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New Heroes - Die Zeit der Superhelden

New Heroes - Die Zeit der Superhelden

Titel: New Heroes - Die Zeit der Superhelden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Carroll
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kam.«
    Colin kam zu dem Schluss, dass er genug gehört hatte. Er rollte sich zur Bettkante und sprang so leise wie möglich hinunter. Schnell zog er Kleider und Schuhe an und schlich aus dem Zimmer.
    Er konnte Nick unten im Fernsehraum hören, der sich dort mit anderen Jungen unterhielt. Auch in anderen Zimmern wurden leise Unterhaltungen geführt.
    Der Flur war leer, auch im Aufenthaltsraum am Flurende war niemand zu sehen.
    Colin blieb stehen und überlegte, welche Möglichkeiten ihm noch blieben. Er konnte im Haus bleiben und hoffen, dass Facade bei der örtlichen Polizei keinen Kontaktmann hatte. Oder er konnte sich absetzen, aber das erschien ihm nicht gerade die beste Option. Schließlich besaß er nur die zehn Dollar, die ihm Marie am Flughafen gegeben hatte, und davon abgesehen, hatte sich seine Lage in keiner Weise verbessert.
    Nein, stimmt nicht, dachte er. Wenigstens kenne ich jetzt Solomon Cords Adresse.
    Er schlich ins Erdgeschoss, huschte an der halb offenen Tür von Trishs Büro vorbei und lief in die Küche.
    Dort fand er eine alte Leinentragtasche und füllte sie mit Proviant, wobei er sich damit beruhigte, dass das kein Diebstahl war – denn wenn diese Sache erst mal vorbei war, würde er alles zurückzahlen.
    Draußen näherte sich Motorengeräusch; ein Auto hielt vor dem Haus an. Zwei Männer saßen im Auto; einer der beiden telefonierte.
    »Ja, Sir«, sagte er eben, »wir sind jetzt vor dem Heim. Wie alt ist der Junge?«
    »Ungefähr dreizehn«, kam eine Stimme vom anderen Ende.
    »Okay.«
    »Beeilt euch. Die echten Bullen sind schon unterwegs. Ihr habt höchstens zehn Minuten. Vermasselt die Sache bloß nicht! Jedes Mittel ist erlaubt, klar?«
    »Alles klar, Sir.« Es piepte kurz, als der Mann den Anruf beendete. Zu seinem Mitfahrer sagte er: »Los geht’s. Der Junge heißt Colin Wagner, ungefähr dreizehn …«
    Ausgerechnet in diesem Augenblick wurde Colins Gehör wieder normal und er hörte nichts mehr außer sein eigenes, panisches Atmen.
    Hektisch schaute er sich in der Küche um. Die Fenster waren mit Eisengittern geschützt und es gab nur eine Tür. Er sah keine Möglichkeit zu fliehen.
    Oder vielleicht doch …
    Er nahm die Tasche und schlenderte in den Flur hinaus. Leise öffnete er die Eingangstür. Im selben Augenblick kamen zwei große, gut gekleidete Männer die Eingangsstufen herauf.
    Colin hielt ihnen höflich die Tür auf.
    »Danke«, sagte einer der Männer.
    »Keine Ursache«, antwortete Colin.
    Er trat ins Freie und schloss die Tür hinter sich. Dann ging er ohne besondere Eile die Treppe hinunter, wandte sich nach rechts, ging noch ein paar Schritte und raste dann davon.
    Allerdings hatte er keine Ahnung, in welche Richtung er gerade lief.
    Am Nachmittag hatte ihm Trish eine Karte der Vereinigten Staaten gegeben, die er genau studiert hatte. Zwischen Jacksonville in Florida und Richmond in Virginia lagen Dutzende anderer Städte. Colin wusste, dass er sich Richtung Norden halten musste, aber wo, bitte, ging es nach Norden?
    Als er das Ende des Straßenblocks erreicht hatte, blieb er stehen und ging im Eingang eines Ladens in Deckung.
    Okay, sagte er sich, jetzt erst mal nachdenken! Im Heim sind die Sonnenstrahlen um vier Uhr nachmittags durch das große Fenster am Ende des Flurs hereingefallen. Das Fenster befindet sich an der Rückseite des Hauses. Das bedeutet, die Rückseite geht nach Westen und die Vorderseite nach Osten. Ich bin vor dem Haus nach rechts abgebogen, also gehe ich jetzt nach Süden.
    Und das heißt: Ich gehe in die falsche Richtung.
    Allerdings wagte er es nicht, noch einmal direkt am Haus vorbeizulaufen, und beschloss daher, um den ganzen Block herumzugehen. An der nächsten Ecke bog er nach rechts ab, rannte eine beunruhigend dunkle und menschenleere schmale Straße entlang und bog dann noch einmal nach rechts ab.
    Und stand plötzlich einer Bande Jugendlicher gegenüber, die bei einem großen, ramponierten Auto beisammenstanden. Es waren ungefähr zehn Jungs, alle älter als er, aber unter zwanzig.
    Einer der Jungen löste sich aus der Gruppe und trat Colin in den Weg. »Wer kommt denn da?« Colin erkannte einen von Razors Bande.
    Die anderen Jungen umringten Colin. »Isser das?«, fragte einer ungläubig. »Dieses Bürschchen soll Razor beinah ’ne Pfote zerquetscht haben? Dieser Winzling?«
    Colin schluckte.
    Jemand stieg aus dem Auto und schob sich durch die Bande. Colin erkannte Razor, dessen Augen gefährlich blitzten. »Der Knabe ist stärker,

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