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New Heroes - Die Zeit der Superhelden

New Heroes - Die Zeit der Superhelden

Titel: New Heroes - Die Zeit der Superhelden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Carroll
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entfernt. Genau in der Mitte des Einkaufszentrums stand eine kunstvoll verzierte, große Uhr in einem Brunnenbecken. Es war kurz nach ein Uhr mittags.
    Die zehn Dollar, die Marie ihm gegeben hatte, besaß er noch. Obwohl sein Magen heftig knurrte, gab er der Versuchung nicht nach, einen der köstlich duftenden Doughnuts zu kaufen, die in einem Stehcafe genau gegenüber den Telefonzellen angeboten wurden.
    Er hatte den kostenlosen Busshuttle benutzt, der ihn vom Flughafen hierhergebracht hatte.
    Gerade als er sich wieder in Bewegung setzen wollte, bemerkte er ein Poster, auf dem Ausreißern Hilfe angeboten wurde. Unter einem Foto, das einen Jungen mit weit aufgerissenen Augen zeigte, stand: »Du bist von zu Hause weggelaufen? Oder hast Angst, nach Hause zurückzukehren? Wir können dir helfen! Ruf an! Anruf kostenlos unter der Nummer 1-800-HERE-4-YOU. Alles bleibt vertraulich.«
    Könnte ich ja mal probieren, dachte Colin und wählte die Nummer.
    »Hallo«, sagte eine Frauenstimme. »Wie kann ich dir helfen?«
    »Ich …«, begann Colin, aber dann wusste er nicht mehr, wie er seine Situation erklären sollte.
    Die Frau nahm an, dass sein Zögern nichts anderes als Angst bedeutete. »Hast du dich verlaufen? Erzähle mir einfach, was bei dir los ist.«
    »Verlaufen? Ja, irgendwie schon. Äh – ich heiße Colin Wagner. Ich … Jemand hat mich gekidnappt. Ich konnte abhauen, hab aber keine Ahnung, wo ich bin.«
    »Ah, ich verstehe. Von wo rufst du an?«
    »Ein Einkaufszentrum. Es heißt Twin Pines oder so ähnlich.«
    »Das kenne ich. Möchtest du, dass ich die Polizei benachrichtige?«
    »Nein! Nein, tut mir leid, aber der Polizei traue ich nicht.«
    »Erklärst du mir, warum?«
    »Die Kidnapper sagten, dass sie mit Leuten bei der Polizei zusammenarbeiten.«
    »Ah – also gut«, sagte die Frau zögernd. »Wie alt bist du? Woher kommst du? Und wie bist du ihnen entkommen?«
    Colin erzählte ihr eine Kurzfassung seiner Erlebnisse – die Sache mit dem früheren Leben seiner Eltern ließ er jedoch weg. Schließlich sagte er: »Ich hab zehn Dollar. Wie weit komme ich damit?«
    »Höchstens bis zum nächsten Ausgang«, sagte die Frau und lachte. »Im Ernst: Falls du glaubst, dass du mit zehn Dollar nach New York kommen kannst, musst du erst mal eine Zeitreise rückwärts machen – um ungefähr hundert Jahre.«
    Obwohl seine Situation nicht zum Lachen war, musste Colin grinsen. »Was soll ich denn tun?«
    »Wenn du wirklich nicht mit der Polizei reden willst, können wir jemanden schicken, der dich abholt. Er bringt dich für die Nacht in ein Heim. Zumindest gibt es dort ein Bett und eine warme Mahlzeit. Und du kannst dort auch mit einem Berater sprechen, wenn du möchtest.«
     

     
    Eine knappe Stunde später saß Colin auf dem Rand des Brunnenbeckens, als sich ein kleiner, untersetzter Mann näherte. »Heißt du Co-lin?«, fragte der Mann. Er schien ein bisschen nervös zu sein und sprach den Namen recht zögernd aus.
    Colin nickte.
    »Hi. Ich heiße Gene.« Er zeigte Colin seinen Ausweis. »Ich soll dich zum Heim bringen. Bist du einverstanden?«
    »Danke«, antwortete Colin höflich und sprang vom Beckenrand. Überrascht stellte er fest, dass er größer war als Gene. »Was hat Ihnen die Frau am Telefon über mich gesagt?«
    »Nur dass ich dich abholen soll. Wir erfahren nur das, was absolut nötig ist. Aber du kannst natürlich über alles mit mir reden, wenn du möchtest. Ich mache gerade eine Ausbildung zum Jugendberater.«
    Sie verließen das Einkaufszentrum und gingen über den Parkplatz. »Du bist wohl nicht aus dieser Gegend?«, erkundigte sich Gene.
    »Nö.«
    »Okay.«
    Genes Auto war ein riesiger, nagelneuer Geländewagen. Gene bemerkte, wie überrascht Colin war. »Ganz nett, nicht wahr?«, fragte er stolz.
    Colin nickte. »Super. Unser Auto ist nicht mal halb so groß.« War, dachte er. Alles Vergangenheit.
    »Kleine Autos verbrauchen weniger Benzin«, bemerkte Gene. »Wie viel verbraucht euer Auto denn?«
    »Ich hab keine Ahnung«, gestand Colin.
    »Der hier verbraucht ungefähr 12 Liter im Stadtverkehr und 15 Liter auf Landstraßen«, erklärte Gene.
    »Nicht schlecht«, kommentierte Colin, obwohl er nicht wusste, ob der Verbrauch gut oder schlecht war.
    Gene setzte sich hinter das Lenkrad und legte den Gurt um. »Okay, fahren wir.«
    Er steuerte den Wagen aus dem Parkplatz und bog so oft in alle möglichen Richtungen ab, dass Colin schließlich völlig verwirrt war. Schließlich fuhren sie auf eine

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