonfall vortrug, traf Petrus so, daß er fast zurückwich.
    «Miriam von Magdali würde die Antwort wissen.» Dann lächelte der Meister. «Es ist ein verschlungenes Rätsel. Aber vielleicht erinnert ihr euch, daß Salomo in der Nacht, bevor er mit dem Bau des Tempels begann, einen Traum hatte, in dem ihm Gott erschien und ihn aufforderte, sich etwas zu wünschen. Der junge König antwortete, sein einziger Wunsch sei, Sulamith zu heiraten – »
    «Vergib mir, Meister», warf der junge Johannes Zebedäus ein, «aber ich fürchte, das st immt nicht. Salomos erste Frau war eine Pharaonentochter. Und außerdem hat Salomo Gott nicht um eine Heirat gebeten, sondern um Weisheit.»
    «Genau so ist es», stimmte ihm der Meister lächelnd zu. «Und obwohl Salomo viele Frauen hatte, war die eine, die den ersten Platz in seinem Herzen behielt, wie du richtig gesagt hast, die dunkle, geheimnisvolle Schöne, mit der er im Hohenlied Verlobung feiert. Mit welcher Braut könnte ein König ein Leben lang lieber verbunden sein als mit der Weisheit? Im Hohenlied sagt sie uns selbst, daß ihr Symbol jener fünf strahlige Stern ist, den Salomo später als sein Siegel verwendete: ‹Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod… Ihre Glut ist feurig…› Das ist die geheime Flamme, der ewige Sauerteig», sagte der Meister. «Für die Griechen war der Morgenstern Artemis oder Athena –

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