New York für Anfaengerinnen
!«
Tom wartete, bis sich die Aufzugtüren schlossen, dann umarmte er Zoe und hob sie auf die Küchentheke. » Welcome home, Darling .« Er küsste sie. Erst auf den Mund, dann arbeitete er sich seitlich an ihrem Hals hinunter.
»Das erinnert mich an die Hamptons«, hauchte Zoe. »Als Lucia in die Küche kam.«
»Jetzt bringe ich zu Ende, was ich damals angefangen habe. Das verspreche ich dir«, murmelte Tom. »Und weil wir hier noch kein Personal haben, wird uns auch niemand dabei stören.«
*
»Du bist für die Einrichtung zuständig, meine Liebe«, hatte ihr Tom am Morgen nach dem intensiven Testen der Einbauküche erklärt. »Aber ich sage dir eins – alles, nur kein IKEA.«
Und so hatte Zoe, die noch nie eine Wohnung oder ein ganzes Haus von Grund auf eingerichtet hatte, dankbar die Unterstützung von Mimis Interior Designer angenommen. Lara Mulligan war eine kleine, drahtige Frau Anfang fünfzig, die Mimi als no nonsense beschrieben hatte.
»Wenn sie für dich arbeitet, ist sie eine Wadenbeißerin. Sie lässt erst los, wenn das Projekt hundertprozentig perfekt ist. Wenn du allerdings für sie arbeitest, ist sie ein Albtraum. Die Handwerker nennen sie einfach nur the mega bitch .«
Die wadenbeißende mega bitch stand also ein paar Tage später in Zoes und Toms neuem Apartment und begutachtete zufrieden die Räumlichkeiten. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war die Hütte nicht ganz hoffnungslos. Dann rollte sie Pläne mit dem Grundriss des Lofts auf einem Klapptisch aus, den ein schweigender Assistent ihr hinterhergetragen hatte.
»Wo ist Ihr moodboard , meine Liebe?«, fragte sie Zoe etwas ungeduldig.
»Mein moodboard ?«
»Das ist normalerweise der Moment, wo meine Klienten kartonweise Magazinausrisse, mögliche Farbpaletten und Materialien vorlegen, damit ich weiß, in welche Richtung es gehen soll«, sagte sie etwas vorwurfsvoll.
»Oh«, antwortete Zoe peinlich berührt wie ein Zweitklässler, der vergessen hatte, seine Hausaufgaben für die heiß geliebte Lehrerin zu machen. Sie hatte erst einmal ihre neue Nachbarschaft erkundet und sich um die Einrichtung keine Gedanken gemacht. Dazu hatte sie ja schließlich eine Innenarchitektin angeheuert, oder nicht? Gleich am ersten Morgen nach Unterzeichnung des Mietvertrages war sie den Weg vom Loft zum Café Gitane abgegangen. Sieben Minuten und zweiundvierzig Sekunden. Nicht schlecht! Dann hatte sie sich nach einem Supermarkt umgeschaut, aber abgesehen vom Feinkostimperium Dean & Deluca keinen gefunden. Wer in SoHo wohnte, konnte es sich vermutlich leisten, 6,50 Dollar für ein kleines Schälchen Erdbeeren, die vermutlich mit Evian-Wasser gegossen und von peruanischen Jungfrauen gepflückt worden waren, auszugeben. Anschließend war sie mit Mimi und Eros zu einem Welcome-back-Lunch ins Balthazar gegangen.
»Also gut«, rief Lara resigniert. »Wir fahren zu ABC Carpet & Home, dem personifizierten moodboard New York Citys.«
»Ich bin völlig durcheinander«, war alles, was Zoe gerade noch herausbrachte. Sie hatte den gesamten Vormittag über bei ABC so viele Stil-, Farb- und Materialoptionen geprüft und miteinander kombiniert, dass sie überhaupt nicht mehr wusste, was sie eigentlich wollte. Ihr schien, als hätte sie mit Lara jedes einzelne Ausstellungsstück im Conran-Shop im Untergeschoss analysiert, ehe sie durch die Ethno-Pop-Up-Shops im Erdgeschoss mit ihren von tibetanischen Mönchen handgetöpferten Essservices gewandelt waren. Sie hatten handgeknüpfte Teppiche aus garantiert kinderarbeitfreien Familienbetrieben in Augenschein genommen, handgemalte Seidentapeten, Sofas aus zertifiziertem, ökologisch angebautem Holz, Betten, Bettzeug, Lampen und Kandelaber, Vorhänge, Töpfe, Vasen und was ein gut situierter, umweltbewusster New Yorker mit exquisitem Geschmack und vor allem einer Amex-Centurion-Karte ohne Oberlimit sich sonst noch alles in die Wohnung stellen würde.
»Lassen Sie uns erst einmal Mittag essen«, beruhigte Lara sie im Ton einer gütigen Großmutter und bestellte, ohne Zoe zu fragen, einfach zwei Mal das Prix-Fix-Lunchmenü.
Sie saßen im Restaurant ABC Kitchen, das dem Möbelhaus angeschlossen war und dem Star-Koch Jean-Georges Vongerichten gehörte, dessen Küche haute organic war, also edel-bio. Das Restaurant war ganz in Weiß und Holz gehalten, wobei die schweren Deckenbalken, die ein Farmhaus simulieren sollten, früher einmal als Planken auf einem Fischkutter in Maine gedient hatten. Die groben,
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