New York für Anfaengerinnen
einen traumlosen Schlaf.
Als die Sonne untergegangen war und die um die Palmen vor dem Bungalow herumgewickelten Lichterketten in der Dunkelheit glitzerten, wurde Zoe plötzlich vom ohrenbetäubenden Lärm einer Sirene geweckt.
»Feueralarm! Bitte verlassen Sie sofort Ihr Zimmer! Benutzen Sie nicht die Aufzüge, sondern ausschließlich die Treppenhäuser«, befahl eine eindringliche Stimme vom Band.
Zoe schlüpfte schlaftrunken aus dem Bett und tappte zur Tür, die auf ihre Terrasse führte. Es roch nicht nach Feuer, nirgendwo war Hektik, und überhaupt schien alles friedlich zu sein. Sogar der Hotelgast im Nachbarbungalow saß ganz entspannt auf seiner Terrasse und hatte die nackten Füße auf das Geländer gelegt. Zoe überlegte gerade, ob sie geträumt hatte, da strich sich der Bungalownachbar verlegen mit der rechten Hand durch die Haare und sagte: »Hi Stranger.«
Zoe war, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. Sie ließ sich rückwärts in einen Terrassenstuhl fallen. Ihr Herz schlug einen doppelten Rittberger. »Selber Stranger«, war alles, was sie herausbrachte.
Tom grinste nur.
Zoe zog die Beine auf den Sitz hoch, umarmte sie und deponierte ihr Kinn auf den Knien. Dabei ließ sie keine Sekunde den Blick von ihm. »Was machst du hier?«, fragte sie leise.
»Hoffen«, antwortete er und lächelte dieses charmant-schiefe Lächeln, das indiziert gehörte.
»Das mit dem Feueralarm warst du, nicht wahr?«
Er nickte.
Sie nickte ebenfalls. »Geht doch nichts über gnadenlose Einfallslosigkeit.«
»Ich fand es eigentlich ziemlich genial«, sagte McNachbar, aber sein Gesichtsausdruck verriet, dass der Master of the Universe plötzlich unsicher war.
»Du hast Justus vorgeschickt, nicht wahr?«
»Nur ein bisschen. Er ist tatsächlich auch an Sehnsucht interessiert.«
»Und an was bist du interessiert?«
»An dir.«
Zoe schüttelte matt den Kopf. »Dafür ist es leider zu spät, mein Lieber. Das hättest du dir früher überlegen müssen.«
Tom sprang auf, machte einen Schritt auf Zoe zu, hielt dann aber inne. Zoe hatte warnend die Hand gehoben. Stopp! Keinen Schritt weiter! Sie fühlte sich wohler – und auch ein bisschen sicherer – mit der Distanz und dem Gartenzaun zwischen ihnen beiden. Tom ließ sich geschlagen wieder in seinen Gartenstuhl fallen.
»Es tut mir so unendlich leid, Zoe«, sagte er dann und sah ihr in die Augen. »Ich hätte es dir sagen sollen.«
Zoe Schuhmacher hatte sich diese Szene in den vergangenen Wochen immer wieder ausgemalt. Wie er zu ihr zurückkommen und sich entschuldigen würde. In ihrer Vorstellung war sie dann wütend aufgesprungen, hatte ihn angeschrien und ihm irgendeinen Gegenstand treffsicher an den Kopf geworfen. Eine Vase oder so etwas. Aber das passierte anscheinend nur in Filmen. Jetzt wiederholte sie einfach nur resigniert: »Es ist zu spät Tom.«
Er sah sie nachdenklich an und murmelte: » It’s only over when it’s over. « Dann bat er sie eindringlich: »Hör mich wenigstens an.«
Zoe nickte nur.
»Unser kleines Geplänkel an dem ersten Morgen war eigentlich nur eine weitere Jagdtrophäe für mich«, gestand er. »Eine Kerbe in meiner imaginären Bettkante. Da stand eine attraktive Unbekannte vor meiner Tür …«
»… nur in Unterwäsche bekleidet«, unterbrach ihn Zoe.
»Genau. Und es hat sich halt so ergeben«, fuhr Tom fort. »Als ich dann während des Frühstücks erfahren habe, dass du zukünftig für mich arbeiten wirst, war mir das in der Euphorie des Moments egal. Ich dachte, wir kriegen das später schon irgendwie wieder hin.«
»Aber?«
»Aber je länger ich an diesem Sonntag über dich nachgedacht habe, desto besser hast du mir gefallen. Du warst so anders als die Frauen, die ich normalerweise gedated habe. Selbstbewusst, witzig, und du warst nicht so wahnsinnig bemüht, mir zu gefallen.«
»Ja, ist schon gut, Romeo«, sagte Zoe, die auf nachgereichte Liebeshymnen auf sie selbst nun wirklich keine Lust hatte. »Komm zur Sache.«
»Und deshalb bin ich dir fortan aus dem Weg gegangen.«
Zoe kam sich vor, als hätte sie die entscheidenden zwei Handlungsminuten eines komplizierten Thrillers verpasst, weil sie eben mal in der Küche ein Glas Wasser holen gegangen war, oder aufs Klo. »Wie? Ich dachte, du fandest mich attraktiv?«
»Nicht nur das, Zoe. Ich fand dich einfach zu gut für mich. Ich hatte gerade eine böse Trennung hinter mir und die Scheidung eingereicht. Ich wollte nicht, dass du in diese ganze
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