New York für Anfaengerinnen
klar lackierten Tische waren aus den hölzernen Querstreben einer ehemaligen Eisenbahntrasse gezimmert, das bunt zusammengewürfelte Silberbesteck stammte aus mehreren Gutshausauflösungen. So stand es jedenfalls in der Speisekarte, die selbstverständlich auf hundertprozentigem Recycling-Papier gedruckt war.
Zoe und Lara aßen gegrillte Calamari im Bretzel-Mantel, gefolgt von einer Mini-Pizza mit Minze, Miesmuscheln und feuerscharfen Chilischoten und als Nachtisch ein Ice Cream Sundae mit gesalzenem Caramel-Popcorn. Alles bio, alles CO 2 -neutral und alles fantastisch.
Als Zoe endlich wieder klar denken konnte, schaute sie sich noch einmal um und sagte zu Lara: »Genau das will ich auch. Nachhaltig, natürlich, schlicht und sexy.«
Den restlichen Nachmittag stellten die beiden dann ein moodboard mit Katalogausrissen, Stoff- und Holzproben sowie diversen Handyfotos von Ausstellungsstücken bei ABC und Elementen aus ABC Kitchen, die Zoe gefielen, zusammen. Der immer noch schweigende Assistent schaffte es, auf wundersame Weise die Handyfotos irgendwo im Möbelhaus auch noch auszudrucken. Man kannte sich offenbar. Und zwei Wochen später war Zoes und Toms Apartment komplett eingerichtet in einem Stil, den Zoe Urban Zen taufte.
*
»Wir sollten heute Abend eine spontane Einweihungsparty machen«, sagte Zoe, entwirrte sich aus Toms morgendlicher Umarmung und drehte sich im Bett um, sodass sie ihn anschauen konnte. Die erste Nacht im neuen Loft war etwas schlaflos verlaufen, woran das Ligne-Roset-Bett – und nicht nur das – schuld war. Es ist schon erstaunlich, dachte Zoe amüsiert und gähnte herzhaft, welche Anziehungskraft Aufzüge, naturbelassene Esstische und vor allem Duschen mit Wasserfallduschköpfen haben konnten.
»Das ist doch viel zu kurzfristig.« Tom streckte sich faul. »Erstens kriegst du niemals heute noch einen Caterer, und zweitens lasse ich dich nicht aus dem Bett.«
»Wozu brauchen wir denn einen Caterer? Wir kochen selbst, du Snob.«
»Och nein, nicht schon wieder die Prekariatsnummer«, maulte Tom, bis Zoe ihm die Bettdecke über den Kopf zog.
»Wir gehen zu Dean & Deluca zum Einkaufen, du verzogenes Privatschulgör. Die nehmen dort garantiert keine Essensmarken, sondern nur schwarze Amex-Karten.«
Als sich abends die Aufzugtüren zum ersten Mal öffneten, spazierte ein schwer bepackter Eros heraus. Er sah Zoe in der offenen Küche stehen, legte einen Zahn zu und schmiss sich ihr, nachdem er die Tüten abgeworfen hatte, um den Hals.
»Ich vermisse dich, du Süße!«, rief er und knutschte sie lautstark auf die Wange. »Ich kann es gar nicht abwarten, kommende Woche in dein Team zu wechseln. Der Stuhl vom Papst ist übrigens angesägt. Er hat ganz schlechte Auflagenzahlen mit seinen ersten beiden Heften eingefahren, und die Klicks auf StyleChicks sind ohne dich dramatisch gesunken.«
Zoe lachte, drückte ihn fest und drehte Eros dann mit beiden Händen um zu Tom, der hinter ihm am Bartresen lehnte und mit einer nach oben gezogenen Augenbraue interessiert zuhörte.
»Ihr zwei kennt euch ja schon. Eros, das ist Tom. Tom – Eros.«
»Hmhm«, murmelte Eros etwas verlegen und ließ die Tüten sinken. »Das mit dem angesägten Stuhl ist natürlich nur ein böses, böses Gerücht, dem jede Substanz fehlt.«
»Ist es das?«, fragte Tom amüsiert.
»Aber natürlich. Ganz sicher. Auf jeden Fall«, antwortete Eros hastig.
»Jetzt mach hier nicht auf Chef, Tom, und meinen armen Eros total nervös«, ging Zoe dazwischen. »Alles, was heute Abend hier gesprochen wird, bleibt unter uns dreien.«
Eros schien die Verschwiegenheitsregel sehr zu erleichtern. Er kramte in seinen Tüten und zog feierlich eine veilchenfarbene Schachtel nach der anderen heraus. »Schaut mal, was ich euch mitgebracht habe. Macarons von Laduree in Fleur d’Orange, Framboise und Cassis Violette.«
»Französische Macarons?«, fragte Zoe erstaunt.
»Macarons sind die neuen Cupcakes«, belehrte Eros sie. »Unter welchem Felsbrocken hast du denn bisher gelebt? Cupcakes sind soooo letztes Jahrzehnt.«
Dann ging die Aufzugtür erneut auf, und Justus und Mimi traten ein. Justus trug vier Flaschen Champagner in Händen, und Mimi hielt ein in Hanf eingeschlagenes Etwas von der Größe eines Fußballs im Arm.
» Hi everyone «, rief Justus und umarmte einen nach dem anderen. »Mimi und ich haben uns rein zufällig unten auf der Straße getroffen. Nur, um irgendwelchen Gerüchten zuvorzukommen.«
»Keine Angst,
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