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New York für Anfaengerinnen

New York für Anfaengerinnen

Titel: New York für Anfaengerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Remke
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sicher, dass die Geliebte in dieser Minute in Nates Apartment sei. Da war Tom neugierig geworden und machte einen spontanen Besuch, wobei er nicht nur die vermutete Liebhaberin vorfand, sondern zu seiner Verblüffung entdeckte, dass es sich bei selbiger auch noch um seine spärlich bekleidete Gattin handelte, die eigentlich auf einer Schönheitsfarm in der Schweiz hätte weilen sollen. Er kündigte bei Plachette in London und nahm den CEO-Job in New York an, den Verlegerin Schönhoff ihm schon mehrfach angeboten hatte. Noch bevor er das Flugzeug bestieg, reichte er die Scheidung ein.
     
     
    *
     
    So saßen Tom und Zoe über eine Stunde und unterhielten sich, säuberlich voneinander getrennt, über den Gartenzaun hinweg, bis Tom schließlich aufstand und ganz pragmatisch fragte: »Zu dir oder zu mir?«
    Zoe kletterte über den Zaun, und Tom hängte das »Bitte nicht stören«-Schild an seine Bungalowtür.
»Warum hast du mir das nie erzählt?«, wollte Zoe wissen, als sie auf Toms Bett lag und er ihr gegenüber im Korbstuhl saß.
    »Irgendwie schien der Zeitpunkt nie richtig, und irgendwann war es dann ganz klar zu spät. Außerdem hatte ich fest vor, ein Mal in meinem Leben etwas richtig zu machen mit einer Frau. Deshalb war ich wirklich entschlossen, die Freundschaftsnummer mit dir durchzuziehen.«
    »Woran du kolossal gescheitert bist.«
    Tom grinste. »Woran du ja nicht gerade wenig Mitschuld hast.«
    Zoe musste lachen, aber sie verstand Toms Logik immer noch nicht ganz. »Und warum bist du dann nicht nach Deutschland geflogen, um die Sache mit mir zu klären?«
    »Glaub mir, ich war die letzten Monate so oft in Deutschland, dass Lufthansa mir mittlerweile eine Senatorkarte angeboten hat.«
    Zoe traute ihren Ohren nicht. »Und was hast du da bitte gemacht?«
    »Ich habe mich vergewissert, dass es dir gut geht.«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe gesehen, wie du im Media Markt voller Vorfreude die Computerausrüstung für dein neues Projekt gekauft hast. Ich habe gesehen, wie du mit deinem Ex-Freund beim Italiener essen warst. Und ich habe gesehen, wie du dem armen Kerl am Bahnhof vor allen Leuten eine Riesenszene gemacht hast.«
    Zoe hatte Mühe, diese ganzen Informationen zu verarbeiten. Sie wusste nicht, ob sie sich geschmeichelt fühlen oder bei der nächsten Polizeistation Anzeige erstatten sollte. »Tom, so was nennt man Stalking. Das ist strafbar. Du hattest kein Recht …«
    »Ich würde hier nicht sitzen«, unterbrach er sie mit ernster Miene, »wenn ich nicht wüsste, dass du unglücklich warst in Deutschland. Ich sitze hier nur, weil ich mit eigenen Augen gesehen habe, dass deine Flucht in die Vergangenheit nicht funktioniert hat.«
    »Und was wäre gewesen, wenn du mich glücklich vorgefunden hättest?«
    »Dann hätte ich dich für immer in Ruhe gelassen.«
    Tom stand auf und setzte sich neben sie auf die Bettkante. »Zoe, ich bin sehr froh, dass du nicht glücklich warst. Komm wieder nach New York zu Schönhoff zurück. Und zu mir. Bitte!«
    Zoe sah ihn lange an und schüttelte dann langsam den Kopf. »Ich kann nicht, Tom.« Dann verließ sie sein Zimmer.

 
    Zoe war klar, dass sie nicht zu VISION nach New York zurückgehen konnte. Dieses Kapitel ihres Lebens war abgeschlossen, da war sie sich ganz sicher. Was Tom anbetraf, war sie nicht so sicher. Konnte, oder besser gesagt, wollte sie ihm jemals wieder vertrauen? Im Grunde hatte er sie ja nicht angelogen. Er hatte nur nicht die ganze Wahrheit erzählt.
    »Jetzt red dir die Sache nicht auch noch schön, blöde Kuh«, rügte Zoe sich selbst.
    Im Grunde war es ihr ein kleines bisschen peinlich, dass sie damals so Hals über Kopf aus New York abgereist war, ohne ihm die Chance zu geben, sich zu erklären. Aber sie war in diesem Moment, unter dem Vordach des Chrysler Building, tatsächlich felsenfest davon überzeugt gewesen, einem dieser Serientäter aufgesessen zu sein, die sich Geliebte in diversen Städten oder gar Ländern hielten und in perfiden Parallelwelten lebten. So wie sie es für ihr Geliebten-Feature recherchiert hatte.
    Die alles entscheidende Frage blieb dennoch die gleiche: Konnte sie Tom jemals wieder vertrauen? Und wenn ja: Würde sie ihr restliches Leben dann immer in Angst verbringen, dass er sie noch einmal hintergehen würde?
    Ein Klopfen an ihrer Hotelzimmertür unterbrach ihre Grübelei.
    »Ja bitte?«, rief Zoe durch die Tür. Sie hatte jetzt eigentlich keinen Bedarf nach Besuch.
    »Ich bin’s, Justus. Darf ich

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