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New York für Anfaengerinnen

New York für Anfaengerinnen

Titel: New York für Anfaengerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Remke
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hier feilgebotenen Art haben konnten, außer sie bastelten in ihrem Studentenwohnheim gerade am Nachfolger von Facebook.
    »Die kommen nur wegen der kostenlosen Häppchen«, erklärte Mimi. »Und weil wir beim Alkoholausschenken nicht wie jede normale Bar die Ausweise kontrollieren.«
    »Wirklich? Und warum schmeißt du sie dann nicht raus?«
    »Solange sie hübsch sind und sich ordentlich benehmen, passen sie gut in die Mischung. Sie senken schließlich den Altersdurchschnitt um gute zwanzig Jahre«, sagte sie und prostete Zoe so übermütig zu, dass diese Angst bekam, eines der beiden Champagnergläser könnte es nicht überleben.
    »Hast du schon einen Bubbly zu viel, Mimi? Die Galeristin sollte nicht betrunken sein, bevor sie alle Werke an den Mann gebracht hat, oder?«
    »Schon geschehen«, antwortete Mimi.
    »Was? Dass du betrunken bist oder alle Frists verscherbelt hast.«
    »Dominik Gunn hat sie alle gekauft. A-l-l-e!«
     
    *
     
    Gute hundert Kilometer lagen zwischen New York und dem Städtchen Greenwich im angrenzenden Bundesstaat Connecticut. Wenn man diese Distanz allerdings in einer mit Champagner und Chauffeur ausgestatteten schwarzen Stretchlimousine zurücklegte, wirkte es nur halb so weit. Gewöhnungsbedürftig war lediglich, dass man in einer solchen Stretchlimo seitlich zur Fahrtrichtung saß, und an der Decke die Beleuchtung ständig von Silber auf Gold und Silberrotgold wechselt, wie bei einer Disco-Orgel.
    Zoe hatte den Kopf an Mimis Schulter gelehnt und sah durch die verdunkelten Scheiben schemenhaft die Piers des Hudson Rivers an ihr vorbeischwirren. Sie fuhren den West Side Highway hinauf Richtung Norden. In der Limo herrschte eine Stimmung wie nach einem Fußballweltcupsieg und der anschließenden Party. Das üppige Adrenalin war abgefeiert und eine zutiefst zufriedene, schwerelose Stille lag über den Passagieren.
    Dominik Gunn tätschelte träge den makellosen Oberschenkel seiner Angetrauten, den Zoe nicht weiter zu betrachten wagte, weil sie ziemlich sicher war, dass diese unter ihrem knappen Chiffonkleidchen keine Unterwäsche trug. Durch den dünnen Stoff war jedenfalls nichts auch nur ansatzweise zu sehen.
    »Hast Du Oscar verständigt, Darling, dass er uns und unseren Gästen ein Mitternachtsdinner zaubert?«
    »Das Personal steht selbstverständlich bereit«, hauchte Darling ihrem Dominik ins Ohr.
    »Dominik Gunn ist einundvierzig Jahre alt, neun Milliarden Dollar schwer und rangiert damit auf Platz 35 der reichsten Männer Amerikas«, hatte Mimi Zoe beim Einsteigen in die Limo zugeflüstert. »Er verwaltet einen Hedgefond und wettet auf allerlei Zeugs, wie den Niedergang des Euros, die Pleite Griechenlands oder den Einbruch der Goldpreise – vermutlich aber auf alle drei gleichzeitig. Er ist einer der aggressivsten Kunstsammler des neuen Jahrtausends und kauft ausschließlich Trophäen-Kunst. »
    Und dann noch eine Spur leiser: »Angeblich verdient er eine Milliarde Dollar im Jahr.«
     
    Der Chauffeur verließ den Highway Ninety-Five und bog auf eine unbeleuchtete Landstraße ab. Die hohen Bäume am Straßenrand warfen schwarze Schatten auf die Fahrbahn. Es war Vollmond. Wenig später stoppte der Fahrer an der heruntergelassenen Schranke eines Wachhäuschens. Der Wachhabende winkte höflich ins Innere, obwohl er wegen der verdunkelten Scheiben gar nicht ausmachen konnte, ob da wirklich jemand drin saß. Man kannte sich eben. Die Anfahrt zum Haus dauerte dann noch einmal geschätzte vierhundert Kalorien – so viel würde man wohl verbrennen, wenn man die Strecke hätte joggen müssen.
    Als Zoe aus dem Fond der Limo ausstieg, war sie schlagartig wieder wach. Wie für einen Hollywood-Dreh beleuchtet prunkte vor ihr ein schlossähnliches Gebäude mit – ja, wie hieß das doch gleich – mit Flügeln, mit richtigen Seitenflügeln. Sie kam sich vor, als wäre sie wahrhaftig vor dem Buckingham Palace gelandet. Das uniformierte Personal stand adrett vor jeweils einer Säule positioniert Spalier und wartete darauf, den Gästen die Garderobe abzunehmen. Für jede Jacke ein Hausmädchen.
    »Wir verzichten ausnahmsweise auf eine Hausführung, meine Lieben«, kündigte Gunn an, als sich alle erfolgreich in der Bibliothek eingefunden hatten, die es locker mit einem Leseraum der New York Public Library aufnehmen konnte.
    »Gott sei Dank«, murmelte Mimi und nahm sich einen Drink von einem Tablett, das ihr ein Butler wortlos präsentierte. »Das letzte Mal bin ich fast verhungert, als Dominik

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