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New Heroes - Die Zeit der Superhelden

New Heroes - Die Zeit der Superhelden

Titel: New Heroes - Die Zeit der Superhelden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Carroll
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geheim waren und die niemand kennt. Wenn alle Supermenschen starben oder jedenfalls einfach verschwanden, was ist dann mit ihren Deckpersonen geschehen? Sie hatten doch Freunde, Familie, Nachbarn. Hätten sich diese Leute denn nicht fragen müssen: ›Wo ist eigentlich Onkel Pete? Hab ihn seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen – genau genommen seit dem Tag, als die Supermenschen verschwanden.‹ Ich meine, das hätte doch irgendjemandem auffallen müssen!«
    »Du bist ein ziemlich cleverer Junge, Colin.«
    »Danke.«
    »In der Schule läuft es bei dir gut?«
    »Ach, ich bin nur Durchschnitt.«
    »Hast du Geschwister?«
    »Nein, ich bin ein Einzelkind.« Colin beschloss, das Gespräch wieder von sich abzulenken. »Und was ist mit Ihnen? Haben Sie Kinder?«
    »Wir haben einen Sohn, der Medizin studiert. Wenn er seinen Abschluss gemacht hat, will er heiraten. Ein sehr nettes Mädchen. Ich muss sagen, ich bin wirklich stolz auf ihn. Ich hätte auch so was machen sollen, ich meine, einen Beruf ergreifen, in dem man Leuten helfen kann.«
    »Mein Vater ist Rettungssanitäter.«
    »Wirklich?« Gene steuerte den Wagen in eine Autobahnausfahrt. »Guter Beruf. Und was ist mit dir? Wirst du auch Sanitäter werden wie dein Vater?«
    »Ich hoffe es.« Colin konnte nicht vermeiden, dass sich die Sorgen wieder meldeten – wo sich seine Eltern jetzt befinden mochten und ob er sie jemals wiedersehen würde.
    Und vor ihm lag eine unmöglich zu lösende Aufgabe – eine wahrhaftige Mission Impossible.
    Vor einer Woche war meine größte Sorge, wie ich meine Hausaufgaben so schnell wie möglich erledige oder wann ich wieder mit Kartoffelschälen dran bin.
    Sein Mund war plötzlich wie ausgetrocknet; es fühlte sich an, als müsste er Sand schlucken.
    Und jetzt bin ich mutterseelenallein in Wer-weiß-wo und meine Eltern und mein bester Freund werden als Geiseln gefangen gehalten. Vielleicht sind sie sogar schon tot?
    »Hey«, sagte Gene, »alles okay bei dir, Colin?«
    Colin wischte sich die Tränen aus den Augen. »Ja, klar, alles okay. Das ist nur meine Allergie …«
    »Mmm-hmm. Bist du sicher, dass du mir nicht erzählen willst, was eigentlich los ist?«
    »Würde ich wirklich gerne, aber es ist … ziemlich kompliziert. Tut mir leid.«
    »Braucht dir nicht leidzutun – ist okay. Wir sind dafür da, die Dinge für junge Menschen wie dich ein wenig leichter zu machen und nicht, um euch Steine in den Weg zu werfen. Du musst mir rein gar nichts erzählen, wenn du nicht willst.« Und ohne Pause redete Gene gleich weiter und wechselte das Thema. »Wir brauchen noch ungefähr dreißig Minuten bis zum Heim. Im Stadtzentrum ist der Verkehr absolut irre. Ist in den letzten Jahren immer schlimmer geworden.« Er bog rechts in ein Wohnviertel ein, wo er wieder einen verwirrenden Kurs durch die vielen Straßen steuerte.
    Colin schaute zum Fenster hinaus. »Manche der Häuser sind einfach riesig!«
    »Ja, man könnte das hier als ein teures Wohnviertel bezeichnen. Aber ich muss dir sagen, Colin, das Heim liegt nicht gerade im besten Viertel. Manchmal geht es dort sogar ziemlich rau zu. Ich werde den Wagen mehr als eine halbe Meile vom Heim entfernt parken müssen. Macht es dir was aus, den Rest zu Fuß zu gehen?«
    »Nein. Danke für alles. Ich kann Ihnen leider nicht mal Geld …«
    »Du schuldest mir nichts. Dazu sind wir ja da, wir wollen helfen. Wenn mein Junge in Schwierigkeiten geraten würde, wäre es auch für mich beruhigend zu wissen, dass jemand da ist, der ihm hilft.«
    Schließlich lenkte Gene den Wagen in einen Parkplatz, der zu einem kleinen Einkaufszentrum gehörte, parkte ihn und schaltete den Motor aus. »Okay, Colin – hast du schon jemals eine Nacht in einem Asylheim verbracht?«
    »Nein.«
    »Dachte ich mir. Es gibt da ein paar Dinge, über die du Bescheid wissen solltest. Du bist ungefähr zwölf oder dreizehn, nicht wahr? Nun, die meisten Jungs dort sind um die fünfzehn, sechzehn und manche sind noch ein wenig älter. Sie können ziemlich rau werden. Ich begleite dich zum Heim und übergebe dich dort einem der Betreuer. Es wäre gut, wenn du dich an ihn halten würdest. Tu alles, was er sagt. Wenn dir die anderen Jungs Schwierigkeiten machen, wendest du dich an einen der Betreuer. Aber für den Fall, dass grade keiner da ist, musst du mir versprechen, dass du von den anderen Jungs nichts annimmst. Hast du das verstanden?«
    Colin nickte stumm.
    »Ich meine es ernst. Du darfst nichts essen, trinken oder rauchen, wenn das

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