New Heroes - Die Zeit der Superhelden
hier, wie es nur geht.«
»Du steckst wohl ganz schön tief in der Patsche, wie?«
Er nickte. »Tiefer geht’s nicht.«
»Und du bist auch kein Amerikaner, richtig? Hör ich an deinem Akzent.«
»Nein.«
»Na gut – wo willst du denn hin?«
»Ich muss jemanden finden, einen alten Freund von meinem Vater. Weiß aber nicht, wie ich das anstellen soll.«
»Aber er lebt in Florida, oder?«
»Das glaube ich nicht. Mein Vater sagt, als er zum letzten Mal von ihm gehört hat, wohnte sein Freund in New York.«
Marie schüttelte den Kopf. »Dann hast du noch eine lange Reise vor dir.«
»Ich weiß nicht mal genau, wo wir jetzt sind.«
»Jacksonville«, erklärte Marie, und als sie seinen verständnislosen Gesichtsausdruck sah, fügte sie hinzu: »Liegt im Nordosten von Florida. Aber wie kommt es, dass du nicht mal weißt, wo du bist?«
Colin holte tief Luft. »Hör mal, ich mache das wirklich nicht gerne, aber ich brauche deine Hilfe. Kannst du mir helfen? Ich hab kein Geld und keine Kleider. Überhaupt nichts.«
»Was ist denn mit dir passiert?«
»Ob du’s glaubst oder nicht: Ich wurde gekidnappt. Ich konnte ihnen entkommen, aber wahrscheinlich sind sie immer noch irgendwo hier und suchen nach mir.«
»Du wirst lachen: Ich glaub’s dir tatsächlich nicht. Kein einziges Wort.«
Colin musste unwillkürlich grinsen. »Würde ich auch nicht, wenn ich du wäre. Leider stimmt es aber. Schau mal.« Er griff in beide Hosentaschen und stülpte sie nach außen. »Siehst du? Kein einziger Cent. Überhaupt kein Geld. Das hier ist ein Kassenzettel vom Laden an der Ecke in meiner Stadt. Hier steht sogar die Adresse und alles drauf. Du siehst, wir haben ganz anderes Geld als ihr.«
»Gut, nehmen wir mal an, dass es stimmt. Was hast du jetzt vor?«
»Ich weiß nicht, womit ich anfangen soll. Sag mal, wenn ich nur den Namen einer Person kenne, wie würde ich dann herausfinden können, wo diese Person wohnt?«
»Bist du blöd oder was? Du hängst dich ans Telefon und rufst die Auskunft an. Oder du gehst zur Polizei.«
»Das würde ich lieber nicht tun.«
»Nun sag bloß, du glaubst, die Polizei steckt auch mit drin?«
»Wahrscheinlich nicht, aber das Risiko will ich nicht eingehen.«
Marie betrachtete ihn eine Weile aufmerksam und mit gerunzelter Stirn, dann sagte sie zögernd: »Okay … ich denke, ich vertraue dir.« Sie griff in ihre Tasche und zog einen Zehn-Dollar-Schein heraus. »Das ist alles, was ich habe. Vielleicht hilft es dir weiter.«
»Danke. Ich zahle es dir zurück.«
Sie grinste. »Ach ja? Und wie?«
Colin lachte. »Du könntest mir doch deine Adresse geben, dann schicke ich dir das Geld, sobald die ganze Sache vorbei ist.«
»Ich bin doch nicht blöd und gebe irgendeinem Typen meine Adresse, den ich grad erst kennengelernt habe!« Sie fummelte in ihrer Tasche herum, zog einen Kuli heraus und schrieb eine Telefonnummer auf die Rückseite des Kassenzettels. »Ruf mich an.«
»Danke. Ich bin dir wirklich sehr dankbar.« Er blickte sich um. »Und nun sollte ich wirklich verschwinden.«
Sie gingen wieder nach draußen, wo Maries Familie bereits ungeduldig wartete.
»Wie heißt du eigentlich?«, fragte Marie leise.
»Colin Wagner.«
»Na, dann viel Glück, Colin. Hoffentlich kommst du heil aus der Sache raus.«
»Das hoffe ich auch. Und nochmals danke!«
Er schaute ihr nach, bis sie wieder bei ihrer Familie war, dann drehte er sich um und ging in die entgegengesetzte Richtung.
Allerdings hatte er immer noch keine Ahnung, was er als Nächstes tun sollte.
Kapitel 14
Renata versuchte, sich zusammenzureimen, was mit ihr geschehen war und wieso sie sich plötzlich in diesem Raum befand.
Das Letzte, woran sie sich klar erinnern konnte, war der Kuss, den ihr Josh Dalton auf die Stirn gedrückt hatte, bevor er wieder zurückgeflogen war, um in den Kampf einzugreifen.
Ein paar Minuten danach war sie von einem von Ragnaröks Schlägertypen entdeckt worden – aber sie hatte ihn gleichzeitig entdeckt. Der Mann hatte die Waffe hochgerissen und gefeuert, aber sie hatte es gerade noch geschafft, sich zu kristallisieren, hatte sich in eine Statue verwandelt, sodass sie völlig unverletzbar war.
Er hatte ganze Salven auf sie abgefeuert, aber die Kugeln waren alle von ihr abgeprallt, ohne auch nur den geringsten Schaden anzurichten.
Und dann – was war dann passiert?
Sie hatte keine Ahnung.
Bisher war sie immer bei vollem Bewusstsein geblieben, auch wenn sie sich in ihre Diamantform
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