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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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weißt.»
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Wolfgang nach seinem Weinglas griff und einen kräftigen Schluck nahm. Er hatte sich die ganze Zeit sehr still verhalten. Ich fragte mich, wie ihm zumute war – schließlich war Zoe auch seine Großmutter – und ich hoffte nur, daß dies die letzte Kröte war, die Zoe uns zu schlucken gab.
    «Über seine Verbindung mit der calvinistischen Kirche», erzählte Zoe weiter, «machte Hieronymus das Waisenhaus ausfindig und erfuhr, daß seine Halbschwester Hermione im Alter von sechzehn Jahren zusammen mit anderen Mädchen als Burenbräute nach Südafrika geschickt wurde. Der Krieg war vorüber. Also nahm er ein Schiff zum Kap, um sie zu suchen.» Zoe sah mich scharf an, und dann fuhr sie fort. «Christian Alexander war gerade an den Folgen einer Kriegsverletzung gestorben. Hermione erbte sein Vermögen einschließlich großer Anteile an Minen und Schürfrechten, aber sie war auch mit einem zweiten Kind schwanger. Sie war außer sich vor Kummer und Sorge wegen ihrer Zukunft als Witwe mit zwei Kindern in einem von Krieg zerrissenen Land. Als der verblüffend gutaussehende Hieronymus Behn auftauchte und behauptete, er sei ihr Cousin – »
    Warte! rief mein Gehirn. Ich mußte das erst auf die Reihe kriegen! Außerdem, stimmte hier etwas nicht. Aber diesmal wußte ich, was es war.
    «Zwei Kinder», sagte ich entsetzt. «Du meinst, Christian Alexander war der Vater von beiden Söhnen, die Hermione geboren hatte – von Lafcadio und Earnest? Aber wie konnte das sein?»
    «Das ist die Lüge, die hinter all dem lauert», sagte Zoe. «Earnest hat die Wahrheit über die Vergangenheit unserer Familie ans Licht gebracht. Es hat ihn viele Jahre gekostet herauszufinden, wie man ihn und Lafcadio betrogen hatte – warum man sie in der Kindheit getrennt und über Earnests Herkunft belogen hatte. Dabei waren sie Brüder und Söhne derselben Eltern – von Hermione und Christian Alexander. Earnest kam nach Europa und stellte Pandora zur Rede. Sie muß das alles gewußt haben, sagte er. Warum also hatte sie ihm nichts gesagt?»
    «Ich denke, das gleiche können wir dich fragen», sagte ich zu Zoe. «Erzähl es uns, aber von Anfang an.»
    Und sie erzählte.
    «Als Hieronymus Behn im Sommer 1900 nach Südafrika kam, war er fast vierzig Jahre alt, ein calvinistischer Geistlicher, dessen weltliche Absichten darin gipfelten, seine Halbschwester zu finden, sie zu ihrer Mutter Clio zu bringen und sich damit die Erbschaft zu verdienen, die ihm seine Stiefmutter seiner Meinung nach schuldete.
    Er fand seine schöne blonde Schwester, eine steinreiche Witwe von zweiunddreißig Jahren, die Bergwerke und Land besaß, ein sechs Monate altes Kind hatte (Onkel Lafcadio) und ein weiteres Kind (Onkel Earnest) erwartete. Hieronymus sah hier ungeheure Möglichkeiten für sich, und so beschloß er kurzerhand, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.
    Er behauptete, Hermiones Cousin zu sein, der sie seit Jahren gesucht habe, und ließ sie glauben, er habe sich leidenschaftlich in sie verliebt. Hermione, die zwei Jahre alt war, als sie ins Waisenhaus kam, konnte unmöglich wissen, daß dieser Mann, der sich als ihr Cousin ausgab, in Wirklichkeit ihr Halbbruder war. Er eroberte ihr Herz im Sturm. Innerhalb weniger Wochen waren sie verheiratet, und er übernahm die Verwaltung des gesamten Eigentums von Hermiones verstorbenem Ehemann.

Aber Hieronymus wußte, daß er ihre wahren verwandtschaftlichen Beziehungen offenbaren mußte, bevor er Hermione nach Europa brachte; andernfalls würde er sein und Hermiones Erbe nicht von Clio einfordern können. Und es gab noch ein Problem: Wenn Hermione ihre wiedergefundene Mutter von ihrer Eheschließung mit Hieronymus unterrichtete, würde die versprochene Erbschaft mit Sicherheit platzen; und Hermione, die dann erfahren würde, wie er sie getäuscht hatte, könnte versuchen, die Heirat wegen Blutsverwandtschaft für ungültig erklären zu lassen. Eine Annullierung würde allerdings schwierig werden, wenn sie bereits ein gemeinsames Kind hätten.
    Nun bestand jedoch die Möglichkeit, daß sie kein Kind bekommen würden. Um sich auch für diesen Fall abzusichern, überredete er Hermione, ihn als legitimen Vater von Earnest auf dem Geburtsschein anzugeben, sozusagen als gemeinsames Liebespfand. Erst als Earnest Jahre später entdeckte, daß er nur ein Jahr jünger war als Lafcadio – und nicht zwei, wie man ihm immer gesagt hatte – wurde er mißtrauisch und begann,

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