New Heroes - Die Zeit der Superhelden
schien sich fast umzudrehen.
Und dann zuckte plötzlich jeder einzelne Muskel in seinem Körper.
Razor lachte. »Bist du wirklich sicher, dass ich dir nicht wehtue, Neuling?«
Schlagartig verschwanden die Schmerzen in Colins Hand und Arm, aber er sah, dass die Sehnen und Muskeln an Razors Arm und Handgelenk noch immer angespannt waren. Der Junge drückte immer noch, so stark er konnte.
Colin lächelte freundlich. »Letzte Mahnung, Razor: Lass. Mich. Los.«
»Du willst mir befehlen, was ich tun soll?«
»Genau.«
»Ich hab aber nicht vor, deine Befehle zu befolgen. Erst will ich hören, wie du um Erbarmen bettelst.«
»Dann musst du noch eine Weile warten.« Colin spannte die Muskeln an und begann, Razors Hand zu drücken.
Razors Grinsen verschwand.
In Colins Griff fühlte sich nun Razors Hand wie ein feuchtwarmer Schwamm an. Colin drückte noch stärker.
Razor schnappte nach Luft, die Augen weit aufgerissen. »Jesus! Lass los! Lass los!«
»Jetzt hast du aber meine Gefühle verletzt«, erklärte ihm Colin freundlich.
Zwei von Razors Freunden stürzten herbei und versuchten, Colin von Razor wegzuzerren. Colin drückte noch einmal besonders kräftig zu und ließ Razors Hand los. Razor stürzte mit verdrehten Augen zu Boden; er war in Schweiß gebadet.
Colin trat einen Schritt zurück und schaute einen der Jungen an, der jetzt Colins Arm losließ und rasch zurückwich.
»Hi. Mein Name ist Colin. Magst du nicht auch Pfötchen geben?« Er streckte ihm die Hand hin.
Razors Bande zögerte nur eine Sekunde, dann verschwanden die Jungen im Eiltempo aus der Küche. Colin bückte sich, packte Razor am Oberarm und riss ihn mühelos hoch. »Verschwinde«, sagte er nur.
Razor raste davon, so schnell er konnte.
Colin blickte sich um – Nick starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
»Wie zum Teufel hast du denn das gemacht?«
»Alter Trick. Familiengeheimnis«, erklärte Colin grinsend.
Kapitel 19
Aus ihrem Versteck hoch oben auf einem der Kontrollstege in der Galerie hatte Renata Soliz einen guten Blick über die gesamte Eingangshalle. Die riesigen Stahltore, die in einer Wand eingelassen waren, glitten auf Rollen zusammen und schlossen sich donnernd.
Sie seufzte. Eine Weile hatte sie auf eine Gelegenheit gehofft, irgendwie hinauszugelangen, solange der Eingang noch offen war, aber in der gesamten Anlage wimmelte es förmlich vor bewaffnetem Wachpersonal.
Die Wächter hatten zwei große Autos in die Halle begleitet, die nun anhielten. Die Türen wurden geöffnet. Die Wächter holten einen bewusstlosen Jungen heraus. Er trug Handschellen. Sie legten ihn auf eine Tragbahre und trugen ihn durch einen der Seitengänge davon.
Renata kam der Junge irgendwie bekannt vor, aber sie wusste nicht genau, warum. Außerdem, erinnerte sie sich selbst wäre es völlig unmöglich, dass ich ihn kenne, wenn es tatsächlich stimmt, dass zehn Jahre vergangen sind.
Inzwischen war sie allerdings überzeugt davon, dass die Zeitung keine Fälschung war. Sie hatte weitere Zeitungen, Kalender und sogar Münzen gefunden, und alle hatten ihr bestätigt, dass sie tatsächlich zehn Jahre lang von der Bildfläche verschwunden gewesen war.
Aus den Zeitungen hatte sie noch mehr erfahren. Sämtliche Superhelden waren während oder nach dem Kampf gegen Ragnarök verschwunden. Was aber keinerlei Sinn ergab, war, dass Max Dalton geleugnet hatte, dass das Oberkommando in die Kämpfe verwickelt gewesen war.
Renata wusste, dass das Oberkommando dabei gewesen war, aber aus irgendeinem Grund existierten seine Mitglieder noch.
Vielleicht bin ich nicht verschwunden, weil ich mich gerade in meinem kristallenen Zustand befand, als es passierte. Vielleicht hat sich das, was mit den anderen geschah, bei mir nicht auswirken können, sondern hat mich nur in eine dauerhafte Starre versetzt. Aber warum bin ich jetzt auf gewacht?
Inzwischen hatte man die Türen des zweiten Autos geöffnet. Ein Paar in mittlerem Alter stieg aus; beide trugen Handschellen.
Renata konnte gerade noch einen Aufschrei unterdrücken, als sie die Frau erkannte.
Oh mein Gott! Das ist Energy! Sie lebt also noch! Und der Mann muss dann wohl Titan sein …
Zwar hatte sie Titan noch nie ohne Maske gesehen, aber dieser Mann dort unten sah ihm ähnlich – Größe und Körperbau stimmten, sogar die Haarfarbe, auch wenn der Haaransatz ein wenig zurückgegangen war und sich jetzt ein bisschen Grau an den Schläfen zeigte.
Titan und Energy wurden durch denselben Gang
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