New York für Anfaengerinnen
reinkommen?«
»Wenn’s denn sein muss«, murmelte Zoe und öffnete die Tür.
Justus sah sie prüfend an. »Wir wollten heute noch mal über Sehnsucht sprechen.«
»Also ich persönlich hätte Sehnsucht nach meiner Ruhe.«
»Hast du dich mit Tom ausgesprochen?«
»Eher er mit mir.«
»Und?«
»Und ich weiß auch nicht. Mein Leben ist weitergegangen, Justus. Ich kann nicht zurück nach New York. Ich war zwar nie richtig über Tom hinweg, aber ich habe zumindest beruflich das gefunden, was ich wirklich machen will.«
»Das ist doch schon einmal ein guter Anfang. Ich möchte Sehnsucht nämlich mit dir zusammen machen. Deine Präsentation war echt überzeugend.«
Justus hielt ihr einen fertig ausgearbeiteten Vertrag hin. Zoe nahm ihn, setzte sich aufs Bett und las. Partnerschaftsvereinbarung, stand da als Überschrift in großen schwarzen Lettern über allerlei Klauseln. Unterschrieben war sie von Justus von Schönhoff. Der Vertrag beinhaltete eine neunundvierzigprozentige Teilhaberschaft an Sehnsucht durch Schönhoff Publishing sowie eine zweite Finanzierungsrunde über zwei Millionen Dollar. Zoe, Allegra und Ben würden die restlichen einundfünfzig Prozent unter sich aufteilen. Einzige Bedingung: Justus bestand darauf, Sehnsucht nicht nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz einzuführen, sondern gleichzeitig auf Englisch in den USA. Der Standort für ihr gemeinsames Start-up sollte das Silicon Alley in New York sein.
An der Sache mit der Zusage war dieses Mal kein Mann schuld, sondern ganz allein Zoe selbst. Sie hatte mit Sehnsucht etwas gefunden, an das sie wirklich glaubte. Wofür sie brannte. Sehnsucht war Zoes ganz persönliche Bioeisdielen-Yogaschule-im-tiergeschützten-kenianischen-Dschungel. Sie musste nicht lange darüber nachdenken und unterzeichnete die Partnerschaftsvereinbarung noch auf dem Bett sitzend.
Mit der Unterschrift wurde ihr aber noch etwas anderes klar: Das konnte noch nicht alles sein. Auf die Frage »Was würdest du tun, wenn du keine Angst hättest?« gab es für Zoe nämlich nur eine Antwort. Und die bestand aus zwei Teilen: »Ich würde nach New York gehen, um Sehnsucht aufzuziehen. Und ich würde Tom eine zweite Chance geben.«
Sie sprang auf, ließ Justus einfach im Zimmer stehen, kletterte ein zweites Mal zielstrebig über das Gartenzäunchen zum Nachbarbungalow und klopfte.
»Zoe«, brachte Tom gerade noch heraus, als er sie vor seiner Tür stehen sah.
»Ich kann doch.«
*
Die Aufzugtüren in die Loft an der Wooster Street öffneten sich geräuschlos. Eine Maklerin in einem Ann-Taylor-Kostüm trippelte vor Zoe und Tom her und versuchte, ihnen unnötigerweise ein Apartment schmackhaft zu machen, das so wunderschön war, dass man beim Betreten einfach sprachlos sein musste. Zoe klopfte beim Rundgang mit den Fingerknöcheln heimlich mehrfach gegen die Wände, nur um sicherzugehen, dass sie nicht in der Kulisse eines Hollywoodfilms über junge Wall-Street-Mogule gelandet war. Das Wohnzimmer samt Bulthaupt-Edelstahlküchenzeile schien die Größe und Raumhöhe eines Basketballplatzes zu haben. Die Bäder waren »mit deutschen Armaturen« ausgestattet, wie die Maklerin mehrfach betonte. Hans Grohe hier, Duravit da. Und im offenen Kamin flackerte ein wohliges Feuer.
»Es ist perfekt«, flüsterte Zoe Tom zu. »Wie im Januar auf den Bermudas.«
Tom verzog das Gesicht. Er fand ihren Scherz offenbar nicht so knallig.
»Aber ich bestehe auf Untermieterstatus«, fügte Zoe schnell an. »Ich biete 2.500 Dollar pro Monat. Dafür gehört mir dann eines der drei Schlafzimmer ganz alleine.«
»Es ist unsere Wohnung, Darling. Da musst du keine Untermiete zahlen.«
»Will ich aber!«
»Jetzt sei nicht albern und so unglaublich europäisch-emanzipiert.«
»Bin ich aber.«
Tom lachte. Dann küsste er sie. »Du wirst die wunderbarste Untermieterin südlich des Nordpols sein.«
»Und du musst dringend an der Originalität deiner Metaphern arbeiten.«
Tom zog sein Scheckbuch heraus, schrieb einen Scheck für die erste und letzte Monatsmiete und überreichte ihn der Maklerin. »Wir nehmen das Loft.«
Die Maklerin war solche Aktionen offenbar durchaus gewohnt, verstaute den Scheck in ihrer Brieftasche und holte den Mietvertrag hervor. »Bitte unterschreiben Sie hier.« Bevor sie im Aufzug verschwand, hatte sie noch die Schlüssel auf die Küchentheke gelegt, eine Mini-Flasche Champagner aus der Tasche gezogen und sie auf die Anrichte gestellt. » Congratulations
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