New York für Anfaengerinnen
Justus, Mimi interessiert sich nur für verheiratete Männer«, winkte Zoe lachend ab.
Justus schaute sie fragend an.
»Erklär ich dir später.«
Währenddessen begrüßte Mimi Tom. »Gut siehst du aus, Fiorino. Die traute Zweisamkeit bekommt dir. Wer hätte das gedacht.« Dann umarmte sie den mindestens zwei Köpfe kleineren Eros. »Ich habe dich vermisst, Loverboy. Wann hatten wir das letzte Mal …«, sie macht eine bedeutungsschwangere Pause, »… Lunch?« Schließlich drehte sie sich langsam um die eigene Achse und schaute sich um. »Es ist wunderwunderschön geworden, Zoe. Das Apartment, das bist ganz du.« Dann drückte sie ihr das Hanfpaket in die Arme. »Mein Einweihungsgeschenk.«
Zoe öffnete die Verpackung und es kam eine asiatische Götterstatue aus weißem Marmor in Form eines übergewichtigen Elefanten mit sechs Armen zum Vorschein. »Mimi, den habe ich schon bei ABC gesehen. Er ist großartig – und kostet ein Vermögen«, rief Zoe und umarmte Mimi.
»Papperlapapp. Nicht mehr als meine letzten Louboutins. Es ist ein Ganesh. Er ist dazu da, alle Hindernisse im Leben aus dem Weg zu räumen.«
»Ist er auch für Schwiegermütter zuständig?«, flüsterte Zoe ihr ins Ohr.
»Du meinst Hexen? Wie Kitty?«, fragte Mimi belustigt.
»Hmhm«, murmelte Zoe.
»Ich denke schon. Wenn du ihn nett bittest. Wieso?«
»Ich bin ganz hochoffiziell auf ihr Sommerfest in die Hamptons geladen. Und irgendwie graust es mir davor, die bornierte Schachtel wiederzusehen, nach all dem, was in den letzten Monaten vorgefallen ist.«
»Ach was. Wir werden eine Menge Spaß haben.«
»Wir?«
»Ich komme auch.«
Beim Dinner drehte sich dann alles um die Einführung von Sehnsucht .
»Ich habe zudem noch ein bisschen mit den Themen experimentiert«, berichtete Zoe. »Ich glaube zwar fest an das Zurück-zum-Wesentlichen-Konzept, bin aber mittlerweile der Meinung, dass wir mit einer weniger hausfraulichen Geschichte als Lavendel aufmachen sollten.«
»Was denn?«, fragte Mimi provozierend. »Zitronenmelisse?«
Zoe ignorierte sie einfach. »In unserer Gesellschaft besteht ein dringender Bedarf nach Entschleunigung. Wir haben jetzt einen sehr guten Beitrag zum Thema bewusste Rückkehr zur Langsamkeit. Überschrift: »Stress als Statussymbol«. Unterzeile: »Warum man öfter mal abschalten sollte – und wo man den Schalter findet.«
MAI
Amerikanische Gastfreundlichkeit oder: Wie benehme ich mich richtig?
Amerikaner sind extrem freundliche Menschen, die ihre Mitmenschen ständig auf einen Drink, zu sich nach Hause zum Dinner oder übers Wochenende in ihr Sommerhaus einladen. Wenn sie es denn auch so meinen, also schätzungsweise nach der fünften bis siebten Einladung, sollte der deutsche Gast Folgendes beachten:
Der US-Gastgeber führt kein Restaurant. Während deutsche Gäste das königliche Küchenreich der Dame des Hauses kaum zu betreten wagen, bieten amerikanische Gäste ständig an, den Tisch zu decken, das Gemüse zu schnippeln, die Spülmaschine einzuräumen – und tun dies auch. Dinner ist immer eher ein Gemeinschaftsprodukt. Ausnahme: Irgendwelche WASP-Veranstaltungen mit Bediensteten.
Der US-Gastgeber führt auch kein Hotel. Wer irgendwo übers Wochenende eingeladen ist, bietet zumindest an, die benutzte Bettwäsche abzuziehen und die Handtücher in die Wäschekammer zu bringen, oder tut es ganz automatisch.
Der US-Gastgeber freut sich über Mitbringsel. Am besten vorher absprechen, was gebraucht wird. Wein? Bier? Einen selbstgemachten Nachtisch? Nicht knausern: Am besten alles drei!
Nach dem überschwänglichen mündlichen Dank für Dinner oder Wochenende ist eine handschriftliche Dankeskarte üblich. E-Mail geht nur, wenn man den Gastgeber sehr gut kennt.
( New York für Anfängerinnen , S. 49)
»Meinst du nicht, deine Mutter sollte auf eurem Landsitz in den Hamptons einen Bio-Gemüsegarten anlegen?«, fragte Zoe Tom, als sie am Freitagabend vor Memorial Day im Fond seines schwarzen Towncar saßen und mit Tausenden von anderen Wochenendlern auf dem Long Island Expressway im Stau standen. »Ich meine, anlegen lassen. Von irgendeinem fürchterlich berühmten Gartenbauarchitekten?«
Tom lachte. »Du machst mir mittlerweile echt Angst, Zoe, mit deiner absoluten Hingabe für dein neues Projekt.«
»Ich habe übrigens ein Gastgeschenk für deine Frau Mama besorgt«, wechselte Zoe schnell das Thema.
»Super. Das ist sehr aufmerksam von dir.« Tom starrte gedankenverloren auf den Stau
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