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Neville, Katherine - Der magische Zirkel

Titel: Neville, Katherine - Der magische Zirkel Kostenlos Bücher Online Lesen
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sprachlos.
    «Ariel, Sie wissen, daß wir bald bei einem schwierigen Auftrag zusammenarbeiten werden. Wahrscheinlich ist es unvernünftig, was ich Ihnen jetzt sage, aber ich muß es einfach tun. Ich muß Ihnen sagen, wie schwer es mir fällt, mit Ihnen eine berufliche Beziehung aufrechtzuerhalten – die Art von Beziehung, die für die Durchführung unseres Auftrages nötig ist. Ich schwöre Ihnen, ich habe das nicht geplant, und ich bin auch nicht der Typ für solche Sachen. Mir ist so etwas wirklich noch nie passiert…» Er schüttelte den Kopf und sah mich an, als erwartete er, daß ich etwas sagte. «Ich weiß nicht recht, wie ich es sagen soll», fuhr er fort. «Ich komme mir vor wie ein Narr, aber ich fühle mich sehr zu Ihnen hingezogen.»
    Zu mir? Heilige Scheiße! Jetzt wurde es wirklich schwierig. Dieser Mann war in mehr als einer Hinsicht gefährlich – und mein Leben war schon gefährlich genug. Wenn er nur nicht so attraktiv gewesen wäre!
    Warum in Gottes Namen hatte der Pod beschlossen, ausgerechnet mir dieses Gift zu verabreichen? Ich schloß die Augen und atmete tief ein.
    «Wie also lautet Ihre Frage?» sagte ich und trat unter Aufbietung all meiner Kräfte einen Schritt zurück, so daß seine Hände von meinen Schultern fielen. Die direkte Leitung war unterbrochen. Ich machte die Augen wieder auf.
    «Welche Frage?» sagte er verwirrt.
    «Sie sagten, Sie müßten mir eine ernste Frage stellen», erklärte ich und überging den Rest seiner Rede, obwohl mein Herz noch aufgeregt pochte.
    Wolfgang Hauser zuckte die Achseln und wirkte ein wenig verlegen. Anscheinend wußte er selbst nicht recht, welche Reaktion er von mir erwartet hatte – oder was als nächstes auf die Tagesordnung kommen könnte.
    «Sie trauen mir nicht», sagte er, «und Sie haben vollkommen recht.
    Warum sollten Sie auch? Ich folge Ihnen wie ein Idiot durch den Nebel, hetze Sie einen Skihang hinunter, platze mit meinen Gefühlen heraus… Für all das entschuldige ich mich. Aber ich muß Ihnen noch etwas erklären…»
    Ich wartete. Aber auf die Breitseite, die jetzt kam, war ich nicht gefaßt.
    «Ich bin ein persönlicher Bekannter Ihres Onkels Lafcadio Behn aus Wien und wurde nach Idaho geschickt, um Sie, so gut ich kann, zu beschützen. Ich bin vor Ihrer Rückkehr von dieser Beerdigung in San Francisco hierhergeflogen, um sicherzugehen, daß ich Sie als Mitarbeiterin für meinen Auftrag bekomme – nicht allein wegen Ihres beruflichen Könnens, sondern weil die Dokumente, die Sie geerbt haben, nicht in die falschen Hände geraten dürfen. Verstehen Sie?»
    Lieber Gott, was sagte er da? Bei mir drehte sich alles. «Ariel», fuhr er fort, «ich versichere Ihnen, als ich diesen
    Auftrag annahm, habe ich nicht erwartet, jemand zu finden…» Er hielt inne und sah mir kurz in die Augen. «O verdammt, ich habs verpatzt», sagte er schließlich und wandte sich ab, um seine Ski aus dem Schnee zu ziehen. «Fahren wir zurück in die Stadt, okay?»

    Diese Wendung der Dinge paßte nun gar nicht in meinen Plan, das Manuskript hier oben zu verstecken. Ich versuchte, mir eine Entschuldigung auszudenken: daß ich wegen meiner Trauer allein sein wollte und ein bißchen Zeit brauchte, um über alles nachzudenken. Aber wir waren beim Glühwein so vertraulich geworden, er hatte seine Bekanntschaft mit dem degoutanten Zweig meiner Familie enthüllt, eine glühende Leidenschaft für mich angedeutet und außerdem mehr als einmal meinen Rucksack beäugt – insofern erschien mir eine solche Ausrede zu fadenscheinig. Überdies war mir aufgefallen, daß er mich nicht gefragt hatte, was ich hier oben tat. Deshalb hielt ich es für das Beste, Zeit zu schinden, die letzte Abfahrt hinunterzufahren und mir Gedanken über ein Versteck für das Manuskript zu machen, wenn ich wieder im Wagen saß und nach Hause fuhr.
    Bis wir uns angezogen hatten und in die Skibindung gestiegen waren, hatte Wolfgang soviel von seinem Charme und seiner Selbstbeherrschung wiedergewonnen, um vorzuschlagen, daß diesmal ich hinter ihm fahren sollte. Jeder Skifahrer weiß bald, daß er mehr lernt als in tausend Skikursen, wenn er den Bewegungsablauf – die rhythmische Kombination von Gewichtverlagerung und Stockeinsatz – eines besseren Läufers nachahmt. Ich nahm diese Chance mit größtem Vergnügen wahr – bis er in den Pulverschnee hinausfuhr.
    Er sprang über den Rand der gewalzten Piste und kurvte durch ein dick verschneites Nadelgehölz. Es dauerte einen Augenblick, bis

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