Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
New Heroes - Die Zeit der Superhelden

New Heroes - Die Zeit der Superhelden

Titel: New Heroes - Die Zeit der Superhelden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Carroll
Vom Netzwerk:
begann, das schmutzige Geschirr zu sortieren. »Ich hasse das! Eigentlich müssen alle ihr Geschirr nach dem Essen wenigstens kurz mit Wasser abspülen, damit das Zeug nicht eintrocknet. Macht aber fast keiner!« Während er das Spülbecken mit dampfendem, schäumendem Spülwasser volllaufen ließ, warf er Colin einen Blick zu. »Ich geb dir mal einen Tipp, gratis. In solchen Heimen wie diesem hier ist die Küche ein gefährliches Pflaster. Jede Menge scharfe Kanten und heiße Oberflächen. Da passiert leicht mal ein Unfall. Hast du geschnallt, was ich damit sagen will?«
    »Kein Ort, wo ich mich aufhalten sollte, wenn jemand was gegen mich hat?«
    »Genau. Und jemand kann was gegen dich haben ohne jeden Grund. Deshalb …« Er hob ein großes Brotmesser hoch. »Solche Sachen wäscht man zuallerletzt. Behalte es immer in der Nähe.«
    Colin stutzte. »Ist es so schlimm?«
    »Manchmal.« Nick grinste. »Aber entspann dich, Kumpel. Dieses Haus gehört zu den besseren Heimen. Ich war mal in einem Heim in Tallahassee … Dort haben sie einem Jungen in ungefähr meinem Alter das Gesicht auf die heiße Herdplatte gedrückt, bis es total verbrannt war. Er hatte sich im Fernsehraum in den falschen Sessel gesetzt. Und ein anderer Junge hatte einen Unfall. Er fiel die Treppe runter. An vier verschiedenen Tagen.« Nick tauchte einen großen Topf in das Wasser und begann, ihn zu schrubben.
    »Warum tut niemand was dagegen?«
    »Jesus – du bist wirklich neu hier. Wenn du so was den Betreuern meldest, prügeln dich die anderen Jungen jeden Tag windelweich. Damit musst du eben fertig werden.«
    Er gab Colin den Topf zum Abtrocknen.
    Mit lautem Krachen flog hinter ihnen die Küchentür auf. Colin drehte sich um. Razor und seine Bande standen im Türrahmen und starrten ihn an.
    Die beiden Jungen, die Kartoffeln geschält hatten, schienen sich plötzlich daran zu erinnern, dass sie anderswo einen ganz dringenden Termin hatten, und verschwanden geräuschlos aus der Küche.
    Nick fluchte leise. Er griff nach dem Brotmesser und hielt es unter dem schaumigen Wasser fest.
    Razor rief durch die Küche: »Hey, du, Neuling! Was starrst du denn so?«
    Colin schluckte. »Nichts …«
    »Wollten nur mal ›Hallo‹ sagen. Dich hier im Haus willkommen heißen und so.«
    »Danke.«
    »Willste nicht mal Pfötchen geben?«, fragte Razor und streckte Colin die Hand hin.
    Colin warf einen Seitenblick auf Nick, aber der hatte nur Augen für das Geschirr.
    »Den brauchst du nicht erst um Erlaubnis zu fragen«, sagte Razor großmütig. »Wie heißt du eigentlich?«
    »Colin.«
    Razor streckte ihm noch einmal die Hand hin. »Nett, dich kennenzulernen, Colin.«
    Zögernd streckte Colin die Hand aus. Razors Hand schien fast doppelt so groß zu sein wie seine eigene.
    Colin spürte eine Schmerzwelle, als der große Junge zu drücken anfing.
    »Hast du ein Problem, Neuling? Ich tu dir doch nicht weh, oder?«
    Colin knirschte mit den Zähnen. »Nein.«
    Er spürte, wie ihm im Nacken der Schweiß auf die Haut trat.
    »Prima. Würde dir doch nie wehtun wollen.« Razor drückte noch fester, und Colin spürte, wie seine Handknochen zu knirschen anfingen.
    Razors Freunde grölten. Einer rief: »Hey, Raze! Ich glaub fast, der mag dir nicht die Hand schütteln.«
    Razor runzelte die Stirn. »Echt? Stimmt das, Neuling?«
    »Nein.«
    »Ah – dann willst du damit also sagen, dass mein Freund lügt?«
    Jetzt reicht’s, dachte Colin plötzlich. Ich bin schließlich nicht einem Mann wie Facade entkommen, nur um mich dann von einer Bande halbwüchsiger Wichtigtuer verprügeln zu lassen. Die sind ja kaum älter als ich! »Lass meine Hand los.«
    »Hey, aber das ist nun wirklich nicht sehr freundlich von dir!«, beklagte sich Razor. »Du verletzt meine Gefühle. Wie willst du das jemals wiedergutmachen?«
    »Gar nicht«, erklärte Colin. »Du bist zäh. Du wirst es schon überleben.«
    Razor lachte plötzlich und lockerte den Griff ein wenig. »Ich glaub fast, dass du mir gefällst, Neuling. Du hast Mumm. Entweder das oder du bist extrem dumm. Mumm – oder dumm.« Er drückte wieder härter zu, wobei sich seine Fingernägel in Colins Handrücken gruben.
    Colin unterdrückte einen Aufschrei. »Ich glaube tatsächlich, dass ich extrem dumm bin. Also, bitte, lass los. Du hast gezeigt, was du kannst.«
    Razor dachte darüber nach. »Ich hab ›bitte‹ gehört, aber ich will ›bitte-bitte‹ hören.«
    Colins Hand schmerzte. Ihm wurde schwindelig vor Schmerzen; sein Magen

Weitere Kostenlose Bücher